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Mordstheater

Mordstheater

Titel: Mordstheater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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wunderbaren Urlaub zu berichten, und ich aß zwei köstliche
Gänge ohne irgend etwas von mir zu geben, außer einem gelegentlichen
anerkennenden Murmeln in bezug auf das Essen. Meine Mutter hatte vor kurzem
einen Gourmet-Kochkursus besucht, und wir aßen die Gerichte, die sie zubereitet
und eingefroren hatte. Eine leuchtende, klare Consommee, gefolgt von Boeuf
Bourguignonne. Das einzig Enttäuschende an diesem Essen war das Gemüse — simple
Tiefkühlerbsen, die gar nicht erst versuchten, sich zu verstellen.
    »Aber, Soph, du solltest selbst hinfahren. Es
würde dir so gut dort gefallen«, sagte Reg. »Komm schon, laß uns eine Woche
Urlaub für dich buchen. Ich bezahle! Es wäre eine Art vorzeitiges
Weihnachtsgeschenk für dich. Sie sieht ein bißchen blaß um die Nase aus,
findest du nicht auch, Schatz?«
    »Sie paßt nicht auf sich auf«, fügte meine
Mutter hinzu.
    »Das tut sie«, sagte ich matt. »Sie hatte bloß
keine so tolle Woche.«
    »Oh, tut mir leid, Schatz. Wir haben einfach
immer weiter geschwätzt.«
    »Nein, nein, wirklich. Es war faszinierend... Es
ist bloß so, daß —« Ich fing an zu erklären.
    Sie waren so schockiert, wie ich es von ihnen
erwartet hatte, und ebenso mitfühlend. Meine Mutter ließ mich auf ihr neues
Kleid heulen, und Reg stürzte los und versuchte, etwas Brandy für mich zu finden.
Ich schaffte es sogar, ihnen von der peinlichen Geschichte mit Wachtmeister
Briggs zu erzählen, und sie versicherten mir, sie hätten unter den Umständen
das gleiche getan. Ich erklärte die Unfall-gegen-Selbstmord-Argumente, und
meine Mutter sagte, sie hätte kürzlich selbst einen Artikel über Paracetamol
gelesen. Ich verzichtete darauf, ihnen zu sagen, daß ich meine eigene Theorie
nicht für ganz und gar ausgeschlossen hielt. Ich wollte nicht noch einmal
hören, ich sei albern.
    Ob es nun daran lag, daß er spürte, daß ich mit
meiner Mutter allein sein wollte, oder weil gleich Inspector Morse anfing,
jedenfalls verließ uns Reg, damit wir den Abwasch zusammen erledigen konnten,
und ging in das vordere Zimmer, um fernzusehen. Meine Mutter spülte, ich
trocknete ab, und wir schwiegen eine Weile.
    »Ich fühle mich scheußlich, weil ich neulich so
häßlich von Agatha Brown gesprochen habe«, sagte meine Mutter schließlich.
    »Danach wollte ich dich schon fragen«, erwiderte
ich. »Verstehst du, seit ihrem Tod habe ich Schwierigkeiten, mir ein klares
Bild von ihr zu machen. Es scheint so viele Widersprüche zu geben. Warum hast
du sie nicht gemocht?«
    Ich glaubte nicht, daß ich eine befriedigende
Antwort von meiner Mutter bekommen würde. Sie schien eine ganze Zeit über ihre
Antwort nachzudenken, bevor sie sprach, aber es muß ihr klargewesen sein, daß
mir eine Antwort wichtig war, denn schließlich begann sie, sehr nervös ihre
Geschichte zu erzählen.
    »Niemand schien zu wissen, woher diese beiden
Mädchen kamen«, begann sie, »und sie waren ein ganz schön einschüchterndes Paar,
das kann ich dir sagen. Agatha, wenn das ihr Name war, war immer die Dominante.
Dorothy war ein bißchen jünger, glaube ich, und betete ihre Schwester geradezu
an. Sie schienen immer die ersten zu sein, die Bescheid wußten. Etwa was man
trug, was in Mode war, diese Sachen eben. Sie behaupteten zum Beispiel, sie
hätten die Beatles schon im Cavern Club gesehen, obwohl ich nie auch nur die
Hälfte von dem glaubte, was sie sagten. Marcus sagte immer, ich wäre
eifersüchtig, weil sie viel intelligenter seien als ich. Ich weiß nicht, warum
ich mir dieses Gerede damals gefallen ließ. Du würdest das sicherlich nicht
tun, oder? Sie sahen sich sehr ähnlich, außer daß Dorothy schön war und Agatha
irgendwie nicht. Männer fanden sie allerdings sehr attraktiv. Ich bin mir
sicher, daß sie eine Affäre mit Marcus hatte, obwohl er sich nie dazu äußerte.
Er sagte, es sei zu bürgerlich von mir, danach zu fragen. Sie war auch immer
abweisend zu mir. Wenn ich überhaupt versuchte, mich auf einer Party mit ihr zu
unterhalten, schaute sie mir direkt über die Schulter, und sobald jemand
Interessanteres ihr Blickfeld kreuzte, war sie weg. Oft wenn ich mitten im Satz
war. Sie fanden, ich hätte nicht die richtige Arbeit, und obwohl sie immerzu
darüber redeten, was sie machten — wenn ich ihnen mal von meinem Tag
erzählte, tauschten sie Blicke aus und lachten.«
    Das Bild, das sie da malte, war fast genau so,
wie ich es mir vorgestellt hatte, als Agatha diese Zeiten beschrieben hatte.
Ich verspürte ein starkes

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