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Morgaine 1 - Das Tor von Ivrel

Morgaine 1 - Das Tor von Ivrel

Titel: Morgaine 1 - Das Tor von Ivrel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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daß sie Angst hatte. Er überlegte, ob sie dem anstrengenden Ritt in die Alis Kaje gewachsen sein würde, und ließ, sie allein, drängte sein Tier zwischen anderen Reitern hindurch zu Nhi Paren.
    »Nein«, sagte Paren, als er seine Bitte vorgebracht hatte. Diese Entscheidung war unumstößlich. Vanye konnte das dem Mann nicht übelnehmen – in dem Land, in dem sie sich befanden. »Wir machen in den Alis Kaje halt.«
    Er ritt zu ihr zurück. Irgendwie hielt sie sich im Sattel, schmerzerfüllt, mit zusammengepreßten Lippen. Der Schneewind ließ sie von Zeit zu Zeit zusammenzucken; die Bewegungen des Pferdes bei dem langen Auf- und Abstieg entrangen ihr gelegentlich einen Laut; aber sie hielt durch, und als sie schließlich eine Stelle zum Rasten gefunden hatten, wartete sie im Sattel ab, bis er abgestiegen war und ihr hilfreich die Hände entgegenstreckte.
    Er suchte ihr ein Plätzchen und erbat die Arzneien von dem Mann, der ihre Besitztümer verwahrte. Dann blickte er sich zwischen den ernsten Männern um und musterte Paren, der so anständig war, seine Leute ein Stück zurückzuschicken.
    Dann behandelte er die Wunde, die sehr tief war, so gut er das mit ihren Salben und Tinkturen vermochte; innerlich widerstrebte ihm die geringste Berührung, doch er sagte sich, daß ihre Körpersubstanz, woraus sie auch bestehen mochte, am besten auf die eigenen Mittelchen reagieren würde. Sie versuchte ihm etliches mitzuteilen: aber ihre Worte blieben sinnlos für ihn. Aus ihrem Gepäck holte er Leinenstoff, machte eine Binde daraus und brachte endlich die Blutung zum Stillstand. Schließlich gestaltete er ihr Lager
so
bequem es irgend ging. – Als er sich aufrichtete, kam Nhi Paren zu ihm, blickte auf sie hinab, kehrte zu seinen Männern zurück und forderte sie auf, den Weiterritt vorzubereiten. »Nhi Paren!« fluchte Vanye, eilte ihm nach, stellte sich zwischen sie in die Dunkelheit, während die Männer ringsum bereits aufstiegen. »Nhi Paren, kannst du nicht wenigstens bis zum Morgen warten? Müssen wir uns so beeilen, wo doch die Berge zwischen uns stehen?«
    »Du bringst schon genug Ärger, Nhi Vanye«, sagte Paren. »Du und diese Frau. Hjemur steht unter Waffen. Nein. Wir können uns keine Rast erlauben. Wir reiten bis Ra-morij durch.«
    »Schicke einen Boten. Es besteht kein Grund, sie umzubringen, nur weil du es eilig hast.«
    »Wir reiten durch«, beharrte Paren.
    Vanye fluchte unbeherrscht, von seinem Zorn übermannt.
    Nhi Paren handelte nicht grausam, sondern lediglich mit der Sturheit eines Nhi. Vanye nahm sein Gepäckbündel nach vorn und schnallte es so fest, daß damit sein Sattel gepolstert wurde.
    Dann machte er kehrt und führte das Pferd zu Morgaine. »Gib einem Mann den Befehl, mir bei ihr zu helfen«, sagte er mit zusammengebissenen Zähnen zu Paren. »Und eins ist gewiß; ich werde dies alles Nhi Rijan berichten. Er wenigstens weiß Gerechtigkeit zu üben; seine Ehre wird dich deine sinnlose Sturheit bedauern lassen, Nhi Paren.«
    »Dein Vater ist tot«, sagte Paren.
    Vanye erstarrte. Er spürte die Pferde, die ihn von hinten bedrängten, fühlte die Zügel in der Hand. Seine Hände bewegten sich ohne bewußten Gedanken, hielten das Tier auf. All diese Äußerlichkeiten gewahrte er, ehe er Parens Worte registriert hatte, ehe er dem Mann glauben mußte.
    »Wer ist Nhi?« fragte er.
    »Dein Bruder«, antwortete Paren. »Erij. Wir haben den ständigen Befehl, dich sofort nach Ra-morij zu schaffen, solltest du jemals Morija wieder betreten. Und das müssen wir jetzt tun. Meinem Geschmack entspricht das nicht, Nhi Vanye«, setzte Paren leiser hinzu. »Aber wir werden den Befehl ausführen.«
    Vanye war wie vor den Kopf geschlagen; trotzdem begriff er die Wahrheit. Er verneigte sich leicht, bestätigte die Realität. Paren nahm diese Geste wie ein Gentleman hin; er sah verlegen und bekümmert zugleich aus und befahl seinen Männern, ihm zu helfen, so daß er Morgaine anheben konnte.
    Die Morij-Feste Ra-morij war der Sage nach uneinnehmbar. Sie erhob sich hoch an einem Berghang, etagenweise hineingearbeitet, einen mächtigen Berg im Rücken und doppelte Tore und Mauern vor sich. Im Kampf war die Feste nie gefallen. Zeitweise hatten die Yla hier geherrscht so wie jetzt die Nhi, aber das war durch Heirat und Familienintrigen und zuletzt durch das Pech bei Irien bewirkt worden, nie aber durch Belagerung der eigentlichen Wehranlagen. Umfangreiche Vieh- und Pferdeherden grasten auf den Ländereien davor; die

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