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Morgaine 1 - Das Tor von Ivrel

Morgaine 1 - Das Tor von Ivrel

Titel: Morgaine 1 - Das Tor von Ivrel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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bewegen, zuerst nur schüchtern und sofort verstummend, wenn er ein Geräusch machte. Allmählich wurden sie kühner. Er hörte ihre kleinen Füße an den Wänden und über seinem Kopf im Gewirr der unsichtbaren Deckenbalken.
    Er verabscheute sie seit dem Alptraum im Kellergeschoß; er haßte Ratten sogar bei Tageslicht, er ertrug sie nicht; allein ihr Anblick ließ die Erinnerung wach werden, ließ ihn an dunkle Ecken denken, da sie zahlreich gediehen, ein Reich in Mauern, unter Fundamenten, wo sie das Schrecknis waren und er klein und hilflos.
    Er wagte nicht mehr stillzuliegen. Im allgemeinen gingen Ratten einem wachen Menschen aus dem Weg, das erkannte er rein verstandesgemäß trotz seiner Angst; allerdings hatte er zuviel von den Dingen gehört, die sie einem Schlafenden antun konnten. So schritt er auf und ab, um wach zu bleiben, und als er sich einmal zum Rasten hingelegt hatte und etwas Leichtes über sein Bein huschen spürte, fuhr er mit erschauderndem Schrei auf, der grell durch die Dunkelheit hallte.
    Der Laut ließ das Geraschel und Gehusche ersterben – aber nur einen Augenblick lang. Dann gingen die Ratten ohne Angst weiter ihren Angelegenheiten nach.
    Irgendwann würde er doch schlafen müssen. Unaufhaltsam rückte der Zeitpunkt näher, da er vor Erschöpfung zusammensinken würde, Schon begannen ihm die Knie zu zittern. Er schritt auf und ab, bis er sich an die Wand lehnen mußte, bis er lange Augenblicke durchmachte, da er schon nicht mehr klar bei Bewußtsein war und mitten im Umsinken aufwachte, sich hastig aufrappelnd, sich erschaudernd die Hände abstäubend, sich mit Mühe auf den zitternden Beinen haltend.
    Endlich ertönte Klappern aus dem Vorraum, ein Licht schien unter der Tür hindurch, die langsam aufging und ihm grellen Fackelschein ins Gesicht strahlte. Dahinter Männergestalten. Er ging den Besuchern entgegen, als seien sie liebe Freunde, warf sich in ihre Arme, die ihm Schutz und Zuflucht verhießen.
    Man brachte ihn wieder nach oben, hinauf in den schönen Saal, in dem Erij wohnte. Vor dem Fenster war es Nacht, und er erkannte, daß er eine Nacht und einen Tag lang nicht mehr geschlafen hatte. Seine Knie zitterten, seine Hände vermochten kaum das Besteck zu halten, als er sich gegenüber seinem Bruder an den gedeckten Tisch setzte.
    Zuerst griff er nach dem Wein, der die Kälte aus seinem Bauch vertrieb; essen konnte er jedoch nicht. Er nahm einige Bissen zu sich, schluckte etwas Brot und einige Käsestücke hinunter.
    Dann fiel ihm das Messer aus der Hand. Er hatte genug. Ohne Erij um Erlaubnis zu fragen, stand er auf, zog sich an den warmen Herd zurück und legte sich dort nieder, während der Bruder sein Abendessen beendete. Die Umwelt verblaßte, die Erschöpfung gewann die Oberhand, er erwachte und spürte Erijs Stiefel in den Rippen, ein sanfter Stoß.
    Da rappelte er sich auf, bereit, seine Rückkehr an jenen Ort abzuwenden, indem er mit allem Ernst auf Erijs Stimmungen einging – aber schon waren die Myya-Wächter wieder zur Stelle. Sie zerrten ihn hoch, um ihn in das dunkle Rattenloch zurückzuschaffen, und er wehrte sich und schrie laut schluchzend und machte sich von ihren Händen frei: er fand den Tisch, griff nach einem Messer und verwundete damit einen Mann am Arm, ehe man ihm die Klinge wieder abnehmen konnte und ihn inmitten klirrenden Geschirrs zu Boden zerrte. Ein bestiefelter Fuß knallte ihm gegen den Kopf; als er zu Boden ging, galt sein einziger Gedanke dem Umstand, daß die Männer ihn nun bewußtlos zurückbringen und die Ratten ihn auffressen würden. Aus diesem Grund wehrte er sich weiter, bis ein zweiter Hieb in den Unterleib ihm den Atem raubte und er überhaupt nichts mehr spürte.
    Er lag noch immer auf dem Boden. Er nahm Licht und Hitze wahr und ertastete einen Teppich unter sich. Dann spürte er, daß eine kalte Kante sein Handgelenk am Boden festhielt, öffnete die Augen und erblickte Erij, der auf einer Armlehne des Sessels saß, und den schimmernden Streifen eines Langschwerts, das über ihm lag.
    »Du hast ein größeres Durchhaltevermögen als früher, Bastardbruder«, sagte Erij. »Noch vor wenigen Jahren wärst du viel eher zur Vernunft gekommen. Schuldest du ihr soviel, daß du mir nicht einmal sagen willst, warum sie hier ist?«
    »Ich sage es dir«, antwortete Vanye, »obwohl ich es selbst nicht verstehe. Sie sagt, sie wolle die Zauberfeuer vernichten. Den Grund kenne ich nicht. Vielleicht ist das für sie eine Art Ehrensache. Die Feuer

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