Morgen komm ich später rein
ergaben, dass fast alle Menschen, die in Büros arbeiten,
an Informationsüberflutung leiden – bis auf erfahrene Führungskräfte. Diese filtern Kommunikation erbarmungslos und können
darum relativ eigenständig über ihre Zeit bestimmen. Das heißt: Die Angst, Sie könnten gefeuert werden, weil Sie E-Mails nicht
beantworten, ist unbegründet. Wahrscheinlich werden Sie eher befördert, wenn Sie effizienter kommunizieren. Jensen empfiehlt
folgende Filter für den täglichen Gebrauch: Wenn nicht sowohl der Absender als auch die Betreffzeile bei Ihnen die Reaktion
auslösen: Das muss ich sofort oder zumindest heute noch lesen! – löschen. Dies sollte die Mails in Ihrer Inbox um etwa die
Hälfte reduzieren.
Wenn die Mitteilung keine Aktivität von Ihnen erfordert und keine kurzfristigen Termine nennt – löschen, egal von welchem
Absender sie kommt. Es besteht eine 69-prozentige Wahrscheinlichkeit, dass Sie die gleiche E-Mail noch einmal bekommen und
eine 48-prozentige Wahrscheinlichkeit, dass Sie ein drittes Mal zu Ihnen kommt. Nun sollten etwa 75 Prozent der eingegangenen
Mails gelöscht sein. Erfüllt eine E-Mail die folgenden Kriterien nicht – löschen Sie sie oder antworten Sie dem Absender mit
der Bitte, die fünf Kriterien auszuführen, damit Sie die Aufgabe erledigen können. Dann haben Sie – nach Jensen – Ihr E-Mail-Aufkommen
um 90 Prozent reduziert: Gehört die Aufgabe zu den laufenden Projekten? Sind die nächsten Schritte klar erkennbar? Wird deutlich,
was als Ergebnis herauskommen soll? Steht dabei, wie und womit Sie den Auftrag erledigen werden? Kommt für Sie etwas dabei
heraus?
Fragen Sie sich vor jedem Meeting: Wie groß ist der Nutzen, den ich daraus ziehen kann? Wie groß ist der Mehrwert, den ich
einbringen kann? Wenn mich heute ein Bus überführe, fände das Meeting auch ohne mich statt? Selektieren Sie Ihre Teilnahme
danach. Ihre Zeit ist begrenzt. Verabschieden Sie sich vom blinden Gehorsam, immer teilnehmen zu müssen. Meiden Sie alle regelmäßigen
Meetings. Monatliche oder wöchentliche Konferenzen sind oft konzipiert, um die Zeit auszufüllen, die dafür angesetzt wurde.
In Büros sind alle immer damit beschäftigt, Arbeit auf andere abzuwälzen. |100| Lernen Sie, nein zu sagen, sonst sind Sie das Opfer dieser perfiden aber menschlichen Masche. Hören sie auf Ihre innere Stimme.
Wenn Sie häufiger nein sagen, riskieren Sie nicht Ihre Karriere. Bei guten Kollegen, Freunden und allen, die wissen, dass
Sie zu oft ja sagen, können Sie die direkte Strategie anwenden: »Nein, trotzdem danke.« Oder: »Nein, habe zu viel zu tun,
tut mir Leid.« Bei Vorgesetzten und Kunden empfiehlt Jensen die indirekte Strategie: »Können Sie mir das näher erklären?«
Oder: »Darüber müssen wir erst mal reden.« Fragen Sie viel öfter: »Warum?« Finden Sie heraus, was Ihnen der Chef nicht gesagt
hat, erforschen Sie Alternativen oder vereinbaren Sie ein nächstes Gespräch. Sie werden damit nicht unbedingt die Arbeit los,
aber Sie schaffen eine Atmosphäre von Respekt und Partnerschaft. Sie gelten nicht mehr als ständiger Ja-Sager, als Opfer.
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Informationsdiät und Kommunikationspausen
Miriam Meckel ist Professorin für Corporate Communication an der Universität St. Gallen und geschäftsführende Direktorin des
Instituts für Medien- und Kommunikationsmanagement. Man sollte also meinen, sie kommuniziere gern und sei moderner Technologie
gegenüber aufgeschlossen. Doch neuerdings schwärmt sie vom »Glück der Unerreichbarkeit« und dem »Lob der Kommunikationspause«.
Sie hat auch gleich ein Buch darüber geschrieben, in dem sie fordert, wir müssten lernen, »richtig und sozial verträglich«
mit neuen Technologien umzugehen und schließt: »Es bedarf der gelegentlichen Sendepause, um auf Information Kommunikation
folgen zu lassen«. Das ist nicht nur ein populärer Ratschlag an subjektiv informationsüberflutete Zeitgenossen, sondern vor
allem ein nützliches Instrument im Kampf um mehr Freiheit und Flexibilität in der Festanstellung. Denn was haben Sie davon,
wenn Sie sich aus den Zwängen von Meetings, Kollegenmails und Anwesenheitspflicht befreit haben, um dann zum immer erreichbaren
Sklaven von iPhone, Blackberry und heimischer E-Mail zu werden?
»Menschen mögen das Gefühl, beschäftigt zu sein«, sagt der Produktivitätsexpterte |101| Mark Ellwood: »Und viele messen dieses Gefühl daran, wie
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