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Mordstheater

Mordstheater

Titel: Mordstheater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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zur Premierenfeier eingeladen zu werden. Ich muß
meine Sache einigermaßen gut gemacht haben, denn danach bat Agatha mich
regelmäßig, in ihrem Auftrag zu Theater- und Filmvorschauen zu gehen. Ich
fühlte mich allmählich mehr als ihr Schützling, denn als ihre Sekretärin. Eine
Tatsache, die im Büro nicht unbemerkt blieb.
    Da ich fünf Jahre in einer Bank gearbeitet
hatte, war die Büroarbeit ziemlich einfach für mich. Nach ein paar Wochen
entschied ich, daß die Systeme, die Agatha verwendete, lächerlich viel Zeit und
Platz verschwendeten, und ich fragte sie, ob sie je daran gedacht hätte, die
Kartei per Computer zu führen. Hinter Agathas einigermaßen lässigen Art verbarg
sich ein hochentwickelter Geschäftssinn, und sie setzte sich auf und hörte zu, sobald
das Wort Kosteneinsparung fiel. Das Leben wäre allerdings um vieles leichter
gewesen, wenn ich meine Pläne zuerst mit Janet und Anthony White besprochen
hätte.
    Janet gefiel es nicht, daß Agatha mich mehr wie
eine Freundin als wie eine Sekretärin behandelte, sie aber vollkommen
ignorierte. Ich konnte ihren Standpunkt verstehen, besonders weil Agatha, wenn
sie sie überhaupt ansprach, es immer schaffte, ihren Namen zu verwechseln.
Obwohl erst in den Dreißigern, war Janet eine Sekretärin nach altem Muster, die
eine private Handelsschule besucht hatte und Stenographie den Diktiergeräten
vorzog. Ihre fast unterwürfige Art schien Anthonys Ego bestens zu passen, aber
Agatha verachtete sie ganz eindeutig. Ich fragte mich oft, wie jemand mit
soviel Klasse wie Agatha mit einem Partner wie Anthony hatte enden können, der
ihr so offensichtlich unterlegen war, aber es war eine Kombination, die recht
gut zu funktionieren schien, und Agatha sprach immer respektvoll mit Anthony.
Jedesmal wenn es ein Problem mit Rechnungen oder der Mehrwertsteuer gab, winkte
Agatha mich nach drüben zu Anthony, um es zu klären. Sie benahm sich, als seien
Details wie Zahlen zu langweilig, als daß sie sich darum kümmern könne. Das war
ein Trick, und zwar einer, den sie sehr effektvoll beim Verhandeln benutzte,
indem sie die Person am anderen Ende der Leitung glauben machte, daß sie nicht
richtig auf Draht war, um dann mit erstaunlich exakt klingenden Zahlen
loszulegen, sobald sie der Gesprächspartner aus der Balance gebracht hatte. Sie
war sich nicht zu gut dafür, Kalkulationen herunterzurasseln, die sich, wenn
man nur einen Moment über sie nachdachte, als falsch herausstellten. In meiner
ersten Woche hatte ich sie daraufhingewiesen, weil ich dachte, sie habe
versehentlich einen Fehler gemacht.
    »Wirklich, Schatz?« sagte sie treuherzig. »Doch
hoffentlich nicht zu unserem Nachteil?«
    »Nein, ganz und gar nicht«, sagte ich und zeigte
ihr das Blatt, auf dem ich die Summen ausgerechnet hatte, um dann, als ich in
ihr grinsendes Gesicht hochsah, festzustellen, daß ich genauso in die Irre
geführt worden war wie der Produzent, mit dem sie gesprochen hatte.
    »Echt unverantwortlich von denen, es nicht zu
überprüfen, finden Sie nicht?« Sie lachte.
    Wenn es allerdings darum ging, pedantisch über
die Finanzen Buch zu führen, wollte Agatha sich damit eigentlich nicht abgeben.
Sie hatte ihren Spaß beim Geschäftemachen. Sobald das Geld auf der Bank war und
Zinsen brachte, begann es sie zu langweilen. Anthony war daher unbezahlbar für
sie.
    Ich konnte nicht begreifen, warum er — der
schließlich die gesamte Buchhaltung im Computer hatte — sich so sehr gegen
meine Idee wehrte, noch zwei Terminals mehr anzuschaffen und die Kapazität der
Anlage so auszuweiten, daß sie nicht nur die täglichen Informationen
bewältigte, sondern wir sie auch als Textverarbeitung nutzen konnten.
Vielleicht lag es nur daran, daß der Vorschlag von mir gekommen war und nicht
von ihm, und an Druck von Janet, die irrationalerweise entschieden hatte, daß
es mehr Arbeit bedeuten würde. Wir schlossen einen Kompromiß. Für mich wurde
ein separater Computer installiert, und ich vereinbarte einen Termin mit einem
Software-Berater, dem ich erklären konnte, welches System ich im Auge hatte.
Janet machte weiter wie bisher und murrte über den Ärger, den es geben würde,
wenn Viv zurückkam. Sehr zu meiner Überraschung ersuchte Agatha um einen
Terminal in ihrem Büro und bat mich, ihr zu zeigen, wie man es benutzte. Ich
speicherte alle Adressen und Telefonnummern und erklärte ihr, wie sie sie
abrufen konnte, und gewöhnte mich daran, wie sie vor Freude quiekte, wenn die
Information, die sie

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