Mordswiesn: Der fünfte Fall für Max Raintaler (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
wieder laut zu sich selbst. »Und dann machen wir sie gemeinsam fertig, die sogenannten großen Tiere. Wart’s ab, mein Freund.« Er ließ das Bavariafilmgelände hinter sich liegen und bog zwei Querstraßen später rechts ein. Hier irgendwo musste es sein. Er bog noch einmal rechts ab und hielt kurz darauf vor der auffälligen Prachtvilla der Hubers an.
»Guten Morgen, Frau Huber. Wurmdobler mein Name, Kripo München. Ich hatte vorhin angerufen«, rief er in die vergoldete Gegensprechanlage, nachdem er auf sein Läuten hin von einer verzerrten Stimme nach seinem Begehr gefragt wurde.
»Hallo, Herr Wurmdobler«, quäkte es erneut. »Kommen Sie bitte herein.« Der Türöffner summte, und Franz drückte das schmiedeeiserne mannshohe Portal nach innen. Er lief über den breiten Kiesweg zum Haus.
Ein herrlicher Garten mit altem Baumbestand, sorgfältig angelegten Blumenbeeten und allerlei exotischen Pflanzen erstreckte sich weitläufig rechts und links des imposanten Hauses. Alles war sehr gepflegt angelegt, aber gleichzeitig hatte es der Gärtner geschafft, eine völlig natürlich wirkende Umgebung entstehen zu lassen.
Das zweistöckige Wohnhaus selbst war unglaublich beeindruckend. Riesige moderne Panoramafenster im Parterre und in der ersten Etage. Den zweiten Stock zierten etliche Erker und Türmchen. Darüber war eine großzügige Dachterrasse zu erkennen. Ranken schlängelten sich an den Außenwänden empor. Eine Mischung aus kleinem Märchenschloss und Michael-Jackson-Neverland-Ranch mitten im bewohnten Süden Münchens. Sapperlot! Schorsch Huber schien sich hier seine sämtlichen Kindheits- und Erwachsenenträume gleichzeitig verwirklicht zu haben.
Franz war fast am Haus angelangt, als sich die Tür öffnete und ein gut aussehender dunkelhaariger Mann im mittleren Alter heraustrat. Zu seinen engen Jeans trug er ein einfaches schwarzes T-Shirt.
»Guten Tag, Herr Wurmdobler. Treten Sie bitte ein«, forderte er Franz auf, der, immer noch staunend im Garten umherblickend, zwei Meter vor ihm stehen geblieben war.
»Danke, gern«, erwiderte er. »Ist Frau Gerda Huber gar nicht zu Hause? Eigentlich war ich mit ihr verabredet.«
»Mein Name ist Gerd Huber. Ohne ›a‹.« Der Angesprochene lächelte flüchtig und reichte ihm die Hand.
»Ach. Da schau her. Also gibt es gar keine Gerda Huber?« Franz blickte ihn erstaunt an.
»Nein, Herr Kommissar. Schorsch war mein Lebenspartner. Eine Gerda hat es hier nie gegeben.«
»Hauptkommissar. Oder Wurmdobler. Aha. Na gut. Dann werden wir zwei uns wohl unterhalten müssen.«
Dann habe ich mir das ›a‹ an seinem Namen wohl dazu gedacht, sagte sich Franz. Na ja. So was konnte schon mal passieren, nach so einem ausgiebigen Wiesnabend wie gestern. Und außerdem, wer dachte denn an so was.
»Gern, Herr Hauptkommissar. Aber bitte, treten Sie doch ein.«
»Danke.« Franz wusste nicht so recht, wie er mit der Situation umgehen sollte. Er hatte es in seiner Dienstzeit zwar schon mit allen möglichen Leuten zu tun gehabt, aber nur ganz selten mit männlichen Witwen. Wenn man es ganz genau nahm, eigentlich nur einmal: Dieses Mal. Egal, sagte er sich. Es gibt nichts, was es nicht gibt, Wurmdobler, und niemand ist toleranter als der Bayer, der jedes Jahr zur Wiesnzeit Gäste aus der ganzen Welt empfängt. Also geh rein und quetsch den Burschen aus, so gut es geht.
»Setzen Sie sich doch, Herr Wurmdobler.« Gerd hatte die Tür leise ins Schloss gezogen. Er deutete auf die dunkelbraune Ledersitzgruppe mit Couchtisch im englischen Landhausstil rechts von Franz. »Einen Drink?«, fuhr er währenddessen fort. »Oder einen Kaffee?«
»Ein Kaffee wäre gut.«
»Rüdiger! Würdest du uns Kaffee und etwas Gebäck bringen, bitte.« Gerd war stehen geblieben und hatte sich umgedreht, um seine Frage laut in Richtung der drei offen stehenden Türen am hinteren Ende des Raumes zu rufen.
»Gern. Sofort, Herr Huber«, kam es wie aus Geistermund von irgendwo dort zurück.
»Ja, eine schreckliche Sache, das mit meinem Schorsch.« Gerd setzte sich gegenüber von Franz, der bereits auf einem der bequemen Sofas Platz genommen hatte. »Ich kann es immer noch nicht fassen. Gestern Mittag saßen wir noch gemeinsam im Garten beim Essen. Das Wetter war ja auch zu schön. Ungewöhnlich warm ist es für diese Jahreszeit. Nicht wahr?«
»Stimmt«, meinte Franz. »Manchmal ist es zur Wiesn schon wesentlich kühler. Aber dieses Jahr haben wir wieder mal Glück, wie man sieht.«
»Ja, sieht ganz so
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