Morgen trauert Oxford
weiß, die Einladung kommt ziemlich kurzfristig, und es ist auch ein ungewöhnlicher Tag, um auszugehen. Aber leider muss ich mein Sozialleben mit meinen Schichten unter einen Hut bringen«, fuhr er fort, als Kate nicht antwortete.
Ihr Problem war, dass sie absolut nicht wusste, ob sie mit jemandem wie ihm in ihrem Leben zurande kam. Was würden ihre Freunde sagen? Bei einem männlichen Wesen in schwarzem Leder mit Nieten, gegeltem Haar und Pferdeschwanz würden sie keine Miene verziehen. Auch nicht bei einem weiblichen Wesen mit Bürstenschnitt. Einen Menschen ohne jegliche Bildung, einen, der deutlich zu alt oder viel zu jung war – das alles würden ihre Freunde akzeptieren. Aber einen Polizisten? Keiner von ihnen würde wissen, wie er sich mit ihm unterhalten sollte.
Sie war zu lang stumm geblieben.
»Oder gefällt Ihnen mein Vorschlag nicht?« Paul klang ungewöhnlich schüchtern. Dabei wusste Kate, dass das durchaus nicht seine Art war. »Wie wär’s?«
Wenn sie jetzt nicht schnell antwortete, würde er sein Angebot zurückziehen.
»Danke. Das ist eine wirklich gute Idee. Aber warum kommen Sie nicht lieber zu mir?«, schlug sie vor. »Ich koche nicht schlecht. Außerdem könnten Sie Ihrer Freundin Susanna guten Tag sagen und sich vergewissern, dass ich bestens für sie sorge.«
»Wenn Sie wollen … Vielen Dank.« Er klang überrascht.
»Falls wir uns entschließen sollten, über Angel und ihre Freunde zu sprechen, ist es bei mir zu Hause sicher einfacher als in der Öffentlichkeit, oder?«
Vor allem aber war es einfacher, als eventuell einen ihrer Freunde zu treffen und ihm erklären zu müssen, dass sie mit einem Polizisten ausging.
»Was denken Sie, wer es getan hat?«, fragte Paul.
Kate hatte ein dreigängiges Menü serviert. Die erste Flasche Wein war bereits leer, und soeben öffneten sie die zweite. Paul legte eine neue CD ein und setzte sich neben Kate auf das Sofa.
»Ich habe lange darüber nachgedacht. Meiner Meinung nach muss es Coffin gewesen sein.«
»Wie kommen Sie darauf?«, fragte Paul, während er beide Gläser erneut füllte.
»Können Sie nach so viel Wein etwa noch fahren?«
»Vermutlich nicht. Wir werden wohl über eine Alternative nachdenken müssen. Während Sie Ihren Wein trinken, fällt Ihnen vielleicht etwas ein.«
Er pflückte die Katze vom Ende des Sofas, wo sie versuchte, ihre Krallen zu schärfen, und brachte sie in die Küche, wo sie sich sofort in ihrem Körbchen zusammenrollte.
»Mir war klar, dass diese Katze eine starke Hand braucht.« Kate hatte ihn beobachtet.
»Warum glauben Sie nicht, dass es einer von den anderen gewesen sein könnte?«, forschte er weiter, nachdem er sich wieder gesetzt hatte. »Ich halte Ant für den Täter. Er ist intelligent genug und ausgesprochen tatkräftig.«
»Aber er hat Angst vor Hunden. Sogar vor kleinen, freundlichen. Nie im Leben hätte er einen Raum betreten, in dem sich Ludo aufhielt.«
»Und Dime?«
»Dime hätte es nie und nimmer geschafft, ins College zu kommen. Man hätte ihn innerhalb einer halben Minute als Eindringling erkannt und wieder an die frische Luft gesetzt.«
»Was spricht gegen Gren?«
»Gren führt eine Art zweites Leben. Er hat überall seine Kontaktleute. Er und Ant sind Händler. Unternehmer. Er wird sich kaum intensiv genug mit Angels Angelegenheiten beschäftigt haben, um einen Mord für sie zu begehen.«
»Und deshalb glauben Sie, dass es Coffin war.«
»Ich glaube, er war fähig, es zu tun. Und außerdem ›wegen des merkwürdigen Vorgangs mit dem Hund in der Nacht‹«, sagte Kate.
»Was für ein Hund? Und welche Nacht?«
»›Der Hund tat in dieser Nacht gar nichts. Das ist ein merkwürdiger Vorgang‹, bemerkte Sherlock Holmes. Ein Zitat«, erklärte Kate. »Zunächst dachte ich, dass mir bei Brendans Hund Ludo irgendetwas entgangen wäre. Er gehorchte nur einer einzigen Person, und das war Olivia. Den Professor beachtet er überhaupt nicht, und Liam muss bereits beim bloßen Anblick eines Hundes niesen. Mir hat das Vieh die Schuhe zerkaut und einen meiner Lieblingsohrringe verspeist.«
»Und sie glauben, dass Coffin mit ihm fertig geworden wäre?«
»Wenn überhaupt jemand, dann Coffin. Er liebt Hunde. Er spricht mit ihnen und bittet Ant auch immer wieder, selbst einen halten zu dürfen. Das hat Angel mir erzählt. Ant will aber nicht, weil er, wie gesagt, große Angst vor Hunden hat.«
»Wie gelangte er ins College?«
»Wahrscheinlich genau wie ich. Er hat einen Talar geliehen
Weitere Kostenlose Bücher