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Mordsschock (German Edition)

Mordsschock (German Edition)

Titel: Mordsschock (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Hoffmann
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wohl die Polizei.
    „Wo waren Sie?“, bohrte ich wie eine hartnäckige Kripobeamtin.
    „Im Haus.“
    Wie sollte ich diese Frau zum Reden bringen? „Machen Sie ein Interview!“ , hatte Wagner angeordnet. Wie der sich das vorstellte!
    Die Schneiderin ließ ihren Kopf hängen und kraulte gedankenverloren einen ihrer Hunde. Seine grauen Barthaare zuckten, die Rute schlug unruhig auf den Boden, während er vor ihren Füßen lag und schlief.
    „Haben sich die Hunde an dem Tag nicht ungewöhnlich verhalten, weil sie draußen etwas gewittert haben?“
    „Nein, die waren drin bei mir.“
    „Hatte Herr Prange Feinde?“
    Die Alte lachte verbittert.
    Eine normale Reaktion, die mich aufatmen ließ. Offensichtlich war es mir jetzt gelungen, sie aus ihrer Teilnahmslosigkeit zu wecken.
    „Wer mochte den schon?“, stieß sie abfällig hervor. „Der hat nichts als Ärger gemacht. Simone hat er jahrelang betrogen. Und die ganzen anderen Frauen, die behandelte er auch nicht besser. Intelligente Frauen. Eine war aus seiner Partei, eine Politikerin. Aber Simone, die war nett. Als die bei ihm wohnte, hatte ich meine Ruhe.“ Die Alte schwelgte in Erinnerungen.
    „Ist Simone Pranges Exfrau?“
    Ihr Kopf wackelte bestätigend.
    „Und die Politikerin? Kennen Sie ihren Namen?“ Ich witterte eine neue heiße Spur.
    „Karen Osgood.“ Mit erstaunlicher Schnelligkeit floss der Name über ihre dünnen Lippen, als ob sie diese beiden Worte in der Untersuchungshaft trainiert hätte.
    Ehe ich nach Pranges Affären fragen konnte, wimmerte sie vor sich hin. Wie bei ihren Hunden drangen winselnde Töne aus ihrem Mund. Sabber floss hinterher. Er tropfte einem der Hunde auf den Kopf.
    Sofort schüttelte das Tier sich.
    Sie registrierte nichts. Es hatte jetzt den Anschein, als ob ein Schleier ihr Gesicht verhüllte. Ihr Geist verwirrte sich. Aus einem Moment der Klarheit flüchtete sie in ihre Traumwelt. Diese traurige Wandlung vollzog sich wie ein abruptes Schauspiel vor meinen Augen.
    „Sie waren alle da. Wie immer waren sie da“, stammelte sie zwischen ihrem Gewimmer.
    „Wer?“
    Ihr Kopf sank auf die Brust, als ob sie schlafen wollte.
    Ich nahm zwar miserables Material für ein gutes Interview mit, dafür aber einen neuen Namen, der in einem Zusammenhang zu Prange stand.
     
    Aufgeregt fuhr ich in die Redaktion zurück und suchte Jelzick. Der hatte aber kein Ohr für meine Neuigkeiten, weil sein Rechner abgestürzt war.
    „Was ist? Haben Sie das Interview fertig?“, trieb Wagner mich zur Eile an und blickte demonstrativ auf seine Uhr.
    Also hackte ich die Fragen und dürftigen Antworten in meinen Rechner. Pranges Frauengeschichten ließ ich aus.
    Es war spät, als ich endlich mit Jelzick sprechen konnte.
    „Gibt es was Neues im Mordfall?“, horchte ich ihn aus.
    „Nein, sieht so aus, als ob die nicht nur mauern, sondern wirklich nichts haben.“
    „Die gehen falsch ran. Weißt du, dass Prange als Einziger von den etablierten Politikern in punkto ‚Gottesanger‘ liberaler dachte? Zumindest hörte er dieser Frau Hanselmann und ihren Umweltgeschichten zu. Das hat niemand außer ihm getan.“
    „Und was beweist das? Hat er sich offiziell gegen eine Bebauung eingesetzt?“
    „Nein“, gab ich zu. „Es gibt noch einen Punkt, wo man ansetzen muss. Bei Pranges Frauengeschichten! Sein Ende in Unterwäsche könnte ein weiblicher Racheakt gewesen sein.“
    „Willste eine?“ Gelassen zündete sich Jelzick eine von seinen ekelhaften Selbstgedrehten an und blies eine Rauchwolke in die Luft. „Aye, sag bloß, du hast wieder einen neuen Verdächtigen. Vorhin war es noch Schottmaier. Du solltest den Beruf wechseln!“
    „Haha, ich lache mich tot! Was kann ich dafür, wenn ihr alle so behämmert seid.“ Ich tat so, als ob ich wegginge. Spielte die beleidigte Leberwurst. Ich rechnete mit Jelzicks Neugierde.
    Prompt hielt er mich an. „Warte mal! Was hast du rausgekriegt? Hat die Schneiderin was erzählt?“
    Ich fegte zwei gefüllte Aschenbecher, drei leere Colaflaschen und einen vergammelten Apfelknust zur Seite und hockte mich auf Jelzicks vollgeaschten Schreibtisch. „Klammern wir den Gottesanger und die drei toten Nachwuchspolitiker mal aus, könnte ihn auch eine seiner betrogenen Geliebten umgebracht haben. Die Schneiderin deutete an, dass eine sogar Stadtabgeordnete ist. Vielleicht eine besonders heikle Affäre? Er verlässt sie, alle wissen das, und sie muss ihn trotzdem ständig auf den Sitzungen ertragen. Diese Demütigung

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