Morgen komm ich später rein
oder
Chemieunternehmen. |191| Das Thema interessiert wirklich über alle Branchen hinweg und vom Mittelständler bis zum Großkonzern.«
Die Easy Economy ist hier ganz sicher kein Hirngespinst mehr, sondern ein neues, hochattraktives Geschäftsmodell. »Flexible
Arbeit war früher nur für ganz kleine Gruppen möglich, zum Beispiel Künstler oder Studenten. Aber dass für eine größere Anzahl
von Menschen nicht mehr die Anwesenheit im Büro zählt, sondern die Ergebnisse – das ist neu«, so Hartenthaler. Und dann fasst
der eher nüchterne Techniker das Thema für ihn untypisch emotional zusammen: »Wir sind die erste Generation, die sich von
der Anwesenheitspflicht im Büro emanzipieren kann.«
Zwischenfazit: Ein Mann im gut geschnittenen Anzug sitzt in einem Meeting, hört den Ausführungen seines Vorgesetzten scheinbar
aufmerksam zu. Eine Frau in lässiger Freizeitkleidung geht mit dem Hund im Park spazieren und telefoniert dabei auf dem Mobiltelefon.
Wer von beiden arbeitet? Es ist interessant zu beobachten, wie sozialisierte Rollenbilder bei jedem von uns nachwirken – egal,
für wie aufgeschlossen wir uns selbst halten. Männer, so haben wir durch jahrelange Anschauung seit unserer Kindheit beigebracht
bekommen, sind im Schnitt häufiger berufstätig als Frauen. Arbeit wird im Büro erledigt, nicht im Park. Wer arbeitet, trägt
repräsentative Kleidung. In Konferenzen werden wichtige Dinge besprochen.
Doch wer sagt, dass der Mann im Meeting sich nicht kolossal langweilt und an den Fußballabend mit seinen Kumpels denkt? Woher
wissen wir, dass die Frau nicht gerade einen Deal über viele Millionen Euro abschließt? Arbeit hat heutzutage viele Gesichter
und doch fallen wir immer wieder in alte Raster zurück: Wir haben gelernt, wie Arbeit angeblich auszusehen hat: an einem Schreibtisch
in einem Büro sitzend. Wir haben gelernt, dass Fleiß in Stunden gemessen wird, Effizienz in Anwesenheit und Einsatzbereitschaft
anhand der Menge von Privatleben, die wir bereit sind, unserem Job zu opfern.
In der Easy Economy gelten diese alten Vorurteile nicht mehr und das ist nicht nur eine große Befreiung für die Angestellten.
Es entlastet |192| auch den Arbeitsprozess von der längst überholten Fixierung auf Zeit und verschiebt den Fokus stattdessen hin zur einzigen
Kennziffer, auf die es im Berufsleben wirklich ankommt: Ergebnisse. Wer seinen Job gut macht, muss dabei nicht wie ein kleines
Kind kontrolliert werden. So einfach ist das. Wie wir gesehen haben, setzen einige fortschrittliche Unternehmen diese Erkenntnis
bereits um und das ist für sie ein erheblicher Wettbewerbsvorteil. Noch einmal zusammengefasst: Die Easy Economy bedeutet
für Arbeitgeber:
leichteres Recruiting hochqualifizierter Mitarbeiter
gesteigerte Produktivität,
höhere Mitarbeiterzufriedenheit und Motivation, dadurch geringere Fluktuation,
leichtere Identifikation unproduktiver Mitarbeiter,
weniger Flurfunk, Meckern, demotivierende Gruppendynamik,
verbesserte Kreativität und Innovationsfähigkeit,
sinkende Immobilien- und Unterhaltungskosten,
besserer Worfklow, weniger Meetings,
größere Planungsflexibilität.
Leider sind die bislang vorgestellten Unternehmen nicht die Regel. Der größte Teil der deutschen Bürowirklichkeit dreht sich
vielmehr noch immer um Anwesenheitszwang und Ablenkung, um Überstunden und Chefs, die ihre Mitarbeiter ständig sehen wollen.
Um endlose Konferenzen, allmorgendliches Hetzen durch die Rush-Hour und eine Schreibtischuhr, die sich abends nur in Zeitlupe
auf den Feierabend zubewegt.
Aber was kann der Einzelne konkret tun, um dahin zu kommen? Was sind praktische Handlungstipps für Angestellte, die nicht
länger Schreibtischsklaven sein wollen? Wie können Eigentümer oder Manager die Vorteile der mobilen und flexiblen Arbeitsweise
für ihr Unternehmen nutzen? Wie sich die Easy Economy für Arbeitnehmer und Unternehmen, die bislang noch nicht so arbeiten,
im Alltag umsetzen lässt, wird das nächste Kapitel zeigen.
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|193| Kapitel 13
Die Easy Economy in der Praxis
»Work all day or work all night, it’s all the same
If you want the pay
(But do you really want the pain?)
Some drive tankers, some are bankers
Some are workers, some are not
It is time for a party
Liberation for the nation now«
»Crushed by the wheels of industry«, Heaven 17
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Flexibel werden, aber auf die Gefahren achten
Einige
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