Morgaine 3 - Die Feuer von Azeroth
früher, das Handgelenk war von Wunden entstellt. Die Rüstung saß ihm locker am Körper und bereitete ihm Pein, wo sie ihn berührte; er war zu erschöpft, um sich umzudrehen und von der Qual zu befreien.
Plötzlich schreckten die Pferde auf.
Er fuhr hoch; die
arrhendim
sprangen auf die Füße, ebenso Roh. Ein Pfiff ertönte, kurz und fragend. Merir stellte sich sichtbar auf, und Sharrn beantwortete das Signal mit einem solchen Gewirr von Trillern und Tonfolgen, daß Vanyes Vertrautheit mit dem System für eine Entzifferung nicht ausreichte. Gleich darauf ertönte eine Antwort, die nicht weniger kompliziert ausfiel.
»Man verständigt uns«, sagte Merir, als wieder Schweigen herrschte, »von einer Gefahr gegen Nehmin.
Sirrindim
– die Shiua, vor denen ihr geflohen seid – sind in großer Zahl den Narn heraufgekommen.«
»Und Morgaine?« fragte Vanye.
»Von Morgaine, von Lellin, von Sezar – nichts. Es ist, als hätte sich vor ihrer Existenz ein Vorhang geschlossen. Ob sie nun leben oder tot sind, ihre Gegenwart macht sich in Shathan nicht bemerkbar, sonst könnten die
arrhendim
auf dieser Seite uns etwas darüber sagen. Aber sie können es nicht. Irgend etwas stimmt hier nicht.«
Vanye verließ der Mut. Er hatte kaum noch Hoffnung. »Komm!« sagte Merir. »Wir haben keine Zeit zu verlieren.«
14
Es dauerte nicht lange, bis der Gegner sich offenbarte. Am anderen Ufer des Narn wurden Vögel aus einem Dickicht aufgescheucht, und gleich darauf kamen Reiter in Sicht – allerdings trennte der breite Fluß sie von den Feinden, und es gab keine Furt, die die beiden Gruppen zueinander geführt hätte.
Der Feind sah sie auch und hielt verblüfft inne. Es war eine
khalur
-Kompanie mit Dämonenhelmen und Schuppenpanzern auf kleinen Shiua-Pferden. Die Bewaffnung bestand aus Piken, aber es gab auch andere Waffen – eine häßliche Schar. Der Anführer, dessen weiße Mähne im Wind seines Galopps flatterte, kam zum Ufer herab: Die
arrhendim
reagierten entsetzt auf seinen Anblick, auf einen von ihrer Art, dennoch anders – ein phantastischer Anblick in seiner Rüstung, in der die technische Fertigkeit der
khal
ihren
akil
-Träumen Wirklichkeit zu geben versuchte.
»Shien!« fauchte Vanye, gab es doch bei der Shiua-Truppe außer Hetharu keinen anderen Mann, der so arrogant im Sattel sitzen konnte. Der
khal
rief etwas herüber und lenkte sein Pferd knietief ins Wasser, ehe er auf die Zurufe seiner Gefolgsleute reagierte und ans Ufer zurückkehrte.
Die
arrhendim
ritten unterdessen weiter, in der entgegengesetzten Richtung; Shien und seine Reiter jedoch zogen die Tiere herum und blieben auf gleicher Höhe, getrennt nur durch das breite und schwarze Wasser des Narn. Pfeile flogen von den Sotharra herüber, meistens im Wasser landend; nur wenige klapperten auf die Uferfelsen.
Die
qhal
Perrin zügelte ihr Tier am Ufer und verschoß einen kurz gezielten Pfeil von ihrem Bogen. Ein dämonenbehelmter
khal
schrie auf und stürzte aus dem Sattel, und seine Gefährten fingen ihn auf. Wutgebrüll stieg am anderen Ufer empor; es war über den Fluß deutlich zu hören. Vis lenkte ihr Pferd ebenfalls zum Ufer hinab und schickte einen zweiten Pfeil ins Ziel.
»Leih mir deinen Bogen«, wandte sich Vanye an Roh. »Wenn du ihn schon nicht einsetzen willst, ich möchte schießen.«
»Shien? Nein. So aufgebracht du auch gegen ihn bist – er ist Hetharus Feind und der beste aus dieser Gruppe.«
Es war bereits zu spät. Die Shiua waren zurückgeblieben, außer Reichweite der großen Bogen der beiden Frauen. Sie wußten inzwischen, wie weit sie selbst schießen konnten und daß sie gegen die tödliche Treffsicherheit der Shathana nicht ankamen. In einiger Entfernung folgten sie am anderen Ufer. Es gab keine Möglichkeit, an sie heranzukommen, und sie hatten auch keine Zeit anzuhalten. Perrin und Vis lösten im Reiten ihre Bogensehnen, und die
arrhendim
bewegten sich in enger Formation rings um Merir, besorgt den Wald auf dieser Seite des Flusses sichernd. Ihnen ging es jetzt um ein schnelles Vorankommen, und sie ritten im Trab am Ufer entlang und ließen sich auch durch Nebenflüsse und gelegentliche Anschwemmungen nicht aufhalten.
Dann warf Vanye zufällig einen Blick über die Schulter. Weißer Rauch stieg auf der Seite der Shiua auf.
Perrin und Vis bemerkten seinen Blick und drehten sich ebenfalls um. Ihre Gesichter erstarrten vor Zorn.
»Feuer!« rief Perrin, als wäre dieses Wort ein Fluch, und andere schauten zurück.
»Ein
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