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Mordsschock (German Edition)

Mordsschock (German Edition)

Titel: Mordsschock (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Hoffmann
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erkläre ich damit, dass die beiden Toten Bekannte von mir seien, was ja nicht gelogen ist.
    Jelzick ist das egal. Seine größte Freude ist es, sich im Wissensvorsprung zu aalen und lechzende Zuhörer Stückchen für Stückchen über die Fakten, die seine Recherchen ergeben haben, aufzuklären. „Beide hatten eine Mischung aus Alkohol, Ecstasy und Barbituraten im Blut.“
    Ich erstarre. Ecstasy? Habe ich im Wahn Vics Pillen genommen? In meinem Kopf rattert es: Alkohol, Ecstasy und Schlaftabletten! Exakt der gleiche Cocktail wie in meinem Traum!
    Keuchend sinke ich auf einen Sessel und umklammere dabei den Hörer wie einen Rettungsanker. Ich presse ihn so fest an mich, als wolle er sich selbstständig machen und aus meiner Hand hüpfen.
    Jelzick hört meine merkwürdigen Geräusche am anderen Ende. „Nina, ist was?“
    „Nö.“
    Jelzick ist mit viel zu viel Feuereifer bei der Sache, um zu bemerken, dass etwas nicht stimmt. „Aye, also pass auf! Was ich dir jetzt erzähle, liest du alles morgen bei uns auf der Titelseite. Die beiden saßen tot im Auto in der Walachei. Auf einer Wiese bei Schlamersberg, dieses kleine Kaff hinterm Rosensee. Die Pampa, wo es nur Kühe und Knicks gibt, haben sich unsere beiden Jungpolitiker zum Sterben ausgesucht. Der Motor lief, vom Auspuff war ein Plastikschlauch ins Wageninnere geleitet. Er klemmte am Fenster. Das ganze Auto war natürlich von rußigen Auspuffgasen erfüllt. Bei Verbrennung mit unzureichender Luftzufuhr, wie in diesem Fall, entsteht Kohlenmonoxid als geruchloses Gas, das zu innerer Erstickung führen kann.“
    „Moment! Heißt das, die beiden haben sich umgebracht?“, unterbreche ich Jelzick aufgeregt. Ich atme so falsch, dass mir Speichel in die Luftröhre rutscht und ich einen ätzenden Schluckauf bekomme.
    „Sieht so aus! Auf dem Rücksitz lag ein Abschiedsbrief. Die Polizei vermutet, dass er im Fraktionsbüro der Konservativen ausgedruckt wurde. Schriftbild und Papier stimmen überein. Die beiden hatten wohl einen Schlüssel für das Büro und konnten es jederzeit nutzen. Aber was drin steht, ist der Knüller überhaupt!“ Jelzick legt eine seiner typischen Kunstpausen ein, die alle Zuhörer stets auf die Palme bringen.
    Mein Ohr klebt am Hörer. Mein Herz vibriert. Mein Mund hickst.
    „Stell dir vor, in dem Brief gestehen die beiden, ihren Parteikollegen Matthias Ehrhardt ermordet zu haben! Sie seien damals mit ihm wegen einer Meinungsverschiedenheit aneinandergeraten, es habe ein Gerangel gegeben, Ehrhardt sei handgreiflich geworden, dabei hätte Hansen aus Notwehr zugestochen.“
    „Hicks“, entfährt es mir lautstark.
    „Wie bitte? Ein Motiv für ihre Tat liefern sie gleich mit. Es erinnert mich ein bisschen an diese russischen Puppen. Du weißt, die, wo in jeder Puppe immer noch eine kleinere drin steckt und so weiter.“ Jelzick lacht. „Sie behaupten, Ehrhardt habe ihre Parteifreunde Sebastian und Peter getötet. Aus Eifersucht, weil er befürchtete, sein Gönner von Stetten würde diese beiden jungen Männer ihm vorziehen. In dem Brief steht, Ehrhardt wäre auf dem besten Weg gewesen, mit seiner krankhaften Raserei die Partei und weitere Menschenleben zu zerstören. Das durften sie nicht zulassen. Mit der Schuld, einen Menschen getötet zu haben, könnten sie nicht länger leben. Ein Freitod im Wasser sei ihnen als einziger Ausweg erschienen.“
    „Im Wasser? Sie saßen doch im Auto, denke ich?“
    „Ja, aber die Kleidung der Leichen war durchnässt. Könnte sein, dass sie es zunächst versucht haben. Der Rosensee liegt ganz in der Nähe von ihrem Todesort. Freitod im Wasser ist ein hartes Stück Arbeit. Weil du den Drang verspürst, zu schwimmen. Dafür müsste man sich Stromschnellen oder Ähnliches aussuchen. Ich denke, die beiden haben festgestellt, dass es so nicht funktioniert und auf diese Weise Schluss gemacht.“
    „Und warum haben sie vorher das ganze Zeugs geschluckt?“
    „Na, um sich Mut zu machen. Oder ihnen ist die Idee, ins Jenseits zu spucken, erst gekommen, als sie hackedicht waren. Manche Menschen machen Alkohol und Drogen melancholisch.“
    ‚Melancholisch‘ sieht Hansen und Glatzkopf nicht ähnlich. Und der Abschiedsbrief passt auch nicht zu Jelzicks Effekttheorie. Das behalte ich aber für mich. Wenigstens beruhigen sich meine aufgewühlten Nerven etwas, weil ich so viel überlegen muss. „Wer hat sie gefunden?“
    „Ein Jäger. Wollte wohl Hasen abknallen. Sind die nicht diesen Monat freigegeben? Oder waren es

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