Morgen komm ich später rein
deutsche Unternehmen setzen also die Easy Economy – in unterschiedlicher Ausprägung – in ihrem Arbeitsalltag ein, doch
einige praktischen Fragen sind noch offen: Was sind die Nachteile der Easy Economy? Wie und unter Anwendung welcher Management-Theorien
setze ich die Easy Economy als Vorgesetzter um? Welche Infrastruktur und Technologie ist dafür nötig? Was muss ich als Angestellter
konkret tun, um auch so frei arbeiten zu können? Wie bringe ich es meinem Chef bei? Und was fange ich mit der neu gewonnenen
Zeitsouveränität eigentlich an?
Zunächst geht es nun darum, was Arbeitgeber tun müssen, die die Easy Economy umsetzen wollen. Dazu beschreibe ich Einwände
aus der Praxis und wende mich noch einmal der Firma Best Buy zu, die mit ihrem ROWE-Programm auf wahrscheinlich radikalste
Weise den Arbeitsalltag in einem großen Unternehmen revolutioniert hat, seit mehreren Jahren erfolgreich so agiert und dabei
die üblichen Hindernisse und gängigen Fehler kennen gelernt hat, die mit der Implementierung von extremer Freiheit in vormals
rigide Organisationsmodelle einhergehen.
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|194| Die potenziellen Nachteile der Easy Economy
David Ladipo, Partner einer Londoner Beratungsfirma, sitzt auf der Terrasse eines Berliner Frühstückscafés und berichtet,
wie die IT-Abteilung des Unternehmens zu seinem privaten Glück beiträgt: »Ich kann mich von jedem Computer der Welt auf meinen
Bürorechner einwählen. Die Klienten merken nicht, ob ich in der Zentrale in London sitze oder mit dem Laptop in Deutschland.«
Diese Flexibilität nutzt der 38-Jährige, um mitten in der Woche seine Frau zu besuchen, eine Deutsche, die in Berlin lebt.
Gleich wollen die beiden eine Fahrradtour machen – an einem Freitag –, dafür wird Ladipo abends noch E-Mail-Korrespondenz
erledigen. Der Brite ist also eigentlich ein Paradebeispiel für die Vorteile der Easy Economy, aber er ist auch skeptisch,
was viele ihrer Folgen angeht. Beim Kaffee in der Vormittagssonne erzählt er anschaulich und pointiert, weshalb das so ist.
Herr Ladipo, womit verdienen Sie Ihr Geld?
David Ladipo: Wir beraten die Vorstände großer Aktiengesellschaften, was die Grundsätze ihrer Unternehmensführung angeht. Und wir stellen
siebzig im britischen FTSE-350-Index gelisteten Unternehmen spezialisierte Informationen und Anwendungen über Internet-Datenbanken
zur Verfügung.
Sie leiten also – zusammen mit zwei Partnern – ein erfolgreiches Unternehmen
, aber Sie sind eindeutig ein moderner, mobiler und nomadischer Arbeiter, oder?
Ladipo: Die Geschwindigkeit breitbandiger Internetanschlüsse und die Nutzung von Blackberrys machen es heute viel einfacher, von
zu Hause oder unterwegs aus zu arbeiten als noch vor fünf Jahren. Tatsächlich ist es so, dass Klienten, mit denen ich kommuniziere,
in der Regel nicht sagen können, ob ich gerade in Deutschland bin, in England oder Abu Dhabi.
Auch in London halten Sie sich nicht länger als nötig im Büro auf?
Ladipo: In unserem Unternehmen konzentrieren wir uns ausschließlich auf Ergebnisse. Nur deshalb lange im Büro zu bleiben, um positiv
aufzufallen, ist bei uns kein Thema. Wenn jemand früher als geplant mit einem Projekt fertig ist, geht er nach Hause, zum
Sport oder in den Pub.
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Sind klassische Arbeitszeiten ein Ding der Vergangenheit?
Ladipo: Im Gegenteil: Ich finde, die meisten Berufstätigen sollten sich wieder stärker am guten alten 9-to-5-Arbeitstag orientieren.
Als wir unsere Firma gegründet haben, haben wir abends sehr lange gearbeitet und oft auch am Wochenende. Aber nach und nach
wurde unser Zeitmanagement immer effizienter. Heute fangen wir etwa um zehn Uhr an und machen um 17 Uhr Feierabend. Es ist
doch so: Die wenigsten Menschen arbeiten effektiv sieben Stunden lang. Sie verschwenden bloß extrem viel Zeit damit ›im Büro
zu sein‹. Und dann geben sei damit an, wie hart sie arbeiten müssen. Das ist doch traurig.
Was empfehlen Sie stattdessen?
Ladipo: Statt auf den klassischen Arbeitstag mit pünktlichem Feierabend herabzuschauen und zu meinen, er sei altmodisch, uncool und
bürgerlich, sollte die so genannte kreative Klasse dafür kämpfen, wieder von neun bis fünf arbeiten zu können. Dann hätten
die meisten von ihnen viel mehr Freizeit, um kreativ zu sein und Zeit mit ihrer Familie und ihren Freunden zu verbringen.
Ich versuche, nicht jederzeit erreichbar zu sein. Ich stelle oft den Blackberry
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