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Mordsucht

Mordsucht

Titel: Mordsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moe Teratos
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und schaute mich über die Speisekarte hinweg an.
    »Ich denke den Klassiker: Grillteller mit Pommes.« Mein Magen knurrte allein dadurch, dass ich die Köstlichkeit vorlas.
    »Wie edel«, witzelte sie. »Ich nehm das Ofenlamm mit Bratkartoffeln.«
    »Eine erlesene Auswahl, die Dame«, neckte ich sie und winkte einen Kellner herbei.
    Wir gaben die Bestellung auf und eine Zeit lang herrschte ein seltsames Schweigen zwischen uns. Ich fühlte mich schlagartig unwohl. Ahnte sie den Grund unserer Verabredung? Unruhig nestelte ich unterm Tisch an meinen Fingernägeln und betrachtete die Einrichtung des Lokals. Ich kam mir vor wie ein Junge, der seiner ersten großen Liebe ein Briefchen geschrieben hatte und jetzt auf die Antwort wartete.
    Willst du mit mir gehen? Kreuze an: Ja/Nein/Vielleicht …
    Mir war unwohl dabei, ihr meine Gefühle zu gestehen, während sie sich in einer Beziehung befand. War das unsportlich ihrem Freund gegenüber? Gehörte es zum unlauteren Wettbewerb, um eine Frau zu buhlen, in die ich mich verliebt hatte? Wie würde ich reagieren, wenn ein Konkurrent meiner Freundin Avancen machen würde? In meinem Kopf herrschte heilloses Durcheinander und ich rechnete damit, dass Diana mich jeden Moment auslachen könnte, falls sie meine Nervosität bemerkte. Es kam anders.
    »Hat Schroer dich über die Soko informiert?«
    Sie brachte das Gespräch auf die Arbeit. Gut. Das gab mir Zeit, ein wenig zu verschnaufen, ehe ich die Bombe platzen ließ.
    »Du meinst die toten Kinder?« Ich flüsterte, damit unseren Tischnachbarn durch blutige Details nicht der Appetit verging.
    »Ja, die meine ich.« Sie trank einen Schluck Cola.
    »Er hat mir nicht viel erzählt, er meinte, ich müsse nichts Genaues wissen. Ich weiß nur, es geht um Kindesmissbrauch mit anschließender Tötung.«
    Diana strich sich eine rote Haarlocke hinters Ohr und sah mich eindringlich an. Ich fühlte mich wie ein Dieb auf der Anklagebank.
    »Bevor ich Feierabend gemacht hab, traf ich Schroer. Wir haben kurz miteinander gesprochen. Sieht verdammt ernst aus. Der Pädophile nimmt Fahrt auf, das nächste Kind wird vermisst.« Sie seufzte. »Der Chef gibt heute Abend eine Pressekonferenz und will die Bevölkerung um Mithilfe bitten. Er wird auch einige Details nennen.«
    »Welche?«, fragte ich.
    »Das hat er mir nicht gesagt, aber ich wollte dich vorwarnen. Es ist mir lieber, du hörst es von mir als in den Nachrichten.« Sie verschränkte die Arme.
    Ich zog eine Augenbraue hoch und nestelte noch hefiger an meinen Fingernägeln. »Um was geht es denn? Spuck's schon aus.« Knarrende Stühle und verschwörerisches Gemurmel verrieten mir, dass ich zu laut geworden war.
    Diana beugte sich über den Tisch, winkte mich heran und flüsterte mir ins Ohr: »Nachdem der Täter sie vergewaltigt hat, entfernt er ihnen die Herzen, und dabei ist ihm das Geschlecht des Kindes egal. Bis jetzt waren es ein Junge und ein Mädchen.« Sie lehnte sich zurück und sah mich erwartungsvoll an.
    Die Herzen entfernt … Ich sah sofort die Parallele zu den von meinem Schwager ausgeführten Morden. Eine Rückkehr von ihm in die Welt der Serienkiller war allerdings ausgeschlossen. Er saß lebenslänglich im Gefängnis und ein Nachahmungstäter schien ebenso unwahrscheinlich, denn das Detail mit den herausgeschnittenen Herzen wurde nie bekannt gegeben. In meinem Denkapparat ratterte es, die Gedanken rasten von einer Synapse zur anderen. Ich verstand, warum Diana mir das erzählte, sie befürchtete einen Zusammenbruch, wenn ich mit der Vergangenheit konfrontiert wurde. Erstaunlicherweise lief es anders. Anstatt mich auf die Gemeinsamkeit zwischen diesem Fall und dem meines Schwagers zu versteifen, fragte ich mich, wer derjenige war, der den Kindern solch ein Leid zufügte. Ich wollte den Grund herausfinden, mich in seine Psyche reindenken und in seine tiefsten Abgründe schauen. Kurzum: Ich war wieder der alte Ermittler, den vor einem Jahr nichts aus der Bahn werfen konnte. Zunächst zumindest …
    »Es ist in Ordnung«, beruhigte ich Diana, die mich mit einem kritischen Blick beäugte. »Ich schaff das.«
    Sie nickte zufrieden, kaute aber kurz darauf nervös an ihrer Unterlippe.
    Ich spürte, dass sie mir nicht alles gesagt hatte. »Was noch?«
    »Er öffnet ihnen den Brustkorb, wenn sie leben. Sie sterben, während er ihnen das Herz herausreißt.«
    Ich hielt mir die Hand vor den Mund, um einen lauten Aufschrei des Unglaubens zu unterdrücken. Zum Glück kam in diesem Moment

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