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Morgen komm ich später rein

Titel: Morgen komm ich später rein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Albers
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werden, es an der Kommunikation
     zwischen Angestellten hapert und all das in Effizienzverluste und mangelnden Teamgeist mündet. Es kann sein, dass faule Mitarbeiter
     die neue Freiheit ausnutzen. Und, die vielleicht größte Angst des Chefs: Im Notfall erreicht er seine Angestellten nicht,
     weil die gerade im Kino oder im Park sind.
    Nicht alle diese Befürchtungen sind aus der Luft gegriffen. Vor allem die Begrenzung der ständigen Erreichbarkeit muss jeder
     einzelne für sich schaffen, wie wir in Kapitel 6 gesehen haben. Doch vor allem die vermuteten Nachteile aus Arbeitgebersicht
     lassen sich widerlegen. Cali Ressler und Jody Thompson, die Erfinderinnen von ROWE, haben über ihre Erfahrungen ein Buch geschrieben,
     in dem sie Antworten und Tipps für den Alltag potenzieller Nachahmer geben. Vor allem haben sie auf die meisten Einwände Antworten
     aus der Praxis parat. Die beiden vergleichen das Arbeiten in einer rein an Ergebnissen orientieren Umgebung mit einem Samstag,
     an dem man viel zu erledigen hat – Einkäufe, Zeit mit Freunden verbringen, einen Film sehen, Mittagessen, Rechnungen bezahlen
     undsoweiter. Weil man an diesem Tag aber Kontrolle über seine Zeit hat, arbeitet man alles ab, wie und in welcher Reihenfolge
     es einem am besten |198| passt. Und am Ende hat man in der Regel alles geschafft, ohne gestresst zu sein. »Wenn Menschen hohen Ansprüchen ausgesetzt
     sind, sie aber ein hohes Maß an Kontrolle über ihre Zeit haben, kann ihr Leben hektisch sein, aber beherrschbar. Sie finden
     heraus, was wann getan werden muss«, schreiben die beiden. Bei hohen Ansprüchen und wenig Kontrolle wird das Leben hektisch
     und elend. Es gibt nichts herauszufinden. »Man ist gefangen in einem System, das immer neue Ansprüche auftürmt, aber einem
     die Kontrolle verwehrt, diesen gerecht zu werden.«
    Aber ist Stress nicht oft auch gut, hilft er nicht, Mitarbeiter zu motivieren? Das mag stimmen. Stress ist nicht grundsätzlich
     schlecht. Arbeitsplatzrevolutionäre wie Ressler und Thompson sind nur gegen den zusätzlichen Stress, der entsteht, wenn man
     sich für seine Zeit rechtfertigen muss, keine Kontrolle über seinen Tagesablauf hat, bei der Arbeit beschäftigt tun muss,
     auch wenn man es nicht ist oder wichtige Dinge in seinem Privatleben nicht erledigen kann, weil man im Büro gefangen ist.
     »Die Arbeit bei Best Buy kann sehr intensiv sein«, so die ROWE-Erfinderinnen: »Wir wollen nicht, das die Menschen ihre Leidenschaft
     für das Unternehmen verlieren. Das ist positiver Stress. Den zusätzlichen Stress allerdings braucht niemand.«
    Werden die Mitarbeiter es nicht ausnutzen, wenn niemand mehr ihre Arbeitszeit kontrolliert? Ressler und Thompson vergleichen
     das mit der Studienzeit. An der Universität kann man weitgehend selbst entscheiden, welche Kurse und Vorlesungen man belegt,
     wann man lernt und wann feiert. Man kann auch nur faulenzen und Party machen, bloß erwirbt man dabei keine Scheine, kommt
     nicht weiter, schließt sein Studium nicht ab. Dasselbe gilt im Beruf: Wer faulenzt und seine Arbeit nicht erledigt, verliert
     seinen Job. Der Unterschied zwischen einer traditionellen Arbeitsumgebung und der flexiblen Easy Economy: In letzterer fliegen
     die Drückeberger eher auf, weil sich niemand mehr tarnen kann, indem er den ganzen Tag am Computer sitzt oder ein Meeting
     nach dem anderen besucht, statt wirklich zu arbeiten. »Unsere Erfahrung: In einer ROWE-Arbeitsumgebung verhalten sich die
     Menschen nicht weniger verantwortungsbewusst, |199| sondern mehr, weil sie mit Freiheit belohnt werden. Sie nutzen diese Freiheit nicht aus, sondern erledigen im Gegenteil mehr
     Arbeit als vorher.«
    Was, wenn man jemanden wirklich dringend erreichen muss, aber er ist Shoppen? In einer traditionellen Arbeitsumgebung kann
     man die Mitarbeiter auch nicht permanent erreichen. Egal, ob jemand gerade Lebensmittel einkaufen ist oder in einem Meeting
     – er ist beschäftigt. Der einzige Unterschied: Einkaufen zu gehen, ist im Büro sozial nicht akzeptiert. Außerdem, so Ressler
     und Thompson: »Wenn ein wirklicher Notfall eintritt und nur eine Person kann helfen, dann gibt es in diesem Unternehmen ein
     größeres Problem als die Erreichbarkeit dieser Person.«
    Fühlen sich die Mitarbeiter nicht isoliert, wenn sie nicht mehr alle zusammen jeden Tag ins Büro gehen? Das kann in der Tat
     ein Problem sein. Darum verabreden sich die Mitarbeiter bei Best Buy zu sozialen Aktivitäten außerhalb

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