Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Morenga

Morenga

Titel: Morenga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Timm
Vom Netzwerk:
dem jetzt fast ganz entblößten Warmbad zueilte. Das Geschütz sandte unverzüglich einige wohlgezielte Schüsse in jene Richtung, und der Trupp stob auseinander. Mehrere ledige Pferde zeigten, daß die Wirkung gut gewesen war. Die Abteilung Koppy griff nun sofort in das Gefecht der Abteilung Kageneck und Wannemacher ein und besetzte einen östlich gelegenen Höhenrand. Es gelang, das bei der Abteilung Kageneck befindliche Geschütz, für das Hauptmann v. Koppy neue Munition mitgebracht hatte, ebenfalls auf diese Höhe zu bringen. Beide Geschütze nahmen die Stellung des die Abteilung Wannemachers umschließenden Feindes unter lebhaftes Feuer, während die Schützen die zwischen der Höhe und dem Hom-Revier eingenisteten Hottentotten beschossen.
    Es entwickelte sich ein heftiges Feuergefecht. Der Feind setzte allmählich immer mehr Gewehre gegen die Abteilung Koppy ein, wodurch die schwerbedrängten Kameraden etwas Luft erhielten. Erst gegen Abend gewannen indessen die Deuschen, hauptsächlich infolge der günstigen Artilleriewirkung die Oberhand, und mit Einbruch der Dunkelheit verschwanden die Hottentotten erst einzeln, dann in Trupps in der Richtung auf Kinderzit. Jetzt konnten die halbverschmachteten Leute des Grafen Kageneck und des Unteroffiziers Wannemacher sich an die Abteilung Koppy heranziehen und die Verwundeten geborgen werden. Um 12 Uhr mitternachts wurde der Abmarsch nach Warmbad angetreten. Die völlig marschunfähigen Leute des Grafen Kageneck mußten auf den von Hauptmann v. Koppy mitgebrachten Pferden, die Verwundeten auf Wagen fortgeschafft werden. Nach 2 Uhr morgens erreichte die Kompanie vom Feinde unbehelligt Warmbad.
    Das Gefecht bei Alurisfontein hatte die Standhaftigkeit und Ausdauer der deutschen Reiter auf eine harte Probe gestellt. Nur der Besonnenheit und dem tatkräftigen Eingreifen des Hauptmanns v. Koppy war es zu verdanken, daß das Schlimmste abgewendet wurde und die Deutschen unbesiegt den Kampfplatz verlassen konnten. Schwere Opfer hatte der schwachen Kompanie allerdings dieser Kampf gekostet: zehn Tote, zehn Verwundete und zwei Vermißte fehlten in ihren Reihen, zwei Fünftel der Offiziere und 23 v. H. der Mannschaften waren außer Gefecht gesetzt.
    In Warmbad, dessen Besatzung nunmehr einschließlich eines Burenkommandos nicht mehr als etwa hundert Mann und zwei Geschütze betrug, ging Hauptmann Koppy in Erwartung eines neuen Angriffs sofort an die Verstärkung der Verteidigungseinrichtungen. Er sollte sich in seinem Gegner nicht getäuscht haben: schon am Abend des 27. Novembers wurde Warmbad von allen Seiten, allerdings ohne Erfolg, beschossen. Der Feind drang bis auf 200 m an die Gebäude heran, wurde aber mit schweren Verlusten zurückgeschlagen. Am 28. erfolgte ein zweiter Angriff; dann versuchte Morenga, der Warmbad von der Außenwelt vollkommen abgesperrt hatte, Verhandlungen anzuknüpfen, natürlich ohne Erfolg. Schließlich trieb er am 2. Dezember noch einiges Zugvieh der Kompanie ab und verschwand einige Tage später über Draihoek nach Norden. Damit war Warmbad gerettet, wenn auch noch einige Banden, insbesondere die der beiden Bastards Morris, dauernd die Gegend südlich Warmbad und den Verkehr mit Ramansdrift beunruhigten.
    Mit der Behauptung Warmbads wurde nicht nur wertvolles deutsches Gut und Blut der Raub- und Mordlust der Hottentotten entrissen, sondern auch die für die Verpflegung der deutschen Truppen unentbehrliche Verbindung mit der Kapkolonie erhalten und das deutsche Ansehen in Afrika vor einem schweren Schlag bewahrt.

Ferne Feuer

    Am 17. Januar erhielt Gottschalk den Befehl, sich am Morgen des nächsten Tages einer Patrouille anzuschließen, die versuchen sollte (es hieß tatsächlich: versuchen), Warmbad zu erreichen.
    Dort wurde nach Auffassung des Stabes der Südabteilung dringend ein Veterinär benötigt. Über Warmbad sollte in Zukunft ein Großteil des Nachschubs für die im Süden operierenden Truppen kommen.
    Von dem Leutnant von Rheinbaben abgesehen, der die Patrouille führen würde, hatte sich nur der Unteroffizier Rattenhuber freiwillig gemeldet. Man mußte fast 300 Kilometer durch feindliches Gebiet reiten, das von den Aufständischen unter Morenga und Morris beherrscht wurde.

    Tagebucheintragung Gottschalks vom 19. 1. 05
    (Rast auf dem Weg nach Warmbad)
    Träumte, daß ich mich in einer Wüste verlaufen hatte. Das Merkwürdige war, daß ich, während ich umherirrte, gar nicht wußte, daß ich mich verlaufen hatte, zugleich aber wußte,

Weitere Kostenlose Bücher