Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Morgaine 3 - Die Feuer von Azeroth

Morgaine 3 - Die Feuer von Azeroth

Titel: Morgaine 3 - Die Feuer von Azeroth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
Vom Netzwerk:
erhoben hätte, hätte er ihn wohl umgebracht, aber dieser Gedanke war Wahnsinn, und das wußte er auch. Er ließ es geschehen, daß ein Mann sein Pferd absichtlich dicht an ihm vorbeiführte, und behielt den Kopf unten, wie Roh ihm gesagt hatte – er raffte die Zurückhaltung des
ilin
um sich wie ein schützendes Kostüm.
    Als er bei Roh angekommen war, warf er seine Sachen zu Boden und blieb stehen, denn hatte er sich erst einmal gesetzt, war das Aufstehen sehr schmerzlich. »Ich möchte mich gern umziehen«, sagte er.
    »Ich auch. Tu's doch!«
    Vanye befreite sich von den widerlichen Hiua-Sachen und stand schließlich nur in Hemd und Hosen da, die von Shiua-Art waren, gefertigt aus feingewebtem Tuch; er legte das Wams an gegen die Kälte und überlegte, ob er auch das Kettenhemd überstreifen sollte, aber dagegen sprach die Steifheit seiner Schultern. Er legte den Mantel um, nichts weiter. Roh entledigte sich ebenfalls der Verkleidung und hielt dabei inne, um Fwar neue Befehle zu geben.
    »Wir brauchen Wächter, die in allen Richtungen Ausschau halten. Zweifellos werden wir von Shiua-Reitern verfolgt; es könnten aber auch andere vom Waldrand zurückreiten, und wir dürfen nicht riskieren, daß die uns überraschen.«
    Fwar stieß ein Brummen aus, in dem Zustimmung zum Ausdruck kommen mochte, machte kehrt, hakte mit dem Fuß hinter Vanyes gesundes Bein und riß ihn zu Boden.
    Vanye fiel der Länge nach hin. Sein Knie loderte vor Schmerzen, als er sich zur Seite rollte und nach bestem Vermögen aufzurichten versuchte. Roh war augenblicklich aufgesprungen und zog sein Schwert. »Tust du das noch einmal«, sagte er drohend, »oder legst du sonstwie die Hand an ihn, dann schlage ich dir den Kopf von den Schultern!«
    »Dafür?«
    Vanye kam torkelnd auf die Füße, doch Roh legte ihm eine Hand auf den Arm und stieß ihn zurück. Als er Widerstand spürte, fuhr er zu ihm herum und versetzte ihm einen energischen Schlag ins Gesicht. »Du vergißt dich! Morgaine hatte mehr Geduld mit dir als ich. Wenn du mir Ärger machst, überlasse ich dich den Männern.«
    Im ersten Augenblick war Vanye von Zorn überwältigt; dann verstand er, was hier gespielt wurde, verbeugte sich und setzte sich wieder – und zusätzlich bezeigte er dem Mann noch die volle Unterwerfung als
ilin,
was mit dem steifen Bein keine Kleinigkeit war. Mit gesenktem Kopf setzte er sich schließlich. Die Hiua zeigten sich belustigt. Doch er reagierte nicht auf das Lachen, das zwar häßlich klang, die Atmosphäre im Lager aber doch etwas entspannte.
    »Er ist ein
ilin«,
sagte Roh. »Steht das in den alten Liedern? Vielleicht habt ihr diesen Brauch vergessen; aber er ist kein freier Mann. Er steht außerhalb des Gesetzes – Morgaines Diener ist er, mehr nicht. Nach Andurin-Gesetz belastet ihn kein Blut, das er vergießt, allein Morgaine hat die Schuld. Jetzt steht er in meinen Diensten, und er bleibt in meinen Diensten, Myya Fwar. Oder möchtest du ihn töten und damit unsere einzige Überlebenshoffnung vernichten? Das liegt in deiner Hand. Damit aber spielst du mit unserem Leben. Wenn du ihn entstellst oder tötest, haben wir keinen Führer, kein sicheres Geleit. Hetharu folgt uns. Was meinst du wohl – weswegen? Um mich zu erwischen? Nein. Ich könnte das Lager verlassen, und Hetharu würde das hinnehmen, so wie er alles andere hingenommen hat, was ich mir bisher erlaubt habe, weil er es nicht wagt, mich zu töten: ich habe Kenntnisse, die ihm in diesem Land Sicherheit verschaffen – Kenntnisse über die Tore und ihre
Macht,
meine Myya-Freunde, die tiefer reichen, als Hetharu bisher ahnt. Und weil ihr mir dient, hat Hetharu uns beide gefürchtet. Aber hör mir zu, ich will dir sagen, was Hetharu und mich auseinandergetrieben hat, warum er nun die Waffen gegen uns erhebt – und das hat er wirklich getan, falls jemand von euch Lust hat zurückzureiten und die Wahrheit herauszufinden. Der Grund liegt darin, daß er Gelegenheit hatte, diesen Mann zu verhören, und er weiß davon genug, um zu wünschen, daß ich ihn nicht in meine Gewalt bekomme. Er weiß, daß ich mit diesem Manne die
khal
stürzen kann – und daß mir mit ihm der Weg zur Beherrschung dieses Landes offensteht.«
    Totenstille trat ein. Alle Männer hatten sich versammelt und hörten zu, und Vanye wandte den Kopf zur Seite und blickte zu Boden, die Hand um das Schwert verkrampft.
    »Wie?« wollte Fwar wissen.
    »Weil dieser Mann Kenntnisse über den Wald hat, über seine Bewohner und über

Weitere Kostenlose Bücher