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Morgen ist ein neuer Tag

Morgen ist ein neuer Tag

Titel: Morgen ist ein neuer Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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setzte sich stumm in das wartende Taxi.
    Nach wie vor als tot zu betrachten, dröhnte es in ihren Ohren. Als tot …
    Wahnsinn, dachte sie. Das ist doch alles Wahnsinn. Wer hilft mir? Fritz, wo bist du? Du mußt es ihnen ins Gesicht schreien, daß du noch lebst, so lange, bis sie es glauben und es dir amtlich bescheinigen.
    Die beiden Beamten hatten ihr nachgesehen, als sie aus dem Zimmer gegangen war. Der Ältere schüttelte den Kopf und gab das Karteiblatt dem Jüngeren wieder zurück.
    »Die tut mir leid«, sagte er leise. »Schätze, daß bei denen der Teufel los ist. Weißt du warum? Weil die wieder geheiratet hat. Ich sah ihren Ehering.«
    Und als der junge Beamte lachte und eine obszöne Bemerkung machte (»Zwei Männer im Bett …«), schnauzte ihn der Ältere an und jagte ihn aus der Wachstube.
    »Halt's Maul, hau ab! Was weißt du von Krieg und Elend? Ihr habt noch am Daumen gelutscht, als wir draußen für euch unseren Kopf hingehalten haben.«
    Dann widmete er sich wieder seinen dienstlichen Obliegenheiten und studierte die einlaufenden Rapporte der Streifen. Aber seine Gedanken waren nicht bei den kleinen Straßenvorfällen. Er sah noch immer die junge, hübsche Frau vor sich, die wissen wollte, wo ihr toter Mann heute wohnt.
    Vor dem Tor des Präsidiums fuhr das Taxi an. »Wohin jetzt?« fragte der Fahrer und schaute auf die Fahrpreisuhr: 10,80 DM …
    »Kasernenstraße 15«, sagte Lina müde und tonlos. »Wie ich Ihnen schon sagte. Und bitte wieder nur langsam fahren …«
    »Ist Ihnen immer noch nicht gut?«
    »Nein.«
    An dem gleichen Abend saß Heinrich Korngold in dem dicken Clubsessel seines Rechtsanwaltes Dr. Borner und rauchte nervös eine Zigarette. Sein Gesicht war fahl und eingefallen, seine Hände zitterten bei jedem Zug, wenn er die Zigarette an die Lippen führte. Die Augen hatten einen unsteten, irren Blick. Angst lag in ihnen, unverkennbare Angst und eine verhaltene, ohnmächtige Wut …
    »Die Sache ist die, Herr Doktor«, sagte er mit einer merkwürdig rissigen Stimme. »Meine Frau hat mich heute verlassen … Mit zwei Koffern und allen ihren Kleidern. Und bitte – hier ist ein Brief –« er reichte dem Rechtsanwalt den Bogen hinüber – »aus dem hervorgeht, warum sie mich verlassen hat und daß sie auch die Absicht hat, nicht wiederzukommen.«
    Dr. Borner nahm das Blatt und las es halblaut vor:
    »Ich verlasse Dich. Ich kann nicht anders. Nachdem Fritz lebt und zurückgekommen ist, weiß ich, an welchen Platz ich gehöre. Du hast kein Recht, mich zu halten, wie Du auch kein Recht hattest, mich zu heiraten. Ich danke Dir für drei sorglose Jahre. Mehr kann ich dir nicht sagen. Leb wohl und führe Dein Leben weiter. Ich werde mein Leben suchen und finden. Lina.«
    Der Anwalt blickte auf. »Klarer Fall«, sagte er.
    Korngold nickte: »Was kann ich da tun?«
    »Sie können sich möglichst rasch scheiden lassen.«
    »Das möchte ich eben nicht. Ich will meiner Frau nicht die Möglichkeit geben, den Mann, dem sie nachläuft, zu heiraten. Ich will sie nicht freigeben.«
    »Dann bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als sich an den Status quo zu gewöhnen. Die Ehe bleibt bestehen – aber Sie leben getrennt.«
    Heinrich Korngold drückte nervös die Zigarette aus. Sein Gesicht war ein wenig verzerrt.
    »Das sind alles sehr komplizierte Dinge. Was ich brauch, ist eine Handhabe gegen diesen Fritz Bergschulte. Das ist der Betreffende. Gibt es keinen Weg, ihn zu verklagen?«
    »Wofür?«
    »Er nimmt mir die Frau weg. Ist das kein Grund?«
    »Wenn ich mich nicht irre, folgt ihm Ihre Frau doch freiwillig. Oder deute ich ihren Brief falsch?«
    »Sie hat durchgedreht. Sie weiß nicht, was sie tut. Vielleicht zwingt er sie auch und sie hat Angst. Er ist gefährlich. Mich hat er auch schon mit Mord bedroht.«
    »Wirklich? Das wäre ja gar nicht schlecht.«
    »Wie bitte?«
    »Ja, sehen Sie«, lachte Borner, abgebrüht wie alle Anwälte, »damit hätten wir nämlich schon eine Handhabe gegen ihn. Wann und wo hat er Sie denn bedroht?«
    »Vor kurzem im Krankenhaus. Ich konnte mich nur retten, indem ich ans offene Fenster sprang und drohte, alles zusammenzuschreien.«
    Dr. Borner machte sich Notizen und blickte dann auf.
    »Haben Sie Zeugen?«
    »Ja. Die Stationsschwester trat gerade ein, als ich in Abwehrstellung am Fenster stand.«
    »Sehr gut.« Dr. Borner notierte weiter. »Wer ist eigentlich dieser Fritz Bergschulte und in welchem Verhältnis steht er zu Ihrer Frau?«
    »In welchem Verhältnis? Das

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