Mordswiesn: Der fünfte Fall für Max Raintaler (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
bekommen. Es kann also nur im Streit passiert sein. Oder jemand wollte ihn ausrauben. Wundern täte es mich nicht, so wie er mit seinem Geld in der Gegend herumgewedelt hat. Lass uns zu ihm rüber schauen.« Max bedankte sich bei den Jugendlichen und verabschiedete sich von ihnen. Die Uniformierten würden sich wegen ihrer Aussagen und Personalien weiter um sie kümmern. Einen verdächtigen Eindruck machten sie nicht. Noch dazu hätten sie, wenn sie es gewesen wären, ihr eigenes Opfer bestimmt nicht hierher vor das Bierzelt geschleppt. Er ging voraus. »Was ist mit ihm?«
»Exitus. Leider nichts mehr zu machen«, erwiderte der inzwischen neben Schorsch kniende, ältere Notarzt auf Max’ Frage, nachdem der ihm Franz als Hauptkommissar der Münchner Kripo vorgestellt hatte. »Ich habe versucht ihn wiederzubeleben. Aber seine Kopfverletzungen waren zu stark. Der Blutgerinnung nach muss er die Schläge vor kurzem abbekommen haben. Vielleicht vor einer halben Stunde. Gegen 20 Uhr.«
»Was? Das darf doch gar nicht wahr sein. Nur, weil Sie zu spät gekommen sind, ist er gestorben«, empörte sich Max. »Wo waren Sie denn die ganze Zeit? Das hat noch ein Nachspiel. Das verspreche ich Ihnen, Herr Doktor!« Ja, so ein Depp. Er zitterte vor Wut. Warum hat sich dieser Lahmarsch in seiner orangenfarbenen Weste denn nicht schneller herbemüht? Wegen Altersschwäche? Der Scheißarm von dieser Frau hätte doch warten können. Daran stirbt man schließlich nicht gleich. Aber an einer Kopfverletzung eben schon. Herrschaftszeiten. So ein Mist, so ein verdammter.
»Ja, ja. Schon recht. Damit treffen Sie mich nicht«, antwortete der leicht übergewichtige Mann gleichmütig. »Was meinen Sie, wie oft ich das schon gehört habe?«
»Anscheinend nicht oft genug, Sie Schlafmütze«, ereiferte sich Max mit zornigem Blick.
»Ach, hören Sie schon auf. Hier passiert doch andauernd irgendetwas. Ich und meine Kollegen können einfach nicht überall gleichzeitig sein. Glauben Sie im Ernst, dass wir jemanden mit Absicht oder aus Faulheit sterben lassen? Dann machen Sie doch bloß mal eine Stunde lang meinen Job. Ich bin gespannt, was Sie dann sagen.«
»Lass es gut sein, Max«, meinte Franz und nahm seinen alten Freund und Exkollegen beiseite. »Er hat recht. Wahrscheinlich wäre der gute Schorsch auf dem Weg ins Krankenhaus sowieso gestorben. Lass uns erst mal die Obduktion abwarten. Dann kannst du dich immer noch aufregen.«
»Okay, Franzi«, brummte Max nach wie vor sichtlich in Rage und wandte sich gleich darauf erneut an den Notarzt. »Aber Ihren Namen notiere ich mir auf jeden Fall, Herr Weingärtner.« Er deutete mit dem ausgestreckten Finger auf das Namensschild an der Brust des Heilkundigen.
»Tun Sie doch, was Sie wollen«, erwiderte der, während er seine Sachen zusammenpackte und aufstand. »Der arme Mensch hier kommt auf jeden Fall erst in die Pathologie. Und überlegen Sie sich mein Angebot. Machen Sie bloß mal eine Stunde lang mit, was wir von der Rettung hier zwei Wochen lang mitmachen.« Er ging ohne sich von ihnen zu verabschieden. Die nächste Bierleiche wartete schon auf ihn. Oder Schnapsleiche. Oder das Opfer einer Keilerei. Oder gleich mehrere.
Franz hatte auf dem Revier angerufen und die diensthabenden Kollegen verständigt, damit sie sich in Absprache mit den Uniformierten um die weiteren Zeugenbefragungen, die Presse, die Benachrichtigung der Angehörigen und die Spurensicherung am Tatort kümmerten. Er hatte heute schließlich frei, und sauber angetrunken war er obendrein. Den Täter jetzt noch hier auf der Wiesn zu finden, war sowieso völlig unmöglich. Eher fand man die sprichwörtliche Nadel im Heuhaufen. Gleich am Montag würde er einen Zeugenaufruf mit Schorschs Bild in der Zeitung veröffentlichen lassen, am besten auch in Englisch und Italienisch. Schließlich war zweiter Wiesnsamstag, und das traditionelle Italienerwochenende hatte längst begonnen. Wer hatte das Opfer zuletzt gesehen? Wer hatte etwas beobachtet? Danach würde man bestimmt bald mehr wissen. Sobald er einigermaßen ausgeschlafen im Büro wäre, würde er sich höchstpersönlich um die Sache kümmern.
»Lass uns ins Zelt zurückgehen und noch einen auf den guten Schorsch trinken«, schlug er Max mit rauer Stimme vor. »Schließlich haben wir ihm versprochen, unsere zwei Hunderter heute noch auf den Kopf zu hauen. Stimmt’s?«
»Stimmt«, pflichtete ihm der immer noch wütend dreinblickend bei. »Herrschaftszeiten, immer trifft es die
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