Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Morganas Wölfe

Morganas Wölfe

Titel: Morganas Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
wußte nicht so recht, was mit ihm passiert war und kam damit auch nicht zurecht.
    Mit einer rudernden Bewegung seiner Arme fiel er zur Seite und landete glücklicherweise auf dem Bett.
    Hinter mir hörte ich Suko, der die anderen drei nur durch Schläge aufhalten konnte.
    Ich warf einen raschen Blick gegen das Fenster. Im Kreis zeichnete sich Morganas Gesicht ab. Sie griff nicht direkt ein, aber der Ausdruck auf ihrem Gesicht hatte sich verändert. Es war zu einer wütenden Fratze geworden, und ich wünschte mir, daß sie bei ihrer starren Haltung blieb, da ich mich um den nächsten kümmern mußte.
    Er wäre mir beinahe entwischt. Ich riß ihn durch eine bogenförmige Armbewegung herum. Der Stoff seines Nachthemdes wurde auf eine Zerreißprobe gestellt, hielt aber, und einen Augenblick später fiel er mir so entgegen, daß ich keine Mühe hatte, die Stelle zu berühren, wo ein Stück aus seiner Hand fehlte.
    Auch bei ihm geschah das gleiche Phänomen.
    Das Licht sammelte sich und schoß wie ein fokussierter Strahl durch seine Augen ins Freie, um sich mit dem großen Kreis wieder zu vereinen.
    Der dritte Mann wollte weg. Er hatte sich schon verkrochen und hockte nahe des Waschbeckens auf dem Boden.
    Ich holte ihn mir. Er hatte eine Hüftverletzung, die mein Kreuz heilte.
    Dann drehte ich mich um und erhaschte in der Bewegung einen Blick auf Morgana.
    Sie war noch da, auch der Kreis war vorhanden, aber beide hatten sich abgeschwächt.
    Für mich war es das erste Zeichen für einen Rückzug. Also hatte Morgana, aus welchen Gründen auch immer, diesmal nicht direkt in die Auseinandersetzung eingegriffen.
    Noch waren drei übrig.
    Suko hatte sich mit ihnen beschäftigt, und er war nicht eben zart mit ihnen umgegangen.
    Sie lagen am Boden, waren aber nicht bewußtlos, sondern nur durch gezielte Treffer so weit außer Gefecht gesetzt worden, daß sie Suko nicht gefährlich werden konnten.
    »Du kannst dich um sie kümmern, John. Ich verschwinde jetzt und hole endlich Hilfe.«
    Diesmal hatte ich nichts dagegen. Für mich war klar, daß wir den Kampf gewonnen hatten.
    So einfach?
    Tief in meinem Hirn blieben Zweifel zurück, an die ich jetzt nicht denken wollte.
    Einer der Verletzten hatte sich aufgerichtet. Die Wunde sah ich an seinem Rücken.
    Er zitterte, als ihn mein Kreuz berührte und ihn ›heilte‹. Bei den beiden letzten Männern hatte ich ebenfalls keine Schwierigkeiten, und hinter dem Fenster stand wie festgenagelt der Kreis mit dem bleichen Licht und den Gestalten in der Mitte.
    Was würde Morgana tun?
    Sie tat nichts. Sie griff nicht körperlich ein, aber sie war noch vorhanden, wenn auch schwächer, denn das sie umgebende Licht hatte sich verstärkt, wie ich meinte.
    »Du hast nicht gewonnen, Sinclair!« Ihre Stimme tobte in meinem Kopf.
    »Du hast nicht gewonnen, auch wenn es so aussieht. Ich habe es dir leicht gemacht. Vielleicht bin ich auch ein wenig sentimental gewesen, ich weiß es nicht. Aber der Sieg ist nicht deiner. Sei versichert, daß Fenris und ich unsere Pläne nicht aufgeben werden. Die Saat ist gelegt. Sie wird aufgehen, sehr bald schon…«
    Ich wollte sie fragen, was sie damit meinte, aber ihre Antwort bestand aus einem Verschwinden.
    Wallte der Nebel stärker? Löste sich der Kreis allmählich auf? Da kam wohl beides zusammen. So genau jedenfalls konnte ich es nicht unterscheiden, und es dauerte kaum zehn Sekunden, als vor den Fenstern die Dämmerung des Abends zusammenschmolz, durch die nasse Fahnen zogen und die Sicht wieder erschwerten.
    Der erste Nebel in diesem Herbst hatte London stark erwischt. Und alles verwischt. Wer würde uns glauben, was in diesem Zimmer geschehen war? Wohl niemand.
    Wenig später war auch ich nur Statist, denn da drangen die Helfer in das Krankenzimmer ein und kümmerten sich um den Professor. Sie untersuchten auch eine gewisse Melanie Morton.
    Für sie gab es keine Chance mehr.
    Melanie war tot.
    ***
    Einige Zeit später lernte ich auch Schwester Lilian kennen, mit der Suko schon Tee getrunken hatte. Wir hockten im Schwesternzimmer zusammen, auch Lilians Kolleginnen waren anwesend. Diesmal gab es Kaffee und die Fragen der Frauen.
    Unsere Antworten fielen dürftig aus, was ihnen natürlich nicht paßte, aber sie teilten ihnen mit, daß sie sich um die sechs Patienten keine Sorgen zu machen brauchten, denn ihre ungewöhnlichen Verletzungen waren geheilt.
    Begreifen konnten sie es nicht. Wir wollten sie auch nicht einweihen. Für uns war auch wichtig, ob der

Weitere Kostenlose Bücher