Morenga
möcht es sein,
Die unter ihre braven Jungen
den Preis verteilt, den sie errungen.
Brief Hendrik Witboois, geschrieben in Tsumis. In Keetmannshoop eingegangen am 27. 7. 1905
An den hochgeehrten Freund und Bezirksamtmann.
Es ist wahr, und ich stimme Euch bei, was Ihr mir sagt, von Eurer Macht und Überfluß an allem, und ich stimme Euch auch bei, daß ich sehr schwach bin. Aber Ihr habt nichts geschrieben, was ich Euch antworten soll, nur rühmt Ihr Euch vor mir Eurer Macht, die ich selbst kenne. Ferner habt Ihr mir auch Mitteilung gemacht von dem Preis auf meinen Kopf, so bin ich vogelfrei. Was den Jammer angeht, den Ihr wegen meiner Nation habt, den habe ich nicht, denn ich habe nicht Menschen geschaffen und Ihr auch nicht, sondern Gott allein. So sitze ich nun in Eurer Hand, und Friede ist zugleich mein Tod und der Tod meiner Nation. Denn ich weiß, daß da keine Herberge ist für mich unter Euch. Und ferner, was Ihr von dem Frieden sagt, so erwider ich Euch, daß Ihr mich wie ein Schulkind über Euren Frieden belehrt. Denn so wie Euch bekannt ist, habt Ihr mich so viele Male als Vorspann gehabt in Friedenszeit, und was sehe ich in Eurem Frieden, als uns mit allen Leuten zu vernichten, denn Ihr habt mich kennengelernt, und ich habe Euch kennengelernt in unserer Lebenslänge; soweit schließe ich.
Ich bin Kapitän Hendrik Witbooi
Gefechtsbericht 2
Die Belagerung von Warmbad
Betrifft Lage in Warmbad Ende November 1904
(Die Kämpfe der deutschen Truppen in Südwestafrika, hrsg. vom Großen Generalstabe, Bd. 2, S. 28 ff.)
Dort wollte Morenga die Schwäche der Deutschen ausnützen und sich durch einen Gewaltstreich Warmbads bemächtigen. Er hatte richtig erkannt, welche Bedeutung dieser Ort mit seinen großen Vorräten und als Sitz der zahlreichen dort eingesperrten Gefangenen sowie als Stützpunkt für den Verkehr mit dem Kaplande hatte. Wie immer setzte er seinen Plan mit bemerkenswerter Schnelligkeit, Tatkraft und Heimlichkeit ins Werk.
Noch am 20. November konnte eine schwache Patrouille unter dem Kriegsfreiwilligen Mostert einer Hottentottenbande, die bei Alurisfontein Vieh gestohlen hatte, nicht nur dies abnehmen, sondern ihr auch bei Umeis ohne eigene Einbuße einen Verlust von fünf Toten und zwei Verwundeten beibringen. Die Gegend war also um diese Zeit von stärkeren Kräften der Aufständischen noch frei. Als aber am 23. November der Hauptmann v. Koppy sich mit dem Leutnant Schmidt und vier Mann nach Ramansdrift begeben hatte und eine Patrouille unter Leutnant v. Heydebreck in die Gegend von Homsdrift am Oranje vorgegangen war, wurde am 25. erneut Vieh aus der Nähe von Warmbad abgetrieben. Offenbar rechneten die Viehdiebe darauf, daß die schwache Besatzung von Warmbad, die durch die Bewachung der gefangenen Bondels in ihrer Bewegungsfreiheit gehindert war, nichts gegen sie unternehmen könne. Vielleicht wollten sie auch noch weitere Kräfte aus der Station herauslocken, um diese dann desto sicherer wegnehmen zu können. Oberleutnant Graf Kageneck, der in Abwesenheit des Hauptmanns v. Koppy in Warmbad befehligte, sandte ihnen in der Tat am 25. nachmittags zwei Patrouillen mit zusammen dreiundzwanzig Mann in der Richtung auf Alurisfontein nach.
Während nun die eine Patrouille noch am selben Abend zurückkehrte, ohne auf den Feind gestoßen zu sein, erhielt die andere, von dem Unteroffizier Nickel geführte, bei Alurisfontein heftiges Feuer und verschanzte sich unter der Führung des Unteroffiziers Wannemacher, der an der Stelle des schwerverwundeten Nickel den Befehl übernommen hatte, auf einer Kuppe dicht nördlich Alurisfontein. Der Reiter Schulz brachte die Nachricht von dem Gefecht mitten durch die Hottentotten nach Warmbad.
Darauf rückte Graf Kageneck noch am Abend des 25. mit fünfunddreißig Mann und einem Geschütz nach Alurisfontein ab. Er war glücklich bis dicht an die Schanze des Unteroffiziers Wannemacher gelangt, als plötzlich von allen Seiten in der Dunkelheit ein gewaltiges Schnellfeuer losbrach. Man war mitten in einen weit überlegenen Gegner hineingeraten, der, wohlgedeckt, alle umgebenden Klippen besetzt hielt. Die Hottentotten hatten, wie sich später herausstellte, fast 300 Gewehre vereinigt. Die Abteilung stand also einer vielfachen Überlegenheit gegenüber, ihre Lage war von Anfang an aufs höchste gefährdet. Sie mußte sich um ihr mitten im Hom-Flußbett stehendes Geschütz zusammenziehen und sah sich dort, nur durch wenige Büsche geschützt, bald in noch
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