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Morgen ist ein neuer Tag

Morgen ist ein neuer Tag

Titel: Morgen ist ein neuer Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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dachte sie. Einfach nicht hinsehen, sonst werde ich doch noch schwach und bereue meinen Entschluß.
    Jetzt bin ich allein … ganz allein auf der Welt. Wo Fritz ist, weiß ich nicht. Heinrich habe ich verlassen, von meinen Eltern habe ich mich losgesagt. Das einzige, was mir noch geblieben ist, ist mein Junge. Aber wohin mit ihm? Zu Max Schmitz, dem Maurerkameraden von Fritz?
    Ich muß, ich werde Fritz finden. Das ist die nicht mehr ruhende Kraft, die mich treibt. Ich muß das Unrecht, das ihm geschehen ist, wiedergutmachen. Er soll mit mir wieder glücklich werden – und ich mit ihm.
    Morgen schon werde ich auf Stellungssuche gehen, dachte sie und schaute auf die gefalteten Hände in ihrem Schoß.
    Irgend etwas wird sich schon finden. Putzen, Fabrikarbeit, Nähen, Verkäuferin – es gibt ja so viele Möglichkeiten für eine Frau, wenn sie sich nur nicht scheut, notfalls auch die niedrigste Arbeit anzunehmen.
    Sicher finde ich bald Fritz. Vielleicht weiß einer der alten Kameraden, wo er ist. Oder die Polizei? Ja, die Polizei. Die Meldebehörde.
    Sie sagte zum Fahrer:
    »Fahren Sie bitte erst noch beim Polizeipräsidium vorbei.«
    »Jetzt?« Der Fahrer wunderte sich natürlich sehr.
    »Ja.«
    »Bitte.« Kopfschüttelnd drehte er ab und fuhr über die Hauptstraße zurück. Weiber, dachte er. Verrückte Weiber. Na ja – wenn se dafür bezahlt …
    Die Fahrpreisuhr stand auf 7,60 DM …
    Vor dem Präsidium bremste er und fragte: »Soll ich warten?«
    »Ja. Bitte.«
    Lina stieg aus und ging schnellen Schrittes in die Wachstube. Dort saß ein dicker, gemütlicher Beamter mit offenem Kragen und schwitzte, denn die Wachstube wurde für die Nachtdienst-Beamten noch immer geheizt. Als die eilige Frau, die gut aussah, über die Schwelle trat, setzte er sich in Positur und lächelte sie an.
    »Na, wo brennt's, schöne Frau?« sagte er jovial, ja plump vertraulich. »Wollte einer etwas von Ihnen?«
    Bei sich dachte er: Ich könnte den Kerl verstehen.
    Lina schüttelte heftig den Kopf. »Nein, ich möchte eine Auskunft von Ihnen.«
    »Nur zu. Die Polizei – Ihr Freund.« Der Beamte beugte sich etwas vor. »Um was handelt es sich denn?«
    »Können Sie jetzt an das polizeiliche Melderegister heran?«
    »Wenn's sein muß? Wen suchen Sie denn?«
    »Einen Herrn Bergschulte.«
    »Vorname?«
    »Fritz.«
    »Beruf?«
    »Maurer.«
    »Ledig oder verheiratet?«
    »Verheiratet. Mit mir.«
    »Ach nee.« Der Beamte sah sie an und wurde noch vertraulicher: »Warum ging er denn stiften?«
    »Sagen Sie mir, wie ich ihn finde!« fuhr ihm Lina über den Mund.
    Der Beamte steckte zurück: »Wo soll er denn wohnen?«
    »Das möchte ich gerade von Ihnen wissen.«
    Er bemühte sein Telefon und gab die Weisung durch, in der Kartei nach einem Fritz Bergschulte zu suchen.
    »Werden wir gleich haben«, sagte er dann. »Bitte, nehmen Sie so lange Platz.«
    Lina hatte ihn gezähmt.
    »Danke«, sagte sie, setzte sich aber nicht, sondern blieb voller Unruhe und Spannung stehen und ging vor dem Tisch hin und her. Als dann ein anderer Beamter erschien und ein großes Karteiblatt brachte, fühlte sie, wie ihr Herz schneller schlug. Jetzt erfahre ich, wo er ist, sagte sie sich mit plötzlicher Gewißheit. Das hätte ich mir doch gleich denken können, daß das gar nicht so schwierig ist.
    Der erste Beamte ließ sich von dem zweiten das Karteiblatt geben, warf einen Blick darauf und riß die Augenbrauen hoch. Erstaunt sah er die Frau vor sich an, als wolle er sagen, daß sie diesen Blödsinn sein lassen sollte.
    »Fritz Bergschulte?« fragte er dann gedehnt. »Maurer? 1 Kind mit Namen Peter?«
    »Ja! Ja!« stieß Lina hervor. »Wo ist er?«
    »In Rußland.« Der Beamte ließ das Karteiblatt auf den Tisch fallen. »Vermißt in Rußland, seit vier Jahren für tot erklärt, auf Antrag seiner eigenen Frau Lina, geborene Stahl …«
    »Das bin ich.« Tonlos kam es von Linas Lippen. Verzweifelt starrte sie den Polizisten an. »Aber er ist gar nicht tot. Er kam vor wenigen Tagen aus einem Schweigelager zurück, für uns alle überraschend. Und jetzt ist er wieder verschwunden.«
    Der Beamte zuckte mit den Schultern. Sein Gesicht war nun ernst und mitfühlend.
    »Eine Rückkehr ist uns noch nicht gemeldet. Wir haben ihn deshalb nach wie vor als tot zu betrachten.«
    »Als tot …«, wiederholte Lina mechanisch. Dann wandte sie sich ab, ging aus dem Zimmer und schritt wie eine Traumwandlerin durch die Gänge des Präsidiums dem großen Tor zu, trat auf die Straße und

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