Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mordstheater

Mordstheater

Titel: Mordstheater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
Vom Netzwerk:
kennenzulernen«, sagte ich
zähneknirschend.
    »Warte einen Moment«, sagte Janet und streckte
sich nach dem Telefon. »Brown und Brown, kann ich Ihnen helfen?« zwitscherte
sie in ihrer üblichen Art, die ich heute unnötig triumphierend fand. »Ja? Ja?
Oh, nicht schon wieder!« Sie knallte den Hörer zurück auf die Gabel.
    »Was ist?« fragte ich.
    »Das passiert schon den ganzen Vormittag. Das
Telefon klingelt, und es hört sich an, als sei jemand am anderen Ende, aber
keiner sagt was. Dann wird eingehängt... Übrigens, hast du nicht was
vergessen?«
    »Was?«
    »Deine Aktentasche? Sie liegt unter deinem
Schreibtisch. Die willst du doch bestimmt nicht hierlassen.«
    »Danke«, sagte ich und hob sie auf. Ich hatte
vollständig Agathas Diktiergerät und das zwanzigminütige Band darin vergessen,
bis ich das Gewicht der Aktentasche fühlte.
    »Oh, da ist dieses verdammte Band«, sagte ich,
als ich die Tasche öffnete.
    »Ich mache das, wenn du möchtest.«
    »Nein«, erwiderte ich. »Es ist das mindeste, was
ich tun kann.«
    »Also, du lechzt ja wirklich nach Strapazen«,
giftete Janet, die ziemlich beleidigt war, daß ich ihr Angebot abgelehnt hatte.
»Ich gehe jetzt zum Mittagessen. Ich vermute, du wirst nicht mehr hier sein,
wenn ich zurück bin, also sage ich jetzt tschüs.«
    »Ja. Tschüs«, sagte ich emotionslos.
    »Viel Glück«, fügte sie hinzu und schaute mich
perplex an.
     
    Es war unheimlich, Agathas überaus lebhafte
Stimme in meinem Kopfhörer zu vernehmen. Im Hintergrund war ein seltsames,
gurgelndes Geräusch, aber ihre Stimme klang glockenklar. Die ersten paar Briefe
waren Standardkram — höchst ironisch formulierte Mahnschreiben und Anmerkungen
zu Vertragsdetails. Dann sprach sie direkt zu mir.
    »Schätzchen, es macht Ihnen doch nichts aus,
einen persönlichen Brief für mich zu schreiben, oder? Es ist einfach so, daß
diese verdammten Banken heutzutage alles schriftlich haben müssen... Wo ist das
denn bloß?«
    Das Hintergrundgeräusch wurde schwächer, und ich
erkannte, daß Agatha in ihrer Wohnung herumgewandert sein mußte und etwas
suchte.
    »Da haben wir’s ja... An den Direktor, Barclays
Bank, Regent Street — Es ist die neben Liberty’s, Schatz. Würden Sie die
richtige Adresse herausfinden? Unter Bezug auf unser Telefongespräch von heute
— setzen Sie das Datum ein, Schatz — möchte ich meine Anweisungen bekräftigen,
Doppelpunkt, ein Dauerauftrag in Höhe von 2000 Pfund pro Monat von meinem
Sparkonto, Nummer — auf das Girokonto, Nummer — , Punkt, neuer Absatz, oder was
halt am übersichtlichsten aussieht, Schatz. Stets die Ihre, oder was auch immer
man zu einem Bankdirektor sagt, Schätzchen, und so weiter. Als nächstes, Fax an
Cormacs Hotel. Mein Lieber (oder wie ich ihn dieser Tage nenne), es tut mir so
leid, daß ich nicht zu den Probeaufführungen kommen kann. Für mich ganz
ungewöhnlich, ging es mir diese letzte Woche ziemlich jämmerlich, aber ich habe
mich schon sehr erholt und — Schatz, könnten Sie anrufen und sehen, ob. Sie
einen Flug für den Abend der Premiere buchen könnten? Ich reise normalerweise
mit British Airways, aber, wissen Sie, ich würde echt gerne mal Virgin
ausprobieren... Wo war ich? Ich werde versuchen —« Sie hörte beim Ertönen eines
Summers auf zu diktieren — ihre Türsprechanlage, nahm ich an. Ein paar Sekunden
lang war es still, dann rief Agathas Stimme: »Tür ist offen, nur rein, Schatz.«
Dann wieder Stille, abgesehen von dem schwachen Geräusch im Hintergrund, das in
unterschiedlichen Graden die ganze Zeit dagewesen war.
    Ich wollte das Band schon zurückspulen, weil ich
dachte, es sei zu Ende, als ich etwas hörte, das nach einer zuschlagenden Tür
und Schritten klang.
    »Ich wollte gerade ein Bad nehmen und einen
Cocktail trinken, Schatz. Bißchen früh dran, oder?« sagte Agathas Stimme,
leicht gedämpft. Offenbar hatte sie das Diktiergerät wenige Schritte neben sich
abgelegt.
    »Darf ich mich anschließen?«
    Und da hörte das Band auf.

  Ich weiß nicht, wie oft ich das Band noch einmal abspielte, in
der Hoffnung, mich verhört zu haben. Ich versuchte, mich selbst zu überzeugen,
daß ich unmöglich aus vier Wörtern den Besitzer der Stimme erkennen konnte, der
sie gesprochen hatte. Wenn es nicht eine so charakteristische Stimme gewesen
wäre, wäre ich vielleicht nicht so sicher gewesen. Ich dachte daran, das Band
zu löschen und so zu tun, als würde es nicht existieren, aber ich wußte, wenn
ich das täte, könnte

Weitere Kostenlose Bücher