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Mordsucht

Mordsucht

Titel: Mordsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moe Teratos
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der Kellner mit dem Essen.
    »Alles gut bei Ihnen?«, fragte er und stellte die Teller vor uns.
    »Alles bestens«, antwortete ich und rang nun doch um Fassung. Weniger, weil es die Gemeinsamkeit der entnommenen Herzen gab, sondern vielmehr aus Mitleid mit den armen Geschöpfen, die diesem Mistkerl in die Fänge gerieten. Ich konnte mir nicht ansatzweise vorstellen, welch Schmerzen die Kinder erleiden mussten, ehe der Tod sie von ihren Qualen erlöste.
    »Möchten Sie noch etwas trinken?«, wollte der Kellner wissen.
    Diana und ich lehnten ab.
    »Tut mir leid, wenn ich jetzt den Abend versaut habe.« Sie langte über den Tisch und legte ihre kühle, weiche Hand auf die meine.
    »Es war richtig, es mir zu sagen«, versicherte ich ihr. »Schroer kann es nicht ewig vor mir geheim halten. Früher oder später hätte ich mitbekommen, was da abgeht.«
    Sie nickte, sichtlich erleichtert darüber, dass ich die schlimmen Informationen relativ gut wegsteckte.
    Wir leerten die Teller – das Essen war hervorragend – und unterhielten uns nur hier und da über Belangloses, die meiste Zeit genossen wir wortlos die Speisen.
    Als Diana das Besteck zur Seite legte und sich den Mund mit einer Serviette abtupfte, ließ sie den nächsten Kracher los: »Mein Freund hat mir einen Heiratsantrag gemacht.«
    Ich ließ meine Gabel auf den Tellerrand fallen, sodass es durch das ganze Restaurant schallte, und sah sie fassungslos an. Mein Plan, ihr heute meine Gefühle zu gestehen, drohte sich in Rauch aufzulösen.
    Ich räusperte mich. »Und was hast du gesagt? Wie lange seid ihr überhaupt ein Paar?« Die Fragen schossen viel zu schnell aus mir heraus, als dass sie freudig oder teilnahmslos wirken konnten.
    Sie kniff die Augen zusammen. »Alles in Ordnung mit dir?«
    »Ja. Ja, klar«, versuchte ich noch zu retten, was zu retten war.
    »Wir sind erst drei Monate zusammen, deshalb habe ich den Antrag auch abgelehnt.«
    Ich hätte den erleichterten Seufzer unterlassen sollen, der mir lauthals aus der Kehle entwich.
    Diana warf die Serviette auf den Tisch. »Was ist los?«
    Meine Chance, jetzt oder nie!
    »Merkst du es nicht? Ist es nicht offensichtlich?« Ich zweifelte langsam an meinen Fähigkeiten.
    Konnte es ihr wirklich entgangen sein? War sie mit ihren mittlerweile sechsundzwanzig Jahren zu jung, um die Avancen eines alten Knackers zu bemerken?
    Ich presste es heraus, ich konnte es nicht mehr zurückhalten. »Ich hab mich in dich verliebt.«
    Ihre Augen weiteten sich, sie verschluckte sich und hustete. Sie hielt eine Hand vor den Mund und schien sämtliche Luft aus ihren Lungen zu pressen.
    »Mein Gott, Tomas!«, blökte sie.
    »Was hat der denn damit zu tun?«, fragte ich und bekam am Rande mit, dass uns bereits böse Blicke von anderen Tischen trafen.
    Ihr Hustenanfall ebbte ab und sie nahm einen großen Schluck Cola. Irgendwie hatte ich mir das Date anders vorgestellt. Die unangenehme Unterhaltung über den Kindermörder und ein peinliches Geständnis der eigenen Gefühle. Konnte es noch schlimmer kommen? Ja, das konnte es.
    Dianas Handy klingelte derart laut, dass selbst die Kellner ihr Unbehagen über unser Benehmen nicht mehr verbergen konnten.
    »Das ist der Klingelton vom Bereitschaftsdienst!«, rief sie erstaunt aus und kramte in ihrer Handtasche nach dem Lärmverursacher.
    Der Song »I shot the Sheriff« – wie passend – schmetterte ungehindert weiter, bis Diana endlich das Smartphone fand und den Anruf entgegennahm.
    Ich sah aus dem Augenwinkel, wie sich einer der Kellner unserem Tisch näherte, und legte peinlich berührt die Hand über die Augen.
    Jetzt schmeißt er uns raus …
    Diana begrüßte lautstark den Anrufer, als der Kellner ansetzte: »Entschuldigen Sie bitte …«
    Sie schoss ihm tödliche Blicke entgegen, hob den Zeigefinger der linken Hand und schüttelte ihn verneinend, was in ihrer Sprache so viel hieß wie: »Wenn der Kuchen spricht, haben die Krümel zu schweigen.«
    Er verstummte umgehend und warf mir einen hilflosen Blick zu, ich zuckte mit den Schultern und sagte: »Es ist was Berufliches.«
    Das schien ihn nicht zu interessieren. Er versuchte es erneut: »Entschuldigen Sie bi…«
    Diana fiel ihm ins Wort. »Ein Doppelmord in Rumeln-Kaldenhausen? Wir kommen sofort!«
    Ich schlug die Hände überm Kopf zusammen. Jetzt wusste nicht nur ich, dass es in Duisburg einen Doppelmord gegeben hatte, sondern auch die anderen Gäste und die komplette Belegschaft des Restaurants.
    Diana nahm ihre Tasche und stand

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