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Morgen früh, wenn Gott will

Morgen früh, wenn Gott will

Titel: Morgen früh, wenn Gott will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Seeber
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hat Agnes eine Unmenge Geld ausgegeben, um das Schnellboot zu mieten, und er sollte es nach Newhaven bringen. Was am schwierigsten zu eruieren ist …«, meinte Silver, trank den Saft aus und stellte das Glas auf den Couchtisch, wo es einen runden, nassen Abdruck hinterließ. Ich musste ein Lächeln unterdrücken, als ich Mickey einen Flunsch ziehen sah. Doch Silver fuhr ohne mit der Wimper zu zucken fort: »Die meisten Schwierigkeiten haben wir bis jetzt herauszufinden, inwieweit Robbie an der Sache beteiligt war. Tut mir leid, Jess.«
    Wandte Mickey leicht den Kopf, als er hörte, wie der andere mich bei meinem Kosenamen nannte? Silver fischte wieder einmal einen Kaugummi aus der Tasche und bot allen an. Mickey lehnte ab und konnte dabei eine verächtliche Grimasse kaum unterdrücken.
    »Ja, gerne«, sagte ich rebellisch in einer Anwandlung von Loyalität zu dem so vorhersehbaren Silver. Meine Stimme kam mir selbst ungewöhnlich laut vor. »Was meinen Sie damit?«
    Er händigte mir das Paket aus, wobei seine Finger meine Hand streiften. Ich ließ mich aufs Sofa zurücksinken.
    »Die Gerichtsmediziner können nicht mit Sicherheit sagen, ob er sich die tödliche Dosis Heroin selbst gesetzt hat. Es besteht kein Zweifel, dass die Konzentration im Blut außergewöhnlich hoch war. Und daran, dass er sie sich selbst injiziert haben könnte. Andererseits«, meinte er und zuckte ganz leicht mit den Schultern, »nahm sein Körper eine merkwürdige Lage ein, als er gefunden wurde. Sehr merkwürdig sogar. Als hätte man ihn extra so hingelegt. Und die Höhe der Dosis ist, wie gesagt, auch ungewöhnlich. Wenn er sich nicht umbringen wollte. Glauben Sie, das wollte er, Jessica?«
    Er sah mir direkt in die Augen. Ich erkannte die gelben Sprenkel in der haselnussbraunen Iris wieder und musste all meine Kraft zusammennehmen, um mich zu konzentrieren. »Ich weiß es nicht, Silver. Es ist schwer zu sagen.« Ich dachte daran, wie Robbie sich benommen hatte, als er hier war. »Zweifellos hatte er Ärger am Hals. Aber ob das gleich zum Selbstmord reicht … ich weiß es nicht.« In mir krampfte sich etwas zusammen. »Ich hoffe und möchte glauben, dass mir das aufgefallen wäre.«
    »Aber der Typ war doch immer schon ein Versager oder nicht?«, ließ Mickey sich vernehmen. »Einmal Junkie, immer Junkie. So heißt es doch?« Er sah gelangweilt aus, als er einen großen Schluck von seinem Scotch nahm.
    »Entschuldige mal«, sagte ich verblüfft. »Aber das ist unfair. Du hast ihn ja nicht mal gekannt, Mickey.«
    »Gott sei Dank«, murmelte er in sein Glas.
    »Was hast du gesagt?« Meine Verwunderung schlug allmählich in Empörung um.
    »Nichts. Vergiss es. Ich bin sicher, er war ein großartiger Bursche. Er hat nur zwischendrin beschlossen, mal kurz unseren Sohn zu entführen, dieser gute Junge. Wer wird ihm so etwas übel nehmen?«
    »Mickey!« Ich stand auf und ballte die Fäuste. »Wenn du hier schon so großzügig deine Schuldzuweisungen verteilst, dann erinnere dich bitte, dass es deine verdammte Ex-Frau war, die unseren Sohn geraubt hat. Robbie hatte zunächst einmal gar nichts mit der Sache zu tun. Glaube ich zumindest.« Silver sah ein wenig betreten drein. »Sie doch auch nicht, oder?« Ich sah ihn an.
    »Es sieht nicht danach aus, Kind … Jess.« Er stand auf. »Wir haben Robbie eingehend befragt, Mr Finnegan, bevor er mit Maxine abgehauen ist. Bevor er sich mit ihr einließ, hatte er mit Louis’ Verschwinden nichts zu tun. Auch die Spur zu Robbies Freund, ›General‹ David Ross, brachte uns nicht weiter. Es waren keine Verbindungen zu Louis erkennbar.«
    Ich schauderte. Silver warf mir einen schnellen Blick zu, dann fuhr er fort: »Nun versuchen wir vor allem zwei Punkte zu klären.« Geistesabwesend nahm er den Kaugummi heraus und rollte ihn zwischen den Fingern. »An welchem Punkt Maxine Agnes’ Helfershelferin wurde. Und ob an Robbies Tod irgendetwas faul ist.« Er schoss das Kaugummibällchen in den ledernen Abfalleimer, wo es mit einem leichten Plopp landete. Mickey zuckte zusammen. Silver ließ sich davon nicht beeindrucken.
    »Bitte regen Sie sich nicht auf, Jessica.« Ich wappnete mich. »Agnes brachte Maxine auf ihre Seite, indem sie ihr erzählte, Sie seien keine gute Mutter. Und Sie würden Louis misshandeln.«
    »Was?« Ich traute meinen Ohren nicht. Dann dachte ich an die schreckliche Woche nach Maxines Ankunft. Die Woche, in der Louis vom Sofa gefallen war. Trotzdem konnte ich nicht recht glauben, dass

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