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Morenga

Morenga

Titel: Morenga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Timm
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zurück. Warum, weiß später auch sein Sohn nicht zu sagen, der Unterkapitän Isaak Witbooi. Alle Aufständischen hatten doch die fast umschlossene Abteilung im Auge. Vielleicht glaubte Hendrik Witbooi immer noch an die seherische Gabe des Propheten.
    Zuvor hatte es Meinungsverschiedenheiten zwischen beiden gegeben, wer zu wem gehen müsse: der Kapitän Hendrik Witbooi zum Propheten Stürmann oder der Prophet zum Kapitän. Da Hendrik nicht ging, kam der Prophet zu Hendrik.
    Major Meister befahl gegen 9 Uhr vormittags alle Offiziere zu einer Besprechung. Einige der Offiziere mußten von ihren Leuten herbeigetragen werden. Major Meister gab den Befehl, die Stellung der Hottentotten zu stürmen. Leutnant Klewitz fiel in Ohnmacht, als er den Befehl erhielt, diesen Sturm mit den frischesten Männern zu unternehmen. Leutnant Zwicke versuchte, den Major zu erschießen, und mußte von vier Mann daran gehindert werden.
    Die Moral der Offiziere war zu diesem Zeitpunkt so miserabel, daß Meister die der Mannschaft für wesentlich besser erachtete.
    Um 11 Uhr beginnt der Bajonettsturm unter der Führung des Hauptmanns Richard. Die Hottentotten räumen die Stellung. Heftigen Widerstand leisten die Gottesstreiter von Stürmann. Dann ziehen auch sie sich zurück. Die Deutschen erreichen die Wasserstelle in der Mittagszeit.
    Stürmann bringt Hendrik Witbooi, der mit der Hauptmacht flußaufwärts den Rückzug der Deutschen verhindern wollte, die Nachricht, die Deutschen seien durchgebrochen.
    Warum flohen die Aufständischen immer dann, wenn die Deutschen einen Bajonettangriff unternahmen?
    Sie waren für den Nahkampf nicht ausgebildet. Sie kannten nicht die taktische Reaktion bei einem Sturmangriff, der in ihren Augen eher etwas Verrücktes, Wahnsinniges, Selbstmörderisches hatte. Sie kannten nicht die Faustregel: Unternimmt der Feind einen Sturmangriff, dann erst kommen lassen, ruhig atmen, ruhig und gezielt schießen; ist der Feind an der Stellung, aufspringen und den Nahkampf aufnehmen. Aber wie pariert man den Stoß eines Bajonetts?

    Notizen des Feldpredigers Divisionspfarrer Lic. Max Schmidt (Groß-Nabas, den 4. 1. 05)
    Es war eine bange Stunde, die wir pochenden und doch gehobenen Herzens durchlebten. Die beiden Geschütze, für die noch Bedienung und Munition übrig war, erhoben wieder ihre langvermißte eherne Stimme und halfen mit einigen mitten im Feinde einschlagenden Treffern zum Gelingen des Sturmangriffs. Die anfangs zäh und heftig feuernden Hottentotten flohen schreiend vor den blitzenden Bajonetten davon, und Geschütze wie Sturmkolonnen stießen erfolgreich nach. Die Wasserstelle Groß-Nabas war gestürmt, die furchtbare Felsenfeste des Feindes in unseren Händen!

    Die Aufständischen zogen sich nach Swartfontein zurück. – Die Abteilung Meister zog sich nach Stamprietfontein zurück. Am 7. 1. gelang es einer Patrouille der Abteilung Deimling, mit der Abteilung Meister Kontakt aufzunehmen. Am 10. 1. vereinigten sich alle Kolonnen, sieben Tage später als vorgesehen.
    Als Sieg war das alles nicht zu werten, auch wenn es Deimling gelungen war, die Pontoks der Kopper-Hottentotten in Gochas abzubrennen. Oberst Deimling wollte abermals Verstärkung abwarten und ließ in der Zwischenzeit alle Wasserstellen in Richtung zum Großen Karrasgebirge besetzen. Er wollte dadurch verhindern, daß sich dort die Aufständischen unter Hendrik Witbooi und Morenga vereinigen konnten.
    Otto Pahl: ›Orlog im Südwesten‹

    Doch mit des Jahres Wende
    Nahm auch die Ruh ein Ende,
    In der Silvesternacht
    Hat’s fürchterlich gekracht.
    Beim Donner der Geschütze
    Und bei des Himmels Blitze
    Hieß es in unsrer Schar:
    »Viel Glück im Neuen Jahr!«
    Wie wir im Patsch gesessen,
    Wird keiner mehr vergessen.
    Nicht Punsch, nicht Grog, nicht Bier!
    Im Feuer liegen wir. –

    Die nächste Wasserstelle
    Besetzte Hendrik schnelle. Bei
    Nabas saß er lange
    Zu unserem Empfange,
    Und erst am dritten Tage,
    Nach großer Müh und Plage
    Und manchem blut’gen Strauß,
    Riß Hendrik endlich aus.
    Gewonnen war die Schlacht,
    Der Not ein End gemacht.
    Das Wasserloch – mehr braucht’s ja nicht.
    Die Gelben hatten Wichs gekriegt.

    Der Aob ist vom Feinde frei.
    Allein man munkelt allerlei,
    Hendrik sei in Verlegenheit,
    Weil er die Hottentottenleut
    Nun hat ins Unglück doch geführt
    Und er den Strick am Halse spürt.

    Denn für den Kopf des Hottentotten
    5000 Mark sind schon geboten,
    ’s ist viel, das sieht der Hendrik ein,
    Und unsere 7.

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