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Morgen trauert Oxford

Morgen trauert Oxford

Titel: Morgen trauert Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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Birmingham?«
    Ant wusste, dass er endlich etwas sagen musste. Er musste das Schweigen brechen. »Birmingham.«
    Gren fädelte sich in die linke Spur ein.
    Die Entscheidung war getroffen. Mit der Zeit würde möglicherweise alles einfacher werden. Angeblich gab es in Birmingham gute Möglichkeiten, Geschäfte zu machen. Und eines Tages würden sie vielleicht auch wieder eine Frau treffen. Natürlich keine wie Angel, aber eben eine Frau. Es wurde Zeit zu heiraten.
    Gren fuhr in den Kreisel. An der Abzweigung nach Birmingham sahen sie ein helles, wehendes Kleid und den erhobenen Daumen.
    »Da steht eine Anhalterin«, informierte Dime die anderen.
    Doch Gren stand längst auf der Bremse. Das Mädchen trat näher. Sie war bis auf die Haut durchnässt, und das Haar hing ihr in Strähnen über die Augen. Ant kurbelte das Fenster hinunter.
    Vor ihm stand Angel.
    »Wir fahren nach Birmingham. Sollen wir dich mitnehmen?«, fragte Ant.
    »Klingt gut«, antwortete Angel.
    »Dann steig ein.«
    »Ich habe deine Puppe mitgenommen«, sagte Coffin.
    »Danke, Coffin«, lächelte Angel. »Aber ich glaube, ich brauche sie nicht mehr.«
    »Behalt sie trotzdem«, sagte Ant. »Wir können sie für unsere Kinder brauchen.«
    »Meinst du?«, fragte Angel. »Wollt ihr wirklich, dass ich mitkomme? Ihr könntet Ärger bekommen.«
    »Ganz bestimmt nicht«, grinste Gren.
    »Wie sollten sie uns finden?«, ließ sich Ant vernehmen. »Sie halten Ausschau nach einer gewissen Julia Paley. Aber die existiert nicht mehr.«
    Plötzlich wurde Angel von einer Welle des Glücks überrollt. Sie hatte vergessen, wie es sich anfühlte, auf sich selbst gestellt zu sein. Hier war viel Platz für sie. Zwischen Coffin und Dime. Außerdem war es warm und trocken. Ganz im Gegensatz zu draußen auf der Straße.
    Gren fuhr an und gab Gas.
    »Wie geht es dir?«, wandte sich Angel an Dime.
    »Jetzt wieder gut«, antwortete Dime. »Hast du Hunger?«
    »Ein wenig«, musste Angel zugeben.
    »An der nächsten Raststätte halten wir an«, beschloss Dime.
    »Mir steht der Sinn nach einer anständigen Pizza«, sagte Angel. »Mit Tomaten und Käse. Und nach einer Portion Fritten.«
    Dime lächelte zufrieden in die Dunkelheit. Endlich lief alles wieder normal.
    »Es tut gut, wieder bei euch zu sein«, sagte Angel. »Ich fühle mich, als wäre ich heimgekommen.«
    »Das bist du«, bestätigte Coffin. »Es gibt nichts Besseres als die Familie. Du weißt doch, dass wir alles für dich tun würden.«
    »Wirklich?«
    »Ich jedenfalls schon«, sagte Coffin. »Wirklich alles.«

    Das Schrillen der Türklingel drang in Kates Traum ein und weckte sie auf. Mühsam öffnete sie ein widerstrebendes Auge und lugte auf den Wecker. Viertel vor zehn. Sonnenstrahlen fielen auf ihr Bett. Sie hatte Kopfschmerzen und überhaupt keine Lust aufzustehen. Warum sollte sie auch? Das nächste Kapitel konnte sie durchaus zu einem anderen Zeitpunkt schreiben. Genau genommen spielte es absolut keine Rolle, ob das Ding geschrieben wurde oder nicht.
    Wieder läutete es an der Tür.
    Geh weg, dachte sie. Am liebsten hätte sie es laut gesagt oder sogar gerufen, aber das hätte viel zu viel Mühe gemacht. Und wenn ihr schon zum Schreiben heute Morgen die Lust fehlte, um wie viel mehr galt dies für das Aufstehen! Camilla hätte sie vermutlich kritisch gemustert und ihr erklärt, dass sie unter einer Schreibblockade leide. Schreibblockade? Sie? Quatsch! So etwas passierte ausschließlich Amateuren. Profis erledigten ihre Arbeit. Sie konnten und durften sich keine Schwachheiten gestatten.
    Es klingelte weiter. Jetzt gleich zwei Mal. Außerdem polterte jemand mit der Faust gegen die Tür. Der Briefkastenschlitz klapperte. »Kommen Sie runter und machen Sie die Tür auf, Kate!«, rief der Störenfried durch die Öffnung. »Ich weiß genau, dass Sie zu Hause sind. Kommen Sie, und zwar ein bisschen plötzlich.«
    Halt die Schnauze und verschwinde, sagte eine Stimme in Kates Kopf. Doch inzwischen waren beide Augen offen, und ihre Füße schwangen sich fast wie von selbst unter dem zerknautschten, verschwitzten Deckbett hervor.
    »Bin schon unterwegs«, krächzte sie. »Geht es nicht ein bisschen leiser?«
    Morgenmantel. Sie sollte einen Morgenmantel anziehen. Irgendwie zurrte sie ihn um die Taille zusammen. Einen Knoten in den Gürtel zu machen überforderte ihre derzeitigen motorischen Fähigkeiten. Ungelenk stakste sie die Treppe hinab. Ihre Knöchel waren so steif wie die einer alten Frau, und ihr Atem würde

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