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Morgaine 1 - Das Tor von Ivrel

Morgaine 1 - Das Tor von Ivrel

Titel: Morgaine 1 - Das Tor von Ivrel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Erijs Zimmer, und dort die Treppe zum mittleren Turmraum, der einmal ihm gehört hatte. Aber man führte ihn zu der Tür, hinter der Kandrys’ früheres Zimmer lag: der Türriegel wehrte sich mit der Beharrlichkeit eines Schlosses, das lange nicht mehr geöffnet worden war.
    Vanye wandte sich erschrocken protestierend an Paren. Das Gefängnis, das man ihm hier geben wollte, war der reinste Wahnsinn! Paren schien sich in seiner Haut nicht wohl zu fühlen, als behagten ihm seine Befehle ganz und gar nicht. Trotzdem hieß er ihn eintreten. Staub und Schimmel und Alter umgaben sie. Es war kalt in dem Raum, der Boden war staubbedeckt; Staub sickerte ständig durch Ra-morij, durch vergitterte Fenster und durch Risse und Spalten.
    Ein Diener brachte Fackeln, ein anderer Holz und einen Eimer Kohlen für ein Feuer. Im schwachen Licht schaute sich Vanye um und fand den Raum, wie er ihn in Erinnerung hatte. Seit dem Morgen, da Kandrys gestorben war, schien nichts verändert worden zu sein. In dieser morbiden Zärtlichkeit erkannte er die Hand seines alternden Vaters.
    Dort hing die Kleidung über der Stuhllehne, darunter die dreckverkrusteten Stiefel, die zum Reinigen an den Kamin gestellt worden waren, im staubigen Bettzeug noch immer die Vertiefung, die Kandrys’ Körper erzeugt hatte.
    Vanye fluchte und bäumte sich auf, begann sich endlich zu wehren, doch entschlossene Hände hielten ihn der Tür fern, und draußen standen weitere Bewaffnete. Es gab keinen Widerstand gegen diesen Wahnsinn.
    Männer brachten Waschwasser und ein Tablett mit Nahrung und Wein. Sie stellten die Dinge auf den langen Tisch neben der Tür. Ein zusätzlicher Armvoll Holz wurde gebracht und neben dem Kamin abgelegt, in dem es bereits angenehm loderte.
    »Wer hat das angeordnet?« fragte Vanye schließlich. »Erij?« 
    »Ja«, antwortete Paren, und seine Stimme ließ erkennen, daß er mit diesen Dingen nicht einverstanden war. Ein Hauch von Mitleid stand in seinen Augen, obwohl so etwas einem Geächteten nicht zustand. »Wir müssen dir außerdem deine Rüstung wegnehmen und deine Waffen.«
    Daran führte offensichtlich kein Weg vorbei. Vanye befreite sich von Ledertunika und Kettenhemd und von seiner Untertunika, übergab die Sachen einem der Männer und ließ es geduldig über sich ergehen, daß man ihn nach verborgenen Waffen durchsuchte. Außer Stiefeln und ledernen Reithosen trug er nur noch ein dünnes Hemd, das keinen rechten Schutz gegen die Kühle des Zimmers bot. Als man ihn allein gelassen hatte, hockte er sich vor dem Kamin nieder und wärmte sich; und nach einiger Zeit fand er auch den Appetit, die bereitgestellte Nahrung zu sich zu nehmen und den Wein zu trinken und sich zu waschen, wobei er das Wasser in einem kleinen Kessel am Kamin erwärmte.
    Und schließlich erlag der Rest seiner Skrupel der Erschöpfung. Er vermutete, daß er die Nacht in Schuldbewußtsein und Elend verbringen sollte, ohne es zu wagen, in dem gespenstischen Bett zu schlafen.
    Aber er war Nhi genug, um sich dagegen zu wehren, entschlossen, sich nicht zum Opfer des Gespenstes machen zu lassen, das in diesem Zimmer spukte, zornig über die Ermordung. Er zog die Bettdecke zurück und machte es sich gemütlich – dabei hatte er nur die Stiefel ausgezogen, obwohl es üblich war, daß die Männer in der Burg nackt schliefen. Soweit traute er der Gastfreundschaft Morijas nun doch nicht. Es war lange her, daß er sich von der Last der Rüstung befreit hinlegen konnte, und das allein reichte aus, ihm ein sehr angenehmes Gefühl zu vermitteln. Er schlief ein, kaum daß er das kalte Bettzeug mit seinem Körper angewärmt hatte, kaum daß die Anspannung aus seinen Muskeln gewichen war: und wenn er etwas träumte, so erinnerte er sich nicht daran.

7
    Ein Fuß kratzte über Gestein, irgend etwas beugte sich über ihn. In plötzlicher Panik drehte sich Vanye auf den Rücken, warf Arm und Bettdecke zur Seite, versuchte sich aufzurichten.
    Ein schwarzsilbern gekleideter Mann trat einen Schritt zurück, und Vanye hielt in der Bewegung inne, einen nackten Fuß auf den Boden gestellt. Das Feuer war fast ausgegangen. Schwaches Tageslicht drang durch den schmalen Schlitz eines Fensters herein, begleitet von kalter Zugluft.
    Es war Erij, älter, mit härterem Gesicht, das schwarze Haar zum Zopf des Burg-Lord geflochten. Die Augen waren unverändert – frech, spöttisch.
    Vanye richtete sich auf; dabei stellte er fest, daß sie allein waren, daß die Tür geschlossen war. Sicher

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