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Mordsschock (German Edition)

Mordsschock (German Edition)

Titel: Mordsschock (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Hoffmann
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Jedenfalls habe ich auf den Wegen Reifenspuren gefunden, die von einem oder mehreren Autos stammten. Und zwar nicht an der Stelle, wo die Kieslaster fahren, sondern mitten im Biotop.“
    Vor einigen Wochen hätte ich Frau Hanselmann begeistert festgenagelt, um sie im O-Ton zu zitieren. Aber nun, wo ich Zusammenhänge zwischen Gottesanger und toten Politikern vermutete und die Gefahr am eigenen Leib zu spüren bekommen hatte, blieb ich vorsichtig.
    Pranges Tod ließ sich nicht als Selbstmord verschleiern. Sein Mörder könnte die gleiche Person sein, die auch die anderen auf dem Gewissen hatte. Prange? Ich musterte die energische Frau vor mir. Schreckte sie in ihrem Kampf für die Natur vor Gewalttaten nicht zurück? Als Oscars Mörderin hatte ich sie bereits verdächtigt, weil ich ihren Artikel abgelehnt hatte. Nur, warum sollte sie vorher versucht haben, mich aus dem Weg zu räumen? Oder Christine Riecken? Das Puzzle passte nicht. Obwohl sie sicher großen Hass auf die Politiker empfand.
    „Interessant, Frau Hanselmann! Ich werde der Sache nachgehen. Was sagen Sie zu dem Tod von Herrn Prange?“ Gespannt beobachtete ich sie.
    Ihre von der vielen frischen Luft und gesunden Ernährung gerötete Gesichtshaut verfärbte sich nicht, und ihre aufmerksamen grünen Augen hafteten weiter auf meinen. „Gott, natürlich schrecklich! Wenn man bedenkt, dass in Rosenhagen ein Mörder herumläuft. Nur, ich sage Ihnen, hinter allem steckt System. Bloß auf mich hört ja niemand. Ihre Zeitung stellt sich ja auch auf die Seite der Geier, die am lautesten krächzen. Ist es nicht so?“ Aggressiv blinzelte sie mich an.
    „Äh, wir haben unsere Vorschriften. Was meinen Sie damit, hinter allem steckt System?“
    „Minderheiten werden zum Schweigen gebracht. Dieser Prange zum Beispiel war der Einzige von diesem ganzen Politikergesocks, der bereit war, sich mit mir zu treffen. Ich habe ihm die möglichen Auswirkungen der Bebauung des Gottesangers auf die Natur geschildert. Und er hat mir wenigstens zugehört.“
    Ich atmete tief durch, um vor Frau Hanselmann meine Aufregung zu verbergen. Scheinbar gleichgültig bohrte ich weiter: „Und was hat Herr Prange dazu gesagt?“
    „Das Gleiche wie Sie. Er faselte was von Vorschriften und so. Das, was angepasste Feiglinge so labern. Ausreden, nichts als Ausreden! Nur weil die Leute zu bequem sind. Meine Protestgruppe hat sich auch aufgelöst. Das System hinkt, und die Natur leidet. Aus Faulheit werden wir alles kaputt machen. Beim mangelhaften Mülltrennen fängt es an!“

Kapitel 24
     
    Petrus hatte dem Sommer auf die Finger geklopft. Er meldete sich mit Altweibertemperaturen zurück. Frühmorgens hingen dichte Nebelschwaden über Rosenhagen. Zwischen den Bäumen glitzerten Spinnennetze. So fein durchsichtig in der Luft flirrend, dass ich verschlafen nach einer durchwachten Nacht im Kampf gegen surrende, blutlüsterne Mücken, prompt mit dem Kopf ins Netz ging. Dann brannte die Sonne den Nebel mit voller Wucht weg.
    Gegen Mittag umhüllte die Hitze die kleine Stadt wie eine Dunstglocke, unter der alle nach Luft rangen.
    „Komm mit aufs Wasser! Nur eine halbe Stunde, und du kannst durchatmen.“ Ken überredete mich zu einer Bootspartie auf der Tale. Soeben lief mir ein kleiner Sturzbach die Unterschenkel hinunter, und von meiner Nasenspitze, auf der die Sonnenbrille wie festgeschweißt pappte, tropfte es. Ich leistete keinen Widerstand.
    „Hat sich Prange jemals gegen eure Pläne mit dem Gottesanger geäußert?“, fragte ich, während wir den Weg hinterm Rathaus hinunter zum Bootsanleger schlenderten.
    „Wie kommst du da drauf? Ich mochte ihn zwar nicht besonders, aber er war kein Idealist und wusste genau wie wir, dass die leeren Stadtkassen das Geld aus den Grundstücksverkäufen bitter nötig haben.“
    „Vergiss es!“ Ich hatte keine Lust, auf dem Thema weiter herumzutrommeln, weil Ken nie viel auspackte und wir wieder Gefahr liefen, uns deswegen zu streiten. Es war zu warm.
    Träge ließ ich mich in einem der kleinen Holzboote, die man am Anleger mieten konnte, über den Fluss rudern. Die Bäume am Ufer warfen lange Schatten, sodass es angenehm kühl war. Im Wasser spiegelten sich die Farben der Blätter und mixten sich zu einem geheimnisvollen Grünbraun, das an manchen Stellen abrupt von einem schrillen Gelb durch einfallendes gleißendes Sonnenlicht zerschnitten wurde. Das Wasser roch nach verwesenden Pflanzenteilchen und Moder.
    Wir glitten an verwunschenen, kleinen Gärten,

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