Mordswiesn: Der fünfte Fall für Max Raintaler (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
Falschen. Na warte, den Kerl finde ich, der das getan hat. Der darf sich auf was gefasst machen. Das bin ich Schorsch schuldig. Nicht wegen der 100 Euro, es ist mehr so ein Gefühl. Verstehst du, Franzi?« Er blickte ins Rund. Vielleicht war der Täter ja noch da und machte sich einen Spaß daraus, die Szenerie zu beobachten. War alles schon da gewesen. Aber wie sollte er ihn erkennen?
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Obwohl ihm der Sonntag normalerweise heilig war und er einen granatenmäßigen Kater hatte, war Franz auf den Weg nach Grünwald, um dort Schorschs Witwe zu befragen. Die Kollegen hatten sie bereits gestern Abend vom Tod ihres Mannes unterrichtet. Seine Krachlederne und das weiße Hemd hatte er gegen eine leichte dunkle Leinenhose und ein grünes Polohemd eingetauscht. Nur sein graues Wollsakko erinnerte noch an den Franz vom Vorabend.
Die meisten Gewalttaten hatten familiäre Hintergründe, wusste er aus Erfahrung. Deshalb war es nichts als logisch, bei Schorsch zu Hause mit der Suche nach seinem Mörder zu beginnen. Ansonsten hatte der Immobilienmakler nur noch eine Schwester in Moosach gehabt, Hildegard Huber, eine ledige Lehrerin. Sie war ebenfalls von den Kollegen benachrichtigt worden.
Franz fasste sich vorsichtig an seinen schmerzenden Kopf. Die Spurensicherung hatte nur die Scherben eines Maßkrugs hinter dem Bierzelt gefunden. Eindeutige Fingerabdrücke waren nicht darauf zu erkennen gewesen. Aber vielleicht könnte man bis Ende der Woche daraus doch noch etwas rekonstruieren, hatte der Chef der Abteilung gemeint. Eigentlich hätte Franz liebend gern seinen alten Freund und Exkollegen Max zur Unterstützung dabeigehabt, aber der war vorhin nicht ans Telefon gegangen. Außerdem war er seit zwei Jahren nicht mehr im Dienst, es wäre also sowieso nur inoffiziell gewesen. Der Raintaler hat recht, dachte er. Erst mal ausschlafen und dann den Tag beginnen, alles andere bringt sowieso nur Verdruss und schlechte Laune.
Der ganze Tisch war gestern noch bis zum Schluss geblieben und dann gemeinsam zu Fuß zum Goetheplatz gegangen. Mike und Jane hatten dort die U-Bahn nach Schwabing genommen, Max und Monika waren zu Fuß zu ihr, in die Wohnung über ›Monikas kleiner Kneipe‹ unweit vom Tierpark, gegangen, Giuliano und Anneliese wollten noch in einen Club in der Innenstadt schauen, Josef hatte sich bereit erklärt, Giulianos Italienerinnen mit dem Taxi zum Thalkirchner Campingplatz zu bringen, zumal er sowieso ganz in dessen Nähe wohnte, und er und Sandra hatten eine der Fahrradrikschas nach Hause genommen, die seit ein paar Jahren wie im tiefsten Indien vor dem Wiesnausgang standen.
Asiatische Bräuche mitten in Bayern. Da sollte noch mal einer sagen, München wäre keine Weltstadt. Weitere unangenehme Vorkommnisse wie die Sache mit dem aufgebrachten bayrischen Paar und dem schmalen Igor hatte es zuvor im Bierzelt nicht mehr gegeben. Dafür aber jede Menge Wiesnbier.
»Man sollte sich 14 Tage Urlaub nehmen, wenn das Oktoberfest ist, und dann jeden Tag auf der Theresienwiese verbringen«, murmelte Franz vor sich hin, als er beim alten 60er-Stadion von der Ringtangente aus in die Grünwalder Straße einbog. »Dann würde man erst gar keinen Kater bekommen, weil man ihn gleich vormittags in einer schönen Maß ertränken könnte.«
Die Vorstellung darüber ließ ein kurzes Lächeln in seinem vom Alkohol aufgequollenen, aber zumindest frisch rasierten Gesicht aufblitzen. Ja, ja, dachte er. Man könnte es so wunderbar haben, wenn man nicht andauernd arbeiten müsste. Der Max hatte das mit seiner Frühpensionierung vor zwei Jahren schon richtig gemacht. Obwohl er ihm im Büro fehlte. Es ging doch einfach nichts über einen Freund als Kollegen, mit dem man sich super verstand.
Nie hatte es zwischen ihnen größeren Streit gegeben, und so etwas wie Mobbing hatten sie schon gar nicht gekannt. Mit Max an seiner Seite hatte er sich immer sicher gefühlt. Wenn einer von beiden mal von einem Vorgesetzten zusammengestaucht wurde, hatten sie sich sofort alles erzählt. Nur über diese leidige Sache mit seiner Frühpensionierung hatte Max nie mit ihm gesprochen. Franz wusste lediglich, dass es etwas mit jemandem von ganz oben gegeben hatte. Mehr nicht. Max rückte ums Verrecken nicht mit der Wahrheit heraus. Entweder wurde er genötigt, nicht darüber zu reden. Oder er wollte mit der ganzen Sache nichts mehr zu tun haben. Beides war möglich. »Irgendwann werden wir schon alle erfahren, was sie dir angetan haben, Max«, sprach er jetzt
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