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Morgaine 1 - Das Tor von Ivrel

Morgaine 1 - Das Tor von Ivrel

Titel: Morgaine 1 - Das Tor von Ivrel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Pferdediebstahl in Erd.«
    »Ich brauchte fast zwei Jahre, um das Land deiner Cousins von Myya zu durchqueren«, antwortete Vanye. »In dieser Zeit habe ich mir meinen Lebensunterhalt bei ihnen geholt; für das Pferd ließ ich meines da.«
    Erijs Lippen verkrampften sich in grimmiger Belustigung über die Frechheit. »Also ehe du in den Dienst gepreßt wurdest?«
    »Ja, vorher.«
    »Und wie wurdest du an die Kandare genommen?«
    Vanye zuckte die Achseln. Ihm war kalt. Er kehrte zum Feuer zurück, verschränkte in der Kälte die Arme. »Ich war unaufmerksam«, sagte er. »Ich suchte Schutz an einem Ort, wo ich nichts zu suchen hatte – ich war zu sehr auf die Frau fixiert, um daran zu denken, daß sie ja Lordrecht hatte. Ihr Anspruch auf mich besteht zu Recht.«
    »Schläfst du mit ihr?«
    Er blickte schockiert zu seinem Bruder empor. »
Ilin
mit
liyo
- und mit einer solchen Frau? Nein. Nie!«
    »Sie ist schön. Sie ist außerdem
qujal.
Ich mag sie nicht unter meinem Dach haben. Sie beansprucht kein Herdrecht, und ich habe auch nicht die Absicht, ihr dieses Recht zukommen zu lassen.«
    »Das ist auch gar nicht ihr Begehren«, sagte Vanye. »Laß uns weiterziehen, das ist alles.«
    »Wie lange mußt du ihr noch dienen? Was will sie von dir?« 
    »Ich glaube nicht, daß ich dir das sagen darf. Jedenfalls hat es nichts mit Morija zu tun. Wir wurden von Hjemur in diese Richtung getrieben und sahen keinen anderen Ausweg, als uns an euch zu wenden.«
    »Und wenn wir sie freilassen – wohin wird sie sich wenden?«
    »Sie wird dein Land verlassen, auf dem schnellsten Weg.« Vanye blickte seinen Bruder offen an und vergaß seine Arroganz; Erij hatte ein Recht auf seine Rache, die schon in der Gastfreundschaft zum Ausdruck kam, die er ihnen gewährte. »Ich schwöre es, Erij, und nehme dir das kritische Willkommen nicht übel. Wenn du uns gehen läßt, will ich nach Kräften dafür sorgen, daß sie dem Land keinen Ärger bringt –
    bei meinem Leben, Erij!«
    »Was verlangst du von mir, welche Hilfe?«
    »Gib uns die Sachen zurück, die du uns abgenommen hast.
    Bitte überlaß uns außerdem Vorräte. Wir sind knapp an allem. Wir ziehen weiter, sobald sie wieder reiten kann.«
    Erij starrte seitlich ins Feuer; sein Blick zuckte zu Vanye zurück, er runzelte die Stirn. »Dieses Wohlverhalten hätte seinen Preis.«
    »Welchen Preis?«
    »Dich.« Und als Vanye ihn nur verständnislos anstarrte, fuhr Erij fort: »Ich lasse sie heute noch frei, mit Proviant, mit Pferden, mit all deinen Sachen: sie kann reiten, wohin sie will. Dich aber lasse ich nicht ziehen. Das ist der Preis für meine Gastfreundschaft.«
    Verhandle um eine Unterkunft für uns,
hatte sie ihm befohlen, ehe sie ins Delirium sank,
egal wie.
Er wußte, daß es sie entehrte, ihn zu verlassen; zugleich kannte er den Zwang, der in Morgaine brannte: allein dafür lebte sie, für nichts anderes: ihr Blick war starr auf Hjemur gerichtet. Wenn er sie sicher an Hjemurs Grenzen brachte, würde sie freudig sein Leben vernichten: das hatte sie selbst gesagt.
    »Wenn meine Pflichten in ihrem Dienst erledigt sind«, bot er zögernd an, »kehre ich nach Morija zurück.«
    »Nein.«
    »Dann«, sagte Vanye nach langem Nachdenken, »schuldest du mir für diesen Handel eine faire Bezahlung: Schwör mir, daß sie abziehen darf, mit allem, was uns gehört, mit Pferden und Waffen und Vorräten, die ausreichen, um sie an jede gewünschte Grenze dieses Landes zu bringen; und daß du sie vom Tor frei ziehen läßt – ohne Hinterhalt.«
    »Und dagegen dein Versprechen!« forderte Erij. »Wenn ich darauf eingehe, keine Verwünschung von dir oder von ihr.«
    »Keine.«, sagte Vanye, und Erij sprach seinen Eid – einen Eid, den selbst ein Halb-Myya halten mußte.
    Dann ging Erij. Vanye spürte die Kälte nun doppelt stark und kniete am Kamin nieder, legte langsam Holz auf, bis die Flammen wieder aufflackerten. Es war still im Zimmer. Er starrte in die Schatten außerhalb des Lichts und sah nur Kandrys’ Sachen. Er hatte nie viel von der Überzeugung gehalten, daß die Seelen unglücklicher Toter die Lebenden nicht verließen – auch wenn er einem Wesen diente, das schon seit einem Jahrhundert tot sein müßte; trotzdem hielt sich eine unangenehme Kälte im Zimmer, ein Unbehagen, bei dem es sich um ein Schuldgefühl oder Angst oder eine Kraft aus Kandrys’ Seele handeln mochte, die hier herumirrte.
    Nach längerer Zeit klapperte etwas im Hof. Er ging zu einem Fensterschlitz und blickte

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