Morgaine 3 - Die Feuer von Azeroth
Führung vertrauten.
Vanye erinnerte sich an das Lager von Hetharus oder Fwars Männern im Norden, ein Lager, das er umgehen wollte; dann die eigentliche Furt des Narn, die auch nicht sein Ziel war. Aber zwischen den beiden, auf einer Strecke, die man in einem nächtlichen Gewaltritt zurücklegen konnte, gab es ein Stück Wald, in dem Menschen nicht willkommen waren – und das war sein Ziel, obwohl sie dort ohne weiteres den Tod finden konnten.
Nachdem er Rohs Rede an die Hiua gehört hatte, war er allerdings entschlossen, nicht von diesem Ziel abzuweichen. Er durfte diese Reiter nicht zu dicht an Morgaine heranführen. Jeden Augenblick rechnete er damit, daß Fwar entdecken würde, wohin sie wollten und wer sie wirklich führte, denn Fwar kannte die Gegend und mochte die Gefahren ahnen, aber der Alarm blieb aus. Vanye verhielt sich an der Spitze so unauffällig, wie es nur irgend ging. Er legte das Kinn an die Brust und tat, als wären der Wundschmerz und seine Erschöpfung übermächtig. Tatsächlich schlief er im Reiten zeitweise ein, doch nicht für lange Perioden; und er tat, als merke er kaum, in welche Richtung sie ritten.
»Reiter«, sagte Trin plötzlich.
Vanye hob den Kopf und blickte in die Richtung, in die Trins erhobener Arm wies. Am nordwestlichen Horizont war eine Staubwolke aufgestiegen, und sein Herz pochte angstvoll. »Dort hat ein Shiua-Lager gelegen«, sagte er zu Roh. »Die Leute können aber noch nicht wissen, daß du dich mit Hetharu überworfen hast.«
»Ihn
aber würden sie sofort erkennen«, sagte Fwar. »Tut etwas über die Rüstung, schnell.«
Ob dieser Ratschlag nun von Fwar kam oder nicht, er war auf jeden Fall angebracht. Vanye nahm den Helm ab, schnürte die Kappe auf und schüttelte sein Haar frei, wie die Bergbewohner es trugen. Fwar streifte seine Wolltunika ab und reichte sie ihm. »Zieh das an, Rohs Bastard-Cousin, und bleib weiter hinten!«
Vanye zog das ungewaschene Kleidungsstück über Ledergewand und Metallrüstung und ließ sich in die Mitte von Fwars Wolfsrudel zurückfallen, wo er weniger auffallen mußte. Sein Gesicht war rot vor Wut über den Namen, den Fwar ihm gegeben hatte – ein alter Spottruf, etwas, das nur Roh den Männern offenbart haben konnte, die Wahrheit über ihre verwandtschaftliche Beziehung. Die Worte bekümmerten ihn um so mehr, als der Roh, den er früher gekannt hatte, ein enger Verwandter seiner Mutter war, so daß dieser Spottruf weder dem Chya-Klan noch Rohs Familie Ehre tat.
Fwars Reiter schlossen sich rings um ihn zu einer engen Formation zusammen. Sie hatten dunkles Haar und waren ausnahmslos kleiner als er. Er duckte sich im Sattel zusammen, so gut es ging. Andere Vorbeugungsmaßnahmen waren nicht möglich. Die anderen Reiter kamen jetzt im Galopp näher, nachdem sie die Staubwolke gesehen hatten, die sie erzeugten. Offensichtlich hatten sie es auf eine Begegnung abgesehen.
»Das Sotharra-Lager«, brummte ein Mann links von Vanye. »Das müssen Shiens Leute sein.«
Roh und Fwar spornten ihre Tiere an, um den Fremden in einer gewissen Entfernung vom Trupp zu begegnen, was, wenn es sich wirklich um Shien handelte, ein kluges Vorgehen war. Die andere Gruppe ritt langsamer, aus einem Angriffsgalopp wurde ein Trab, den man schließlich abstoppte. Nur die drei Anführer ritten weiter. Rings um Fwar wurden Bögen gespannt und Pfeile gezogen, doch so, daß man drüben davon nichts bemerken konnte.
Es handelte sich wirklich um Shien. Vanye erkannte den jungen
khal-
Lord und dankte dem Himmel für die Entfernung zwischen ihnen. Die Pferde schnaubten und stampften müde unter den Reitern. Eine Zeitlang schien alles friedlich abzugehen. Dann erklangen wütende Stimmen, und man hörte Shiens Aufforderung, ihm zu seinem Lager zu folgen.
»Ich lasse es nicht zu, daß dein Abschaum aus den Bergsiedlungen nach Belieben durch unser Gebiet reitet! Dabei wären sie uns keine Hilfe, sondern würden uns behindern. Sie nehmen keine Befehle an.«
»Sie gehorchen auf mein Kommando!« gab Roh zurück. »Aus dem Weg, Lord Shien! Dies ist mein Weg, und du versperrst ihn mir.«
»Na schön, reitet weiter, aber ihr stoßt bald auf den Wald. Deine Männer sind kein großer Verlust, bei dir ist das aber etwas anderes. Bis jetzt hat noch niemand diesen Wald lebendig verlassen, und ich werde dich notfalls mit Gewalt aufhalten, Lord Roh. Du bist uns zu wertvoll, als daß du dein Leben wegwerfen dürftest.«
Roh hob den Arm. Hiua-Bögen wurden gehoben und
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