Morenga
Stationsbesatzungen, Patrouillen, Wasserkarren und Pferdewachen. Im Mai lieferte Johannes Christian den Deutschen noch zwei verlustreiche Gefechte bei Dakib und Sperlingspütz.
Oberst v. Deimling, inzwischen geadelt, löste im Juli den bisherigen Kommandeur Oberst Dame ab. Er erkannte schnell, daß der Krieg in der jetzigen Phase auch bei der gewaltigen Überlegenheit der deutschen Truppen von sechzehntausend Mann, denen nur ca. zweihundertsechzig Aufständische gegenüberstanden, im herkömmlichen Sinn gar nicht mehr gewonnen werden konnte. Die aufständischen Gruppen konnten in ihrer Beweglichkeit, und da sie von den Einwohnern des Landes unterstützt wurden, den Kampf über Jahre hinweg fortsetzen. Wenn sie auch für größere deutsche Abteilungen nicht mehr gefährlich werden konnten, so war es ihnen doch jederzeit möglich, kleine Transportkolonnen, Patrouillen und Posten zu überfallen, also einen Abnutzungskrieg zu führen. Oberst Deimling entwickelte daher eine Antiguerillastrategie: Drakonische Strafen gegen gefangene Rebellen und Sympathisanten. Straffreiheit für denjenigen, der sich stellt und Angaben über die Aufständischen macht. Umsiedlungsaktionen. Die Stämme sollen in sogenannte Lokationen (Wehrdörfer) verbracht werden, unter Aufsicht deutscher Beamter und Offiziere. Stämme sollen aus ihrem Heimatgebiet im Süden in unbewohntes Gebiet in den Norden umgesiedelt werden. Das gesamte Vieh der Farmer und der Truppe soll in den Norden in stark gesicherte Sammelstellen gebracht werden, um so den Aufständischen die Ernährungsgrundlage zu entziehen. Ausbau des Nachrichtenwesens. Kleine mobile Einsatzgruppen werden gebildet, mit ausgewählten Mannschaften, ausgerüstet mit modernen Waffen, Maschinengewehren und Gebirgsgeschützen. Die Einsatzgruppen bilden sogenannte Verfolgungskolonnen, die sich bei der Verfolgung des Feindes abwechseln und dadurch frisch bleiben. Im Generalstabs-Werk heißt es zu dem Plan von Oberst v. Deimling: »Er hoffte, auf diese Weise die Aufständischen zwar ohne glänzende Schläge, aber sicher ihrer Hilfsmittel zu berauben und sie zu aussichtslosen Angriffen auf gut gesicherte Posten zu veranlassen. Die dann einsetzende ununterbrochene Hetze mit stets frischen Verfolgungsabteilungen mußte den Gegner schließlich erschöpfen und seiner Widerstandskraft berauben.
Es zeigte sich aber, daß auch mit diesen operativen Mitteln der Krieg auf absehbare Zeit nicht zu Ende gebracht werden konnte, so daß Deimling sich schließlich gezwungen sah, über den Pater Malinowsky mit den Aufständischen in Verhandlungen zu treten. Ihnen wurden Straffreiheit und Leben zugesichert und schließlich auch ihr Verbleiben auf ihrem angestammten Land um Warmbad. Im Gegenzug sollten sie alle Waffen abgeben und die Herrschaft der deutschen Regierung anerkennen.«
Der deutsche Unterhändler, der Hauptmann im Generalstab von dem Hagen, schreibt über die Verhandlungen: »Ich war ständig zwischen Ukamas und Heirachabis unterwegs, um zu vermitteln. Mitunter waren die Verhandlungen recht schwierig und erregt; es gehörte eine Riesengeduld dazu, den Bondels immer wieder alle möglichen Bedenken auszureden. Am 21. Dezember ritt ich zur letzten Verhandlung hinüber und hatte ihnen hierbei zu eröffnen, daß nun die Vorverhandlung abgeschlossen sei und die endgültige Verhandlung am 22. in Ukamas stattfinden müsse. Wirklich kam Johannes mit fünf Großleuten zu uns. Oberstleutnant v. Estorff führte die Unterhandlungen persönlich mit hervorragender Ruhe und großem Geschick. Seine Kenntnis der Eingeborenen, das hohe Ansehen, das er auch bei ihnen genoß, kam der deutschen Sache hierbei in hervorragendem Maße zustatten.
Am 22. abends gab der Kapitän die Waffenabgabe endlich zu, dagegen sträubte er sich gegen eine Ansiedlung bei Keetmannshoop. Von ihrem angestammten Grund und Boden wollten sie sich unter keiner Bedingung verpflanzen lassen, sondern eher bis zum letzten Atemzuge kämpfen und bis auf den letzten Mann zugrunde gehen. Oberstleutnant v. Estorff stand also vor der Frage: Sollte er nachgeben oder auf der Ansiedlung bei Keetmannshoop bestehen. In diesem Falle war die Beendigung des Krieges auf unabsehbare Zeit hinausgerückt. Dafür erschien ihm der Streitpunkt zu unbedeutend; da er auf eine Anfrage vom Obersten v. Deimling die Weisung erhielt, an dieser Frage die Verhandlungen nicht scheitern zu lassen, gab er nach, und der Vertrag wurde von uns und den Bondels unterschrieben.
Am Abend hielt
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