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Morgaine 1 - Das Tor von Ivrel

Morgaine 1 - Das Tor von Ivrel

Titel: Morgaine 1 - Das Tor von Ivrel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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der Willenskraft, des Mutes, zu dem ihn Erij herausforderte – genau wissend, daß sein Chyabruder dazu nicht fähig war.
    Vanye dagegen wußte durchaus, daß Erij an seiner Stelle dazu in der Lage gewesen wäre. Vielleicht auch Kandrys oder ihr Vater. Das war die Abstammung in ihnen; sie würden es tun, und wenn nur aus dem Grund, um den Feind zu ärgern und ihm die Rache zu nehmen.
    Er stemmte die Waffe auf Armeslänge vor sich gegen den Boden, schloß die Augen und verharrte in dieser Stellung. Nun brauchte er sich nur noch vorwärts fallen zu lassen. Seine Arme, sein ganzer Körper zitterten vor Anspannung.
    Und nach einer Weile hörte die Angst auf, denn er wußte, daß er es nicht tun würde. Er ließ die Klinge fallen und kroch ans Feuer und legte sich nieder; jeder Muskel seines Körpers zitterte, sein Magen zuckte, seine Kiefer verkrampften sich vor der zusätzlichen Schande des Erbrechens.
    Bei Tagesanbruch lag er erschöpft vor dem Feuer und hatte bis auf eine Periode bei größter Dunkelheit kaum geschlafen. Er hörte Schritte im Flur näher kommen und verspürte nur einen sehr schwachen Impuls, das Versäumte im letzten Augenblick doch noch nachzuholen, die Ehre doch noch zu retten.
    Auf den Gedanken, Erij mit dem Schwert umzubringen, kam er gar nicht. Es wäre ohnehin ein sinnloser Akt gewesen, denn er mußte in Schande dafür sterben; außerdem hätte ihm die Tat keine Ehre oder Erlösung bringen können.
    Mehrere Männer betraten den Raum. Erij hieß die anderen draußen warten, kam über die großen Teppiche herbei und nahm die Klinge an sich, steckte sie in die Scheide an seinem Gürtel.
    »Ich hatte auch nicht angenommen, daß du es tun würdest«, sagte er. »Aber jetzt kannst du mir nicht vorwerfen,
ich
hätte dich entehrt.« Und er legte Vanye die Hand auf die Schulter, ließ sich auf ein Knie nieder, nahm ihn am Arm und zog an ihm, versuchte ihn aufzurichten.
    Vanye weinte; er wollte es nicht, aber wie die anderen Kämpfe mit Erij war dieser offenkundig sinnlos. Zu seiner weiteren Beschämung fand er Erij‘s Arm schützend um seine Schultern gelegt, und es war ein angenehmes Gefühl, sich einfach dagegen sinken zu lassen und ein Niemand zu sein. Die Arme seines Bruders lagen um ihn, nach einer langen Periode ohne Heim oder Familie, und seine hielten Erij, und nach einer Weile erkannte er, daß Erij ebenfalls weinte. Der Bruder gab ihm einen energischen Stoß, damit er sich zusammenriß und wieder Vernunft annahm, und hielt ihn auf Armeslänge von sich ab: auf Erijs hartem Gesicht schimmerten Tränen.
    »Ich verstoße gegen meinen Eid«, sagte Erij, »denn ich habe geschworen, dich zu töten.«
    »Ich wünschte, du hättest es getan«, antwortete Vanye, und Erij umarmte ihn kräftig und behandelte ihn wie den kleinen Bruder, als der er sich in Erijs Gegenwart immer gefühlt hatte; er fuhr ihm rauh durch das Haar, dessen Länge dem eines Jungen entsprach, und setzte ihn wieder hin.
    »Ich hätte es nie fertiggebracht«, sagte Erij. »Denn du liebst das Leben viel zu sehr. Das ist eine besondere Gabe, Bruder. Sie macht dich zu einem schlechten Feind.«
    Wie
Morgaine,
dachte er. War das ihr Werk? Aber er hatte seine Wanderung mit den Bruchstücken seiner eigenen Ehrenklinge angetreten, von seinem Vater zerbrochen; seine Schwäche ging nicht auf Morgaine zurück, sondern er verdiente die Ehre eines
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der Nhi eben wirklich nicht. Solche Dinge hatten ihren Preis, der zuweilen am Ende bezahlt werden mußte; und dazu würde er nie in der Lage sein.
    Aus dieser Erkenntnis heraus weinte er erneut. Erij knuffte ihn auf das Ohr, veranlaßte ihn, den Blick zu heben. »Du hast mir Bruder, Mutter, Vater und ein Stück von mir selbst genommen«, sagte Erij. »Schuldest du mir dafür nicht etwas?«
    »Was willst du?«
    »Wir haben dich zum Feind gemacht. Kandrys haßte dich und legte es darauf an, dich loszuwerden, und Vater fand dich immer unbequem. Und ich, ich hatte damals einen Bruder, gegenüber dem ich loyal sein konnte. Ich war ihm einiges schuldig. Was empfindest du mir gegenüber? Haß?«
    »Nein.«
    »Willst du nach Hause zurückkehren? Deine
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hat dich aus eigenem Antrieb verlassen. Du stehst allein. Deine Verpflichtung ihr gegenüber ist erledigt, wenn ich dir verzeihe, so daß du kein
ilin
mehr sein und eine andere Dienstverpflichtung riskieren mußt. Ich kann das tun: ich kann dir Pardon gewähren. Ich brauche dich, Vanye. Von der Familie bin ich als einziger übrig, und ich – ich habe

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