Morgen komm ich später rein
häufig sie in ihrer Tätigkeit unterbrochen werden.« Aber es gebe
einen Unterschied zwischen »beschäftigt aussehen« und »produktiv sein«, so Ellwood. Wenn Angestellte tatsächlich jede Minute
ihres Arbeitstages aufzeichneten, fänden die meisten heraus, dass sie viel mehr Zeit mit unwichtigen Nebensächlichkeiten verbringen
als sie dachten und viel weniger mit ihren Kernaufgaben.
Der Psychologe und Managementberater Ken Siegel ermutigt seine Klienten, E-Mail-freie Tage im Büro einzuführen. Mails zu beantworten,
sagt er, ersetze in zu vielen Unternehmen die wirkliche Arbeit. »Menschen können den ganzen Tag mit E-Mails zubringen«, so
Siegel. »Die meisten Büroangestellten arbeiten in einem Muster ständiger Ablenkung.« Miriam Meckel erklärt im Interview, sie
sei durchaus gut erreichbar, möchte aber selbst bestimmen, wann. Ihre Mails beispielsweise checke sie per Blackberry morgens,
mittags und abends. Das klingt noch nicht nach einer wirklichen Kommunikationspause, ist aber natürlich ein Anfang. Wer wirklich
Zeit für andere Aktivitäten freischaufeln möchte, wählt einen radikaleren Ansatz.
Timothy Ferriss, der Vorkämpfer der 4-Stunden-Woche, propagiert eine deutlich striktere Informationsdiät: Auf dem Telefon
läuft eine Ansage, man sei nicht zu erreichen – bitte Nachricht hinterlassen, ich rufe zurück. Und dann wirklich nur die wichtigen
Rückrufe machen. Die Notfall-Handynummer muss natürlich Kollegen bekannt sein und hier auflaufende Gespräche werden auch angenommen.
Die E-Mail hat eine automatische Antwort eingestellt, dass man seine Mails nur dreimal am Tag abrufe, inklusive Angabe der
Tageszeiten. Und daran soll man sich dann auch wirklich halten. Ferriss rät, den Tag auf gar keinen Fall mit dem Lesen von
E-Mails zu beginnen, sondern seine eigene Agenda zu setzen. Dieser eine Tipp allein werde das Leben verändern. Die Abstände,
in denen man E-Mails checkt, können immer größer werden – zweimal am Tag, einmal … Er selbst liest und beantwortet eingehende
E-Mails angeblich nur einmal pro Woche und hört im Ausland generell keine Mobilbox-Nachrichten ab.
|102| Leo Babauta, der in seinem Blog »Zen Habits« über Vereinfachung und Produktivität schreibt, nennt sich selbst einen »E-Mail-Ninja«
– weil er den Kampf mit der Informationsflut besonders leidenschaftlich betreibt und seine E-Mails in Blitzgeschwindigkeit
abarbeitet. Babauta geht es wie vielen von uns: Er bekommt dutzende, manchmal gar hunderte von E-Mails pro Tag. Er hat jedoch
neun Regeln definiert, mit deren Hilfe er nur zwei- bis dreimal am Tag E-Mails checkt und den Eingangsordner jedes Mal in
etwa 20 Minuten leert:
Ein effektiver Spam-Filter hält Junk-Mails davon ab, den Posteingang zu verstopfen.
Für regelmäßige E-Mails von Dienstleistungs- oder Shopping-Websites wie Amazon, Paypal, Lufthansa oder Ebay hat er Filter
eingerichtet, die diese Mail direkt in Unterordner verschieben (»Einkäufe«, »Reisen« oder »Rechnungen«) oder gleich löschen.
Der »Stapel«-Ordner: Bestimmte E-Mails erfordern nur eine sehr kurze Bearbeitungszeit von 10 bis 15 Sekunden. Diese legt Babauta
direkt in einem gesonderten Ordner ab und bearbeitet sie auf einmal, was dann nur wenige Minuten dauert.
Manche Kollegen oder Verwandte schicken gern Kettenbriefe, Witz und Massen-E-Mails. Am besten sagt man ihnen, dass man diese
Art Mail nicht mehr empfangen möchte. Schicken sie weiter Unsinn, richtet man einen Filter ein, der ihre Mails direkt in den
Mülleimer verschiebt. Für wirklich wichtige Dinge müssen sie dann eben anrufen.
Eine externe To-Do-Liste verhindert, dass man E-Mails nur deshalb im Eingangsordner liegen lässt, weil sie eine Tätigkeit
erfordern. Man kann auch einen »To do«-Ordner anlegen und diese Art Mail dorthin verschieben. Jedenfalls darf der Posteingang
nicht als To-Do-Liste missbraucht werden.
Babauta bearbeitet seine E-Mails sehr schnell, weil es nur begrenzte Möglichkeiten gibt, was damit zu tun ist: a) direkt löschen,
b) direkt archivieren, c) schnell beantworten, d) in die To-Do-Liste aufnehmen, e) die enthaltene Aufgabe sofort erledigen,
wenn sie weniger als zwei Minuten in Anspruch nimmt oder f) weiterleiten. Im Falle der Optionen c-f wird die E-Mail im Anschluss
ebenfalls archiviert oder gelöscht. Keine Mail bleibt im Posteingang.
|103| Nicht jede E-Mail beantworten. Sich lieber öfter fragen: Was wäre das schlimmste, das passieren kann,
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