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Morgen trauert Oxford

Morgen trauert Oxford

Titel: Morgen trauert Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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oder geklaut und ist entweder Angel durch die Professorentür gefolgt, oder er hat sich durch die Menschenmenge am Eingang geschlichen. Sobald er im Innenhof war, dürfte sich niemand weiter um ihn gekümmert haben. Er hat ein Kindergesicht und sieht aus wie ein Unschuldsengel.«
    »Die Tatwaffe haben wir bisher übrigens nicht gefunden. Vermutlich haben Sie Recht; es handelt sich mit ziemlicher Sicherheit um einen Hammer. Ich verstehe nur nicht, wie er mit einem blutbeschmierten Hammer in der Hand das College hat verlassen können. So etwas dürfte selbst in diesem Trubel jemandem aufgefallen sein.«
    »Als ich Coffin das erste Mal in der Stadt sah, spielte er Flöte. Vor ihm stand einer dieser viereckigen, schwarzen Kästen, in denen man normalerweise Klarinetten oder Querflöten aufbewahrt. Er sammelte darin das gespendete Geld und benutzte ihn außerdem, um seine Flöten zu transportieren. Aber auch einen Hammer hätte er darin durchaus verbergen können. Mit einem solchen Koffer erregt man keinerlei Aufsehen – er hätte unbehelligt das College verlassen können.«
    »Wie die Gangster im finstersten Chicago-. Die haben ihren Geigenkasten. Und was hat er in dieser Zeit mit den Flöten gemacht?«
    »Sie in der Gesäßtasche seiner Hose verstaut.«
    »Olivias Mörder muss von oben bis unten mit Blut besudelt gewesen sein.«
    Kate verzog das Gesicht. Vor Blut ekelte sie sich. »Ich nehme an, der Talar hat ziemlich gelitten. Er hat ihn wohl anschließend ausgezogen und zusammengerollt. Im Zimmer neben Olivias Büro befand sich ein Waschbecken. Er konnte sich also durchaus auch die Hände waschen und innerhalb kürzester Zeit von verräterischen Spuren befreien.«
    »Und was hat er dann mit dem Talar gemacht?«
    »Ende Oktober wird in den Gärten der ganzen Stadt Feuer gemacht und Laub verbrannt. Meiner Ansicht nach hat er den Talar in eines dieser Feuerchen geworfen, ebenso wie den Flötenkasten.«
    »Den Hammer konnte er aber nicht so leicht loswerden.«
    »Vielleicht hat er ihn gereinigt und in diesem kleinen Laden verkauft. Oder er hat ihn in dem Haus zurückgelassen, in dem sie sich aufhielten. Möglicherweise trägt er ihn aber auch noch mit sich herum.«
    »Bleibt noch die Puppe.«
    »Ich glaube, er hat die Puppe für Angel mitgenommen. Zum Beispiel könnte er sie unter sein Sweatshirt gestopft haben. Er kam nur wenige Minuten nach Angel aus dem College. Wahrscheinlich hatte er ihr die Puppe gerade in die Hand gedrückt, als ich die beiden in der Broad Street traf. Jedenfalls verbarg sie eine Puppe unter ihrer Strickjacke, und es könnte durchaus die gleiche gewesen sein.«
    »Vielleicht haben Sie Recht. Aber es gibt nicht einen einzigen Beweis.«
    »Dann können wir doch sicher das Thema wechseln, oder?«, schlug Kate vor.
    »Das halte ich für eine ausgezeichnete Idee. Ist Ihnen eine Möglichkeit eingefallen, wie ich einer möglichen Anzeige wegen Fahrens unter Alkoholeinfluss entgehen könnte?«, fragte Paul.
    »Ich zeige Ihnen das Gästezimmer.«

    Auf der Rückbank des Lieferwagens holte Coffin eine seiner Flöten hervor und begann zu spielen. Angel, die früher Julia Paley geheißen hatte, summte fröhlich mit. Schon kurze Zeit später fielen alle ein. Laut singend fuhren sie Richtung Autobahn.
    Bald schon würden sie Birmingham erreichen und ganz von vorn anfangen. Wenn Angel einverstanden war, konnten sie in Birmingham heiraten. Sollte sie sich jedoch noch nicht dazu bereit fühlen, würden sie eben warten. Angel war auf dem Weg der Besserung. Lange konnte es nicht mehr dauern.

    Am ersten November um 18.05 Uhr landete Dr. Rory Williams auf dem Flughafen Heathrow. Eine Stunde und zehn Minuten später holte er sein Auto vom Langzeitparkplatz ab und fuhr nach Oxford, wo er im Osten der Stadt ein Haus besaß. Auf Langstreckenflügen schlief er nie besonders gut. Er freute sich darauf, früh zu Bett zu gehen und lange auszuschlafen.
    Die Zeit im Ausland hatte ihm gut getan. Er hatte sich allmählich an den Gedanken gewöhnen können, dass Lynne ihn unmittelbar vor seiner Abreise verlassen hatte. Rasch korrigierte er sich: dass er Lynne gestattet hatte zu gehen. So war es besser. Es klang weniger brutal als die andere Variante.
    Er würde Lynne nicht vermissen. Sie waren nur zwei oder drei Wochen zusammen gewesen. Als sie ging, hatte sie eine Riesen-Show abgezogen und ihm erklärt, sein Haus sei allenfalls eine bessere Müllkippe, und wenn er nicht allmählich zivilisiertere Angewohnheiten annehme, würde

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