Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Morgen komm ich später rein

Titel: Morgen komm ich später rein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Albers
Vom Netzwerk:
Grundriss der Stockwerke
     anzeigt. Rot markiert sieht man hier besetzte Schreibtische, grüne sind frei, denn 150 Mitarbeiter teilen sich 110 Arbeitsplätze.
     Hartenthaler hält seine Chipkarte an den Schirm, tippt auf einen freien Tisch und hat ihn damit für sich reserviert. Der Programmmanager
     hat dieses Desksharing-System hier eingeführt und preist die »große Flexibilität«, sowie die »Arbeitsatmosphäre, die Innovationen
     unterstützt, wo man leicht mit anderen in Kontakt kommt.«
    Danach geht es vorbei an Postfächern, die größtenteils leer und doch clever aufgerüstet sind: »Man bekommt ja heute immer
     weniger physische Post«, sagt er, »wenn aber doch ein Brief für mich ankommt, drückt der Hausservice den Knopf neben meinem
     Postfach und ich werde per E-Mail benachrichtigt, egal wo ich gerade bin.« Kommt ein Päckchen, wird gar per eingebauter Digitalkamera
     ein Foto gemacht und an die Benachrichtigungs-E-Mail angehängt. »So kann ich einen Kollegen bitten, das Paket für mich zu
     öffnen, wenn es dringend ist, ich aber nicht im Büro bin«, erklärt Hartenthaler.
    Am Schreibtisch angekommen, schließt er den mitgebrachten Laptop an einen großen Bildschirm an. Weil er sich für diesen Arbeitsplatz
     angemeldet hat, werden alle Telefonate automatisch hierhin umgeleitet. Das so genannte »Sharepoint-Portal« auf dem Rechner
     zeigt an, ob Kollegen heute im Haus sind, wo sie ihren Arbeitsplatz gebucht haben und ob sie gerade telefonieren. Alle Daten
     und Informationen über laufende Projekte sind digital übers Internet zugänglich, so dass Hartenthaler dieselbe Arbeitsumgebung
     hätte, wenn er zu Hause säße, in einem Hotel oder Café mit DSL-Zugang. »Bei uns muss man nicht jeden Tag ins Büro gehen«,
     sagt er – einige Kollegen arbeiten mehrere Tage pro Woche zu Hause: »Das ist ja auch die Basis fürs Desksharing: In dieser
     Zeit kann jemand anders an dem Arbeitsplatz sitzen.« Dadurch kann man Fläche reduzieren, die sonst nutzlos leerstehen würde.
     Das eingesparte Geld hat Hartenthaler in Technik investiert.
    Aber wer eben doch in die T-Labs-Räume kommt, profitiert von der offenen Raumarchitektur, die Kontakte leicht macht, Austausch |190| und Kreativität fördert. Und das nicht nur theoretisch. Während unseres Gesprächs in der Kaffeeküche sitzen Mitarbeiter auf
     dem Tresen und spielen Fußball auf einer fest installierten X-Box-Videospielkonsole. Wer im Büro kurz Ruhe sucht, geht in
     die abgetrennte Bibliothek oder eine der schalldichten »Denkerzellen«. Wer länger konzentriert arbeiten will, tut das eben
     von zu Hause aus.
    Die Kombination aus Desksharing mit technik-unterstützter Arbeitsplatzwahl, aus einer offenen Büroarchitektur mit Rückzugsmöglichkeiten
     und aus Arbeitsdaten, die von überall aus übers Internet zugänglich sind – das ist für Hartenthaler das Büro der Zukunft:
     Man kann hingehen, muss aber nicht. In den T-Labs, der Forschungs- und Entwicklungsabteilung der Telekom, wurde das zum ersten
     Mal so eingesetzt. Doch inzwischen wurde das Desksharing-Modell mit einem Arbeitsplatz-Buchungssystem auch auf die Großkunden-Abteilung
     T-Systems ausgeweitet und ist dort inzwischen an acht Standorten umgesetzt.
    Weil die technische Infrastruktur Voraussetzung für diese offene und flexible Form des Arbeitens ist, haben die Kollegen von
     T-Systems sie nicht nur für sich selbst adaptiert, sondern – viel wichtiger – ein Produkt daraus gemacht, das sie nun ihren
     Kunden anbieten. »Für T-Systems ist dieses Büro der Zukunft derzeit ein wichtiges Vertriebsthema«, sagt Hartenthaler: »Wir
     sehen eine sehr große Resonanz. Büroarbeit besser und effizienter zu organisieren, ist gerade ein Hype-Thema.« Viele Unternehmen
     waren in den letzten Jahren zurückhaltend mit Investitionen. Jetzt sehen sie, dass sie ihre Effizienz steigern müssen, um
     aus den Leuten, die sie haben, mehr herauszuholen, etwa, indem sie das Arbeitsumfeld optimieren.
    Das Timing sei richtig, denn mobiles Arbeiten funktioniere erst dann wirklich, wenn alle Anwendungen auf Internet-Anwendungen
     umgestellt sind. Hartenthaler: »Das war vor drei, vier Jahren erst in Ansätzen erkennbar – jetzt ist das kein Problem mehr.«
     Darum beobachtet der hauptberufliche Innovator derzeit viele Umstrukturierungsprozesse und Neubauvorhaben, bei denen seine
     Erfindungen in der Praxis angewandt werden: »Uns besuchen wöchentlich Firmen von der Pharmaindustrie bis zu Automobil-

Weitere Kostenlose Bücher