Mordsschock (German Edition)
fanden die Weiber bloß an dem?
Als könnte Simone Prange Gedanken lesen, erklärte sie heiser: „Er war großzügig, verwöhnte seine jeweiligen Geliebten mit kostbaren Geschenken. Jedenfalls lebte er über seine Verhältnisse und steckte ständig in Geldschwierigkeiten. Glücklicherweise habe ich einen guten Verdienst und war nie von ihm abhängig. Das Haus hatte er geerbt. Genauso wie das Nachbargebäude, wo die alte Schneiderin wohnt.“
„Und dann ekelte er die Olle raus!“ Jelzick mampfte Marzipantorte. Beim Sprechen quollen die Krümel unappetitlich aus seinen breiten Backentaschen. Ein Stückchen Nuss landete in seiner Kaffeetasse. Ungeniert angelte er es heraus und schob es sich schmatzend in den Mund.
Simone Prange nahm seine mangelnden Manieren nicht wahr. Sie brauchte alle Kraft, um über ihren toten Exmann zu sprechen. Spuren ihrer vorhin so perfekten Wimperntusche klebten inzwischen als leicht verwischte Schattierungen auf den Augenlidern. Während sie redete, fuhr sie sich mit dem Handrücken nervös über die Augen, deren Ränder sich jedes Mal eine Spur schwärzer färbten.
„Ja, die Miete, die die alte Frau bezahlt, ist lächerlich gering. Sie wurde zu Lebzeiten von den Eltern meines Exmannes festgesetzt, und eine Erhöhung wurde im Vertrag ausgeschlossen. Das alte Gebäude ist inzwischen so verkommen, dass man ein irres Geld investieren müsste, um es instand zu setzen. Werner wollte es abreißen und das Grundstück als Bauland verkaufen. Die Lage ist nicht schlecht. Und wie gesagt, Geld konnte er bei seinem Lebenswandel gut gebrauchen. Ich habe ihm vorgehalten, dass die Frau nicht ewig leben würde. Sie ist nicht mehr die Jüngste. Und wo sollte sie in ihrem Alter mit dem kümmerlichen Einkommen schon unterkommen? Mit Engelszungen habe ich ihm zugeredet, sie nicht auf die Straße zu setzen.“
„An der Ollen hat sich Ihr Ex die Zähne ausgebissen. Die konnte sich ganz gut alleine wehren.“ Jelzick winkte wieder den Kellner heran, um ein weiteres Stück Torte zu bestellen.
„Was nach meinem Auszug zwischen den beiden passiert ist, weiß ich nicht.“
„Unter uns, meinen Sie, die alte Frau könnte etwas mit seinem Tod zu tun haben?“, preschte ich vor und erntete dafür einen Fußtritt von Jelzick.
Entschlossen schüttelte Simone Prange den dunklen Nackenknoten. „Nein, die Polizei irrt. Die tut keiner Fliege was zuleide. Wenn er sie auch schikaniert haben mag. Er quälte viele Leute mit seinem Egoismus. Nach unserer Scheidung betrog er seine jeweiligen Freundinnen mit anderen Frauen. Das tratscht sich in einer kleinen Stadt natürlich herum. Aber keine hat so lange unter ihm gelitten wie ich.“
Nachdenklich betrachtete Simone Prange das Stückchen Apfelkuchen auf ihrem Teller und stocherte vorsichtig mit einer Gabel darin herum, bis es langsam zerbröselte. „Ich war froh, als ich einen Schlussstrich unter meine Ehe zog. Seitdem geht es mir viel besser. Trotzdem beschäftigt einen der Tod eines Menschen, den man so gut kannte.“
Ich merkte, wie Jelzick langsam ungeduldig wurde. Für ihn war das zu viel Gefühlsduselei. Er verlangte nach harten Fakten. „Für welche Gelegenheiten wurde das Gartenhäuschen genutzt?“
Simone Prange überlegte eine Weile, ehe sie antwortete. „Wir haben dort öfters Feste gefeiert. Es ist geräumig und bietet eine nette Aussicht auf den Rasen.“ Sie schwieg, hing wohl etwas wehmütig ihren Erinnerungen nach. „Ach ja, und für seine politischen Angelegenheiten benutzte er das Gartenhäuschen auch. Manchmal haben sich die Stadtvertreter im kleinsten Kreis getroffen. Mein Exmann meinte, es sei ein idealer neutraler Ort für interfraktionelle Gespräche. Beispielsweise, um mit der Opposition in Abgeschiedenheit gemeinsame Anträge für die Sitzungen vorzubereiten.“
„Und der Holzstoß war gewöhnlich daneben?“ Jelzick runzelte konzentriert die Stirn und kritzelte eifrig auf seinem Block herum.
„Ja, für den Kamin.“
„Lagen dort immer Stacheldrahtrollen?“
Simone Prange lachte zögerlich. „Sie fragen wie die Polizisten. Nein, Stacheldraht habe ich dort nie gesehen.“
Nachdem Simone Prange verschwunden war, bemerkte Jelzick: „Nee, diese Frau hätte ihren Mann aus Eifersucht vor Jahren töten können. Warum jetzt? Es bringt ihr keinerlei Vorteile. Außerdem ist die nicht der Typ, der sich mit Blut die Finger schmutzig macht. Ich bleibe dabei, die Alte war es!“
Verwundert schaute ich zu, wie er das dritte Stück
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