Morgen komm ich später rein
einen beliebigen Arbeitsplatz
setzen, stöpseln sich ein und haben ohne Anmeldungsprobleme Zugang zu allen Datenbanken und Ressourcen der Bank.
Drahtloses Internet über W-LAN kommt dabei aus Sicherheitsgründen in vielen Bereichen nicht infrage und Händlerarbeitsplätze
müssen immer mit einem Kabel angebunden sein, das ist gesetzlich vorgeschrieben, darum ist für sie gar keine Mobilität möglich.
Doch für einige Mitarbeiter ist der feste Arbeitsplatz jetzt schon überholt. Manche entscheiden zum Beispiel morgens, welches
der fünf großen Frankfurter Büros der Deutschen Bank sie als Standort für den Tag wählen. Die Büros haben überall Gästearbeitsplätze
und man geht einfach mit dem Laptop unterm Arm dorthin. Soweit es in diesem Bereich zweckmäßig ist, können Mitarbeiter auch
von zu Hause aus arbeiten. Die Bank entwickelt da eine Vertrauenskultur und überlässt die Entscheidung dem Mitarbeiter und
seinem Vorgesetzten. In manchen Abteilungen gibt es einen wöchentlichen »Homeworking Day«, doch die Durchdringung der Überallarbeitsfähigkeit
ist noch unterschiedlich.
Das soll sich jetzt ändern, wenn die nächste Stufe des New Work Space startet. Schon heute hat das Projekt für einen Technologie
und Ausstattungsschub gesorgt, haben die relevanten Mitarbeiter Laptops und Blackberrys bekommen. Eine repräsentative Studie
von zwölf Bankstandorten hat für die nahe Zukunft eine erhebliche Mobilität vieler Mitarbeiter prognostiziert. Etwa 40 Prozent
der Mitarbeiter gehen als so genannte »Resident People« weiter täglich ins Büro, etwa 40 Prozent arbeiten als »Mobile People«,
und etwa 20 Prozent »Super-Mobile People« werden die technische Infrastruktur zu voll flexiblem Arbeiten erhalten.
Die Arbeitsplatzrevolution hat sich schon jetzt ausgezahlt: Der Flächenverbrauch wurde durch Desksharing, moderne Bürogebäude
und eine scharfe Reduktion der Papierablagen von 17 bis 19 Quadratmetern pro Mitarbeiter auf 10 bis 11,5 Quadratmeter heruntergefahren.
Außerdem seien der Wissensaustausch und damit das Risikomanagement viel besser geworden, weil die neue Arbeitsweise |186| innerhalb größerer Gruppen die informelle Kommunikation fördert. So erfährt der Mitarbeiter auch mal Dinge, die ihn vielleicht
nicht direkt betreffen, aber die sich später als wichtig heraus stellen. Womöglich ist diese verbesserte abteilungsübergreifende
Kommunikation ein Grund dafür, dass die Deutsche Bank aus der Kreditkrise der Branche vergleichsweise glimpflich hervorgegangen
ist.
Dass die Bank flexible Arbeitsmethoden so konsequent umsetzt, liegt auch an ihrem internationalen Geschäft: »Der globale Arbeitstag
findet zwischen 14 und 15 Uhr statt«, scherzt ein Mitarbeiter: »Dann ist es in New York acht Uhr morgens und in Singapur 21
Uhr, also machen wir dann die internationalen Videokonferenzen.« Der übliche Kommunikations-Dreischritt geht so: Grundsätzlich
werden Informationen erstmal über E-Mail ausgetauscht. Wo es wichtig wird, macht man eine Telefonkonferenz und in kritischen
oder kreativen Situationen eine Videokonferenz oder man trifft sich direkt. Letztere Variante ist bei der Deutschen Bank allerdings
auf dem kritischen Prüfstand: Seit 2007 hat sich das Unternehmen, auch im Sinne der Nachhaltigkeit, auferlegt, physische Reisen
möglichst zu vermeiden.
Die Flexibilisierung der Arbeit darf nach Angaben eines leitenden Mitarbeiters nicht als Sozialprogramm verstanden werden:
Man wolle es den Mitarbeitern damit nicht gemütlich machen, sondern lege sehr viel Wert auf Leistung – immerhin sei ein Firmenwert
ja »Passion to Perform« und das nehme man sehr ernst.
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Effizienter Workflow und weniger Meetings
Wer Heiko Humpal auf der Büronummer anruft, kommt schon mal ungelegen. »Oh hallo«, sagt er dann, »ich konnte Ihre E-Mail noch
nicht lesen – ich bin im Urlaub.« Böse ist er offenbar nicht über die Störung, denn die gehört zum Konzept: Alle Anrufe auf
seiner Kurzwahl werden automatisch aufs Handy umgeleitet, wenn er nicht am Platz ist. »Ich bin jetzt quasi jederzeit erreichbar
und kann mich nicht verstecken«, erklärt er: »Ich habe das Telefon in der Regel immer an.« Er geht also auch im Urlaub ans
Handy? »Naja, wenn’s die Nummer vom Chef ist, vielleicht auch mal nicht«, sagt er scherzend.
|187| Der Mann mit dem komplizierten Titel
Projektmanager Operative
Strukturplanung
ist in dem von der
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