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Morgen früh, wenn Gott will

Morgen früh, wenn Gott will

Titel: Morgen früh, wenn Gott will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Seeber
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ihn wiedergefunden haben.«
    Irgendwie wollte mein vernebeltes Gehirn noch nicht so recht. Ich sah Deb an. »Ich begreife das nicht«, sagte ich dümmlich. »Maxine und Robbie? Zusammen? Wie das?«
    Sie zuckte mit den Schultern und sah ihren Chef nervös an. »Wir wissen es noch nicht, Jessica.«
    Silver sah zuerst mich an, dann Kelly. »Wir müssen weiter«, sagte er. Dann ging er ohne ein weiteres Wort zum Wagen. Seine Finger klopften ungeduldig auf das Lenkrad. Ich war unangenehm berührt, als wüsste jeder um mich herum, was letzte Nacht im Hotel passiert war. »Es ist alles schlimmer geworden«, dachte ich. »Jetzt bin ich doppelt traurig, jedenfalls trauriger als gestern, als ich von hier aufgebrochen bin.« Dann schüttelte ich den Kopf wie eine Hündin, die ihr Junges zwischen den Zähnen trägt. »Du bist eine verheiratete Frau«, erinnerte ich mich.
    »Ich muss zu Mickey, Deb«, sagte ich unvermittelt, weil vernünftige, verheiratete Frauen so etwas nun einmal sagen. Über alle Risse, die es je gegeben hatte, tapezierte ich einfach drüber. Ich holte meine Sachen vom Rücksitz des Wagens und floh ohne einen zweiten Blick ins Haus. Im Vorbeigehen hörte ich, wie er Kelly rügte.
    »Warum zum Teufel habe ich davon nichts erfahren?«, waren die letzten Worte, die ich hörte, und sie ähnelten mehr einem Knurren. Ganz so cool war er nun nicht mehr.
    Und was nun?
    Zwei Dinge. Zum einen hatte Leigh Robbie und Maxine letzte Nacht in meinem Schlafzimmer erwischt und in Panik nach Deb gerufen. Und Deb wollte, dass ich meine Schwester anrief, da sie fand, Leigh solle mir alles erzählen.
    Innerhalb von zwanzig Minuten war Leigh da – in einem schrecklichen rosaroten Trainingsanzug, der vermutlich ihre miese Stimmung heben sollte. Sie hatte das Haus geputzt, was bei ihr ein echtes Anzeichen von Stress war. Ihr Haar war strähnig und streng nach hinten gekämmt. Ihre ganze schmale Gestalt drückte Anspannung aus.
    Deb machte uns Tee. Die arme Frau war zu unserer Teeköchin geworden. Leigh stand an der Hintertür und rauchte eine Zigarette nach der anderen, völlig fertig. Anscheinend war sie letzte Nacht unerwartet hergekommen, um nach mir zu sehen. Da sie das Licht in meinem Zimmer gesehen hatte, ihr aber niemand die Tür öffnete, benutzte sie den Schlüssel, den ich ihr gegeben hatte, und ging in mein Zimmer hinauf, weil sie dachte, ich sei vielleicht eingeschlafen, ohne das Licht zu löschen. Stattdessen fand sie Robbie vor, der das Au-pair-Girl auf meinem Bett vögelte. Zu ihrem Entsetzen hatte sie gesehen, wie Maxine mit verschiedenen Sachen, vor allem Mickeys Gürteln und Krawatten, an die Bettpfosten gefesselt war. Robbie nahm sie von hinten und schniefte dabei etwas von ihrem Rücken. Beide waren vollkommen dicht. Whisky- und – schlimmer noch – Blutflecken zeichneten sich auf der seidenen Bettdecke ab. Auf dem Boden Weingläser voller Zigarettenkippen. Im angrenzenden Badezimmer lagen Alufolie und abgebrannte Zündhölzer im Ausguss. Über den ganzen Boden verstreut lagen Tabletten. Meine Tabletten.
    »Ein einziger Saustall«, schimpfte Leigh, als sei es das, was sie am meisten empörte. »Ich wollte die Bettdecke heute in die Reinigung tragen«, sagte sie entschuldigend. Dann zündete sie sich die nächste Zigarette an der Glut der eben gerauchten an, die sie ordentlich auf dem Fenstersims ausdrückte. »Aber Deb meinte, ich solle alles so lassen, wie es ist.«
    Leigh hatte das Pärchen angebrüllt und dann Gary angerufen, der mit quietschenden Reifen angefahren kam. Gleich hinter ihm die ebenfalls gerufene Deb. Doch als die beiden ankamen, war Robbie schon verschwunden, und Maxine lag bewusstlos auf meinem Bett. Sobald sie festgestellt hatten, dass sie noch atmete und offensichtlich nur zu viel getrunken hatte, hatte man sie losgebunden und in ihr Bett gebracht. Dann entschied man, dass es wohl besser wäre, wenn Deb die Nacht über bliebe.
    Als sie morgens aufwachte, fand Deb zu ihrer großen Beschämung keine Spur mehr von Maxine. Nach einer kurzen Überprüfung stellte sie fest, dass die meisten ihrer Kleider weg waren. Dazu noch die Stereoanlage und mein Auto. (Später bemerkte ich, dass auch meine Schmuckschatulle und Mickeys Rolex fehlten.) Da Maxine nicht fahren konnte, nahm man an, dass jemand anderer sie mit meinem Wagen mitgenommen hatte. Vermutlich – Robbie.
    »Das Schlimmste daran ist«, meinte Leigh ruhig und sah in den Garten hinaus, als könne sie dort Trost finden, »dass er mich,

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