Morenga
schlimmerer Lage als die zehn Mann der Patrouille, die ihre kleine Steinschanze behauptete. Die Verbindung zwischen den beiden Abteilungen konnte nur vorübergehend hergestellt werden.
Damit nicht genug, sollte den Hottentotten auch noch südlich Alurisfontein ein weiterer Streich gelingen. Die Leutnants Schmidt und v. Heydebreck hatten am 25. morgens mit vierzehn Mann von Ramansdrift gemeinsam den Rückweg angetreten. Die beiden Offiziere weit voraus, ritt die Patrouille in der Abenddämmerung auf Alurisfontein zu, als ihnen plötzlich mehrere Schüsse entgegenschlugen. Leutnant Schmidt fiel sofort, Leutnant v. Heydebreck jagte mit der Patrouille auf eine Kuppe und verschanzte sich dort, so gut es ging. Drei Reitern, die abgedrängt wurden, gelang es, sich nach Ramansdrift durchzuschlagen.
So waren die schon an sich schwachen Deutschen in drei getrennten Gruppen ohne gegenseitige Verständigung von dem überlegenen Feinde vollkommen eingeschlossen. Überall begann mit Tagesgrauen das Feuer mit neuer Heftigkeit. Die Verluste mehrten sich rasch. Am schlimmsten war die Lage bei der Patrouille Heydebreck, wo die Hottentotten gegen ihre Gewohnheit angriffsweise vorgingen. Dort fielen hintereinander der tapfere Führer, Leutnant v. Heydebreck, von fünf Schüssen durchbohrt, dann der Unteroffizier Gerber, der Gefreite Hübner, die Reiter Markwardt und Backhaus. Gegen Mittag suchten die drei Überlebenden sich durchzuschlagen, aber nur einer, der verwundet liegenblieb, konnte später nach Warmbad entkommen.
Auch bei der Abteilung Kageneck stieg die Gefahr aufs höchste. Dort war es vor allem die Ermattung der Leute, die, stundenlang ohne Wasser auf dem glühenden Sand liegend, allmählich fast widerstandsunfähig wurden. Besonders traurig war die Lage der Verwundeten, sosehr sich auch Stabsarzt Dr. Otto, des feindlichen Feuers nicht achtend, um sie bemühte. Sämtliche Pferde der Abteilung waren abgeschossen. Zum Glück schritten die Hottentotten hier nicht zum Angriff. Morenga hat später dem Hauptmann v. Koppy erzählt, er habe es für unmöglich gehalten, daß die letzten noch in Warmbad befindlichen Reiter die Station verlassen würden und die Abteilung Kageneck befreit werden könnte. Da diese infolge Verdurstens doch bald erledigt gewesen wäre, habe er nicht angegriffen, um unnötige Verluste zu vermeiden.
Der schwer bedrängten deutschen Abteilung sollte indes bald unerwartete Hilfe nahen. In den Morgenstunden des 26. war auch Hauptmann v. Koppy auf dem Rückweg von Ramansdrift, nur von dem Unteroffizier Schütze begleitet, in die Nähe von Alurisfontein gelangt. Er hörte plötzlich einige Schüsse, sah eine Gruppe von Menschen und Pferden, die er für die Patrouille Schmidt hielt, und wollte auf sie losgaloppieren, da rief ihm sein Begleiter zu: »Es sind Hottentotten, wir werden gleich Feuer bekommen.« In diesem Augenblick schlug ihnen auch schon lebhaftes Gewehrfeuer entgegen, die beiden Reiter konnten nur noch ihre Pferde herumreißen und davonjagen. Das Glück war ihnen günstig: sie erreichten, östlich ausholend, 9 Uhr vormittags Warmbad, wo der dort verbliebene Oberleutnant v. Rosenthal seinen Kompaniechef über die Vorgänge am 25. aufklärte. Hauptmann v. Koppy ließ sofort alle Eingeborenen auf der alten Station zusammenbringen und die Gebäude, in denen sie eingeschlossen wurden, mit Dynamit unterminieren. Bei ihnen blieben außer den weißen Einwohnern nur sechs Reiter zurück, mit dem Auftrag, im Notfalle das Gebäude mitsamt den Gefangenen in die Luft zu sprengen. Mit allen übrigen Mannschaften – im ganzen achtundzwanzig – und einem Geschütz rückte Hauptmann v. Koppy gegen Mittag nach Alurisfontein. Er erfuhr unterwegs, daß die Lage der Abteilung des Grafen Kageneck verzweifelt und dessen Leute dem Verschmachten nahe seien. Höchste Eile war also geboten.
Hauptmann v. Koppy trabte seinen Reitern voraus und traf 4 km nördlich von Alurisfontein den Feind in Stellung. Er entwickelte seine Abteilung zum Gefecht, allein bald nachdem das Geschütz das Feuer aufgenommen hatte, zogen die Hottentotten hier ab; sie hatten anscheinend den Auftrag gehabt, sich der zum Entsatz herbeieilenden deutschen Abteilung entgegenzuwerfen. Von dem vom Feinde geräumten Höhenzuge aus übersah Hauptmann v. Koppy das Gefechtsfeld und erkannte die ganze gefahrvolle Lage der unweit von ihm liegenden Abteilungen Kageneck und Wannemacher; gleichzeitig bemerkte er, wie ein feindlicher Trupp von etwa vierzig Reitern
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