Morganas Wölfe
Geschäft?«
Butcher mußte schrill lachen. »Und wie, Don! Hinter dem ehemaligen Eisernen Vorhang wollen sie neuerdings Ware aus dem Ausland, und das hat die Porno-Mafia aus dem Osten spitzgekriegt. Über einen Strohmann sucht sie Kontakte.«
Don Amalfi schwieg. Er trank. Seine Bewegungen waren ruckartig. Dann schaute er wieder durch die Scheibe auf die Tanzfläche, wo Melanie den Gästen einheizte. Diese Blondine war ein Traum von einer Frau und gleichzeitig auch eine gute Tänzerin. Klar, daß die Typen hinter ihr her waren und manche sie sogar vermarkten wollten. Zudem würde sich Melanie kaum weigern. Sie hatte schon immer davon gesprochen, nicht mehr in diesen miesen Schuppen strippen zu wollen. Weg von den Brettern und den Hochglanzfotos und rauf auf die Leinwand. Gegen einen Porno hatte sie auch nichts einzuwenden, denn sie wußte von einigen Schauspielern, die ihre Karriere in den Hardcore-Streifen begonnen hatten und später mehr oder minder groß rausgekommen waren.
Melanie hätte auch in einer der Nachtbars strippen können, aber da floß die Kohle nicht so. Die fetten Zeiten waren vorbei. Die Leute hatten nicht mehr so viel Geld übrig, um die eleganten und teuren Bars zu besuchen.
Dementsprechend niedrig gestalteten sich die Honorare für Stripperinnen, und da war es schon besser, sich Ausweichmöglichkeiten zu suchen, eben für das gemeine Volk zu tanzen. Hier machte es die Masse, denn der Besitzer der Bude war zufrieden, wie er den beiden Agenten noch vor einer halben Stunde versichert hatte.
»Warum sagst du nichts, Don?«
Amalfi hob die Schultern. »Was soll ich denn sagen? Ich kenne die Probleme. Wir müssen uns eben etwas einfallen lassen.«
»Gut gesagt.« Butcher nickte. »Das weiß ich auch. Aber was?« flüsterte er. »Was, verdammt?«
»Ich habe nachgedacht«, murmelte Amalfi. Bevor Butcher lachen konnte, warf er ihm einen kalten Blick zu. »Ja, verdammt, ich habe nachgedacht, und ich denke, daß wir unsere Zelte hier in London abbrechen sollten. Einfach verschwinden, und die Mädchen nehmen wir mit. Es gibt andere Städte, wo wir anfangen können. Ich habe gehört, daß Liverpool noch ein weißer Fleck auf der Landkarte sein soll.«
Butcher blieb fast der Mund offen. »Das… das… meinst du ehrlich?« Er wollte es kaum glauben. »Sonst hätte ich es nicht gesagt.«
»Das klappt nie, Don. Die Mädchen werden nicht mitmachen. Nach Liverpool ausgerechnet, in die Scheiße rein, in die Arbeitslosigkeit, in die Trostlosigkeit. Die pfeifen uns was. Und zwingen können wir sie auch nicht, das weißt du.«
Beinahe traurig schaute Amalfi Melanie zu. »Also abschreiben?«
»Möglicherweise.«
»Und dann?«
»Suchen wir uns einen neuen Job.« Phil Butcher blieb bei seinem Vorschlag, änderte ihn allerdings leicht ab. »Wir können dann allein in eine andere Stadt gehen. Muß ja nicht Liverpool sein. Und dort bauen wir dann etwas Neues auf. Mädchen gibt es überall. Und mancher Lokalbesitzer wird froh sein, wenn wir ihn überreden, aus seinem Laden etwas zu machen. Davon bin ich überzeugt.«
Die Worte waren bei Don Amalfi nicht gerade auf fruchtbaren Boden gefallen. Der Mann mit dem Zopf verzog das Gesicht, er fluchte wütend und stand auf.
Butcher ließ ihn nicht aus dem Blick. »Wo willst du hin?« fragte er, denn Don stand bereits an der Tür.
»Ich muß mal frische Luft schnappen. Ich muß nachdenken. Hier fühle ich mich dabei nicht wohl.«
»Und wenn du zurückkommst, hast du die Lösung, wie?«
»So ähnlich.«
Phil Butcher winkte nur ab.
Er ließ seinen Partner laufen und versank selbst in dumpfes Grübeln. Es gefiel ihm nicht, es war alles Mist, es lief nicht gut, sie mußten etwas unternehmen, sonst waren sie bald aus dem Geschäft. Für sie beide hatte es keinen Sinn, sich mit den harten Gangs herumzuschlagen, da konnten sie nur verlieren. Bisher war es ihnen gelungen, zwischen den Fronten zu lavieren. Das hatte immer wunderbar geklappt, und so sollte es auch bleiben.
Don hatte die Tür leise hinter sich geschlossen. Er und sein Kumpel kannten sich aus. So wußte auch Don, wie er auf den Hinterhof kam, dem er einen Besuch abstatten wollte, um seiner Wut freien Lauf zu lassen. Da konnte er gegen die Mülltonnen treten und mit den Fäusten gegen Mauern hämmern, niemanden würde das stören.
Der Geruch aus dem Zimmer verlor sich im Gang. Die Hintertür war verriegelt. Amalfi zerrte den Pdegel zur Seite und trat nach draußen in die Kühle und den Dunst.
Das schöne
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