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Morgen komm ich später rein

Titel: Morgen komm ich später rein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Albers
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sprechen möchte, gerade auf einem Termin, in einer Konferenz oder unterwegs«.
    Nach einigen Monaten dachte sich Frank Hartmann: Wenn das möglich ist und der Arbeitsablauf das erlaubt, will ich auch so
     arbeiten! Er wohnt in Frankfurt, pendelte jeden Tag fast 90 Minuten zum Firmensitz ins knapp 100 Kilometer entfernte Walldorf.
     Als er sah, dass sein Vorgesetzter ebenfalls tageweise aus Hamburg oder seinem Hauptwohnsitz München arbeitete, war ihm klar,
     dass das kein Problem ist und er fragte seinen Chef. Ergebnis: »Er hat sofort Ja gesagt.« Seitdem arbeitet Hartmann einen
     Tag pro Woche von zu Hause aus und ist dadurch »auf jeden Fall produktiver. Ich kann dort zum Beispiel an Konzepten arbeiten,
     ohne dass dauernd das Telefon klingelt, oder wichtige Journalisten treffen – die sitzen sowieso alle in Frankfurt und nicht
     in Walldorf.« Diese Flexibilität sei »ein effektives Motivationsinstrument« seitens des Arbeitgebers, so Hartmann, aber eben
     auch unumgänglich: »Feste Arbeitszeiten – das Thema ist durch. Wenn das Unternehmen 150 Prozent verlangt, muss es dem Mitarbeiter
     diesen Vertrauensvorschuss geben. Nur so können Unternehmen dem Globalisierungsdruck standhalten und gleichzeitig ihre Mitarbeiter
     motivieren.«

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|70| Designed in California, made in China
    Spannend ist, dass diese Art zu arbeiten nicht nur in IT-Unternehmen oder für klassische Kreative funktioniert. Vielmehr hilft
     ein gesamtwirtschaftlicher Paradigmenwechsel vielen freiheitsliebenden Arbeitnehmern. Zugegeben – wer am Band steht und Autos
     zusammenbaut, kann das nicht von zu Hause aus tun. Aber – so bitter das für das produzierende Gewerbe sein mag – unflexible
     Produktionsjobs werden zunehmend in Schwellenländer verlagert. Wertschöpfung in entwickelten Industrienationen wie Deutschland
     erfolgt in der Regel über hochqualifizierte Wissensarbeiter. Ausnahmen wie die florierende Autoindustrie bestätigen die Regel.
    Das Beispiel des iPod illustriert dies pointiert: Dieser MP3-Player ist ein globales Vermarktungsphänomen, ein Design-Geniestreich
     und – darauf hat Apple-Chef Steve Jobs immer wieder hingewiesen – in erster Linie eine Software. Erst die geniale Vernetzung
     des Geräts mit der geschlossenen Plattform des iTunes-Stores gab Apple den Hebel, die Musikindustrie zu etwas zu bringen,
     was sie jahrelang abgelehnt hatte: ihre Archive zu erschwinglichen Preisen übers Internet verfügbar zu machen. Die Hardware,
     also Gehäuse und Festplatte des iPod, wird in China hergestellt – aber der Produktionsstandort ist beliebig. Der eigentliche
     Marktwert besteht aus Design, Software und Marketing.
    Die zukünftigen Erwerbstätigen, so eine Studie deutscher Arbeitsforscher von 2006, werden vor allem aus den so genannten TIME-Branchen
     (Telekommunikation, Informationstechnologie, Medien und Entertainment) kommen. »Durch TIME-Anwendungen in den Informations-
     bzw. Dienstleistungssektoren wird es zu weiteren Verschiebungen von Arbeitsplätzen kommen, insbesondere zu Lasten der Sektoren
     Landwirtschaft oder Produktion«, so die Autoren. »Schätzungen gehen davon aus, dass die Erwerbstätigkeit in den Informationsberufen
     von 14 Prozent im Jahre 1907, 18 Prozent im Jahr 1950 auf 60 Prozent im Jahre 2010 anwachsen wird.« Was bedeutet das für unseren
     Arbeitsalltag? Die Wissenschaftler geben Camilla Krings B-Society recht: »Galt bisher die Maxime ›Arbeiten in einer |71| festen Struktur, am fixen Ort und zur bestimmten Zeit‹ (›Old Work‹), so erlauben innovative Informations- und Kommunikationstechnologien
     das ›Arbeiten mit wem, wo und wann man will‹ (›New Work‹). Flexible Arbeitszeiten, verstärkte Projekt- und Prozessorientierung
     oder zunehmend mobilere Arbeitsweisen in virtuellen Netzwerkstrukturen sind auffällige Kennzeichen dafür.« Gesucht werden
     künftig vor allem Experten, die per Definition mobil und flexibel arbeiten.
    Der amerikanische Soziologe Richard Florida, der den Begriff der »Kreativen Klasse« bereits 2002 prägte (mehr dazu in Kapitel
     9), erläuterte mir dieses Phänomen ein Jahr später in einem Interview: »Es ist eine universelle Klasse, weil jeder Mensch
     grundsätzlich kreativ ist. Arbeitnehmer sind heute mobil, wechseln regelmäßig ihre Jobs. Darum müssen Unternehmen Strategien
     entwickeln, um kreative Mitarbeiter – die leicht gelangweilt sind – zu gewinnen und zu halten. Eine gute Bezahlung ist wichtig,
     aber vor

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