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Mordsschock (German Edition)

Mordsschock (German Edition)

Titel: Mordsschock (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Hoffmann
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Füchse?“
    Ich denke an Hansen und Glatzkopf.
    „Weißt du, was jetzt fehlt?“
    „Keinen Schimmer!“
    „Dass Pranges Mörder sich dieser Kette anschließt. So Puppe in Puppe eben!“
    Ich bedanke mich für die Informationen und beneide Jelzick um seine Unerschütterlichkeit. Er ist ja auch nicht persönlich involviert wie ich. Er bewahrt die Grenze des guten Journalisten. „Überall dabei sein, aber nie dazu gehören!“ Ich dagegen habe sie weit überschritten und mich hoffnungslos verstrickt.
    Bin ich erleichtert, weil Hansen und Glatzkopf sich umgebracht haben? Bin ich froh, weil ich nicht ihre Mörderin sein kann? Bin ich nicht wahnsinnig? Ich kann diese Fragen nicht beantworten. Mein Bauch sagt mir, dass einiges nicht stimmt.
    Wieso gestehen die beiden, Ehrhardt getötet zu haben, wo ich es doch war? Seltsame Selbstmörder, die im Rauschzustand ins Wasser gehen und als sie merken, dass es nicht funktioniert, so cool sind, sich klitschnass ins Auto zu setzen! Und das auch noch im Winter! Das Ganze passt nicht zu Hansens und Glatzkopfs Persönlichkeiten. Zumindest, wie ich sie erlebt habe. So tough waren die nicht!

Kapitel 30
     
    Die Konsequenz aus Hansens und Glatzkopfs Tod ist, dass Ludwig von Stetten als Fraktionsvorsitzender zurücktritt.
    Ken lässt eine Flasche Schampus sprudeln. Seine Ernennung ist nur noch eine Formsache. Er triumphiert, sieht sein Ziel zum Greifen nahe. „Jetzt weht ein anderer Wind, der alles Schmutzige aus unserer Partei wegbläst“, verspricht er in Gegenwart einiger Parteifreunde.
    Wie er das wohl meint?
    Er arbeitet eine Wahlkampfstrategie für seine Bürgermeisterkandidatur aus, bringt Geschenke mit nach Hause, ist gutgelaunt und charmant.
    Herbie besucht uns, um Ken in einer Art Homestory als neuen Fraktionsvorsitzenden zu porträtieren.
    „Na, Nina, hier leuchtet das Glück ja nur so aus allen Ecken und Winkeln! Das freut mich für dich“, flüstert mir der gute Herbie zu.
    Auf einen Außenstehenden muss es diese Wirkung haben. Der strahlende Ken, blendend aussehend im dunkelblauen Bossanzug, sitzt im Jacobsen-Sessel vor dem Caminetti-Kamin. Eine sanfte Wintersonne fällt durch das blank geputzte Fenster mit den Fabergé-Vorhängen und rückt ihn ins rechte Licht. Er duftet nach Hugo Boss. Fehlt nur eine Pfeife, dann wäre der Staatsmann komplett.
    Herbie ahnt ja nicht, dass es vorher Streit gegeben hat, weil ich mich geweigert habe, in der Fotostory mitzuwirken. Ken wünschte sich eine Inszenierung à la glückliches Ehepaar im trauten Heim. Sogar eine Roomhostess hatte er engagiert, die vor dem Pressetermin alles von oben bis unten durchputzte und das Wohnzimmer rasch mit einigen Grünpflanzen dekorierte, weil die schlampige Nina das natürlich nicht schafft.
    „Kannst du nicht mal was Damenhaftes anziehen anstatt dieser Fummel?“ Ken warf einen verächtlichen Blick auf mein knallenges Korsagenkleid unterm schwarzen Rolli. Früher gefielen ihm meine Outfits.
    „Ich bin keine First Lady im Chanel-Kostüm“, blaffte ich ihn an. „Überhaupt ist das ein Witz. Wir leben in Rosenhagen und nicht in Dallas.“ Nix Hollywoodfamilie und damit basta!
    Von Meinungsverschiedenheiten liegen keine Spuren mehr in der Luft, als Ken wortgewandt Herbie Rede und Antwort steht. Er unterstreicht seine Sätze an den bedeutenden Stellen, indem er die Hände gewohnt gestenreich mitsprechen lässt. Ernste Themen untermalt er mit sorgenvoll gefurchter Stirn. Wo es angebracht erscheint, blitzt lausbubenhafter Schalk hervor, und zur Auflockerung streut er mal einen intelligenten Scherz ins Gespräch ein.
    Mitten im Interview platzt Vic herein. Ehe irgendjemand eine Bemerkung machen kann, wirft sie ihren Schulrucksack und die Steppjacke aufs Parkett. Unter der Jacke kommt ein RAF-Shirt zum Vorschein, das sie in irgendeinem Underground-Store ergattert oder jemandem abgeschnackt hat. Sie baut sich mitsamt ihrem leuchtenden RAF-Schriftzug provozierend vor Ken und Herbie auf und verkündet altklug: „Also, ich verabscheue jede Form von Establishment!“
    Ich begleite Herbie zum Auto, um mich eine Weile ungestört mit ihm zu unterhalten.
    „Weißt du das Neueste? Diese beiden toten Politiker haben keinen Selbstmord begangen. Sie wurden ermordet!“
    „Was?“ Mein Aufschrei scheucht zwei Amseln aus den kahlen Ästen des Baumes, unter dem wir stehen. Vogelbeeren purzeln uns vor die Füße.
    „Ja, mehr weiß ich nicht. Jelzick ist es gelungen, sich für heute Nachmittag mit dem Pathologen

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