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Mordsschock (German Edition)

Mordsschock (German Edition)

Titel: Mordsschock (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Hoffmann
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Teint gesehen.“ Mein Körper zuckt wie im Krampf. Die Zähne schlagen laut klappernd aufeinander. Ich zittere wie Espenlaub. Meine Nerven stehen kurz vor dem Kollaps. Die seit Stunden ungeweinten Tränen drängen nach draußen. Und dürfen nicht!
    Ich weiß nicht, was dieser Mann vorhat. Ich kenne ihn kaum. Er ist einer von ihnen. Meine rechte Hand wandert wieder in die Rocktasche, um das kühle Metall zu betasten. Es beruhigt.
    Ken seufzt tief. Er wippt auf der Stelle von links nach rechts. Zum Umherwandern ist der Raum zu klein. Seine Bräune verblasst. Haltsuchend umklammert er ein Regal und versichert mit belegter Stimme: „Du kannst mir glauben, ich habe ihn nicht getötet!“
    Ich ziehe meine Hand aus der Rocktasche. „Du weißt, wer es getan hat?“
    „Ja!“ Er wirft mir ein großes Badehandtuch zu, das an einem Haken an der Tür hing.
    Ich nehme es und kuschele mich kraftlos darin zusammen. Wie betäubt, aber gleichzeitig angenehm eingelullt. Die Eiszapfen in meinem Körper tauen. Warm wie in Mutters Bauch, in den ich mich oft zurücksehne. Ich fühle mich sicher. Ein neues Machtgefühl durchströmt mich. Ich fordere: „Die Wahrheit!“ Scharf gucke ich ihn an.
    Ken atmet laut. „Wollen wir nicht ins Wohnzimmer gehen?“ Seine Stimme ist rau, der locker-leichte Ton passé.
    Ich rühre mich nicht von der Stelle und setze ein Pokerface auf. „Raus damit!“
    „Werner Prange war nicht so schlecht, wie alle dachten. Zumindest zuletzt. Jahrelang hat Huber ihn unterdrückt. Er machte das, was Huber verlangte und sprach mit Hubers Zunge. Auf Dauer frustrierend! Ich denke, deswegen tobte er sich privat in seinen Weibergeschichten aus, um dort die Bestätigung zu finden, die er in der Politik vergeblich suchte. Die Gottesanger-Sache muss bei Prange ein letztes Aufbäumen erzeugt haben. Ich weiß nicht, ob seine Gründe so lauter waren oder ob er Huber zu Fall bringen wollte. Prange wünschte, dass die heimliche Grundstücksverteilung an die Abgeordneten auffliegt.“
    „Keine neuen Lügen!“
    „Er versuchte, uns als Opposition für seine Pläne zu gewinnen. Er trug den Deckmantel des anständigen Politikers, der das Wohl des Volkes im Auge und die Pflicht hat, dunkle Machenschaften aufzudecken. Prange veranlasste eine Angestellte, die Absagen an die Leute, die sich für die Topgrundstücke interessierten, vorzeitig rauszuschicken. Er glaubte wohl, das würde stutzig machen und die Öffentlichkeit auf die Sache lenken. Es geschah nichts!“ Das Sprechen quält ihn, aber ich bin die Eisprinzessin, er muss mir gehorchen.
    Meine Augen fixieren ihn unerbittlich.
    „Prange setzte seine ganze Hoffnung in uns, die Opposition. An jenem bewussten Tag, als er starb, hatte er von Stetten, Ehrhardt und mich in sein Gartenhäuschen eingeladen, um die Angelegenheit zu besprechen. Er versuchte, Ludwig davon zu überzeugen, die vorgezogene Verteilung der Grundstücke zum Wohle der Rosenhagener aufzudecken. Prange bemühte sich, ihm die Sache schmackhaft zu machen: Das sei eine echte Chance für Ludwig, Bürgermeister zu werden. Nach der Enthüllung eines solchen Skandals würde Rosenhagen konservativ wählen. Ludwig fand diese Ideen schwachsinnig. Er meinte, dass wir im Falle einer Enthüllung alle ebenfalls auffliegen würden. Schließlich steckten wir von Anfang an mit drin! Er liebäugelte mit einem Grundstück. Gutes Land ist teuer in Rosenhagen. Nicht jeder hat so viel Glück wie Prange und erbt.“
    „Ehrhardt hat wohl erst später von der Sache erfahren?“
    „Er ist ja nur ein einfacher Abgeordneter. Und zunächst blieb der Grundstücksdeal unter Verschluss der Parteispitzen.“ Ken geht zum Waschbecken. Langsam lässt er die Borsten einer Zahnbürste durch seine Finger gleiten. „Prange redete im Gartenhäuschen eindringlich auf uns ein. Aber Ludwig ließ sich nicht überzeugen. Irgendwann hatte er die Nase voll und wollte gehen. Prange wurde wütend und drohte, einen Alleingang zu unternehmen. Er würde an die Presse herantreten und die Sache publik machen. Ludwig platzte der Kragen. Er verlor die Kontrolle und schrie, das sei das Ende seiner Karriere. Wenn Prange ihm das antäte, würde er ihn vernichten.“
    „Von Stetten war es?", tippe ich und vermute, dass hinter seiner Person der ‚braune Mann‘ steckte, den die alte Schneiderin beobachtet hatte. Bei von Stetten sticht die Sonnenbräune als Kontrast zu seinen blonden Haaren eher ins Auge als bei Ken. Sicher besucht der Fraktionsvorsitzende häufiger

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