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Morgen trauert Oxford

Morgen trauert Oxford

Titel: Morgen trauert Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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herhat«, raunte Dime Angel zu. »Er ist einfach genial, findest du nicht?«
    Sie überquerten die Brücke in Richtung Stadtzentrum. Je weiter sie in die Stadt vordrangen, desto öfter mussten sie Dime von Schaufenstern wegholen. Besonders die teuren Feinkostgeschäfte in der High Street hatten es ihm angetan.
    »Du bist schlimmer als ein fünfjähriger Junge«, schimpfte Ant, während er Dime von einer Auslage klebriger Kuchen wegzerrte.
    »Von Fünfjährigen will ich nichts wissen«, sagte Angel und trat Dime gegen die Knöchel, als Ant nicht hinsah.
    »Kommt«, rief Ant ihnen zu. »Hier entlang.«
    »Einen Augenblick«, sagte Coffin, blieb an der Ecke stehen und lauschte kurz und kritisch einem Geiger. »Nicht schlecht«, urteilte er. »Allerdings wird es allmählich zu kalt für Geigen. Sie verstimmen sehr schnell.«
    »Hatte er viel Geld eingenommen?«, erkundigte sich Ant.
    »Nicht allzu viel«, antwortete Coffin. »Höchstens ein paar Pfund.«
    »Es fehlt ihm eben an der richtigen Organisation«, erklärte Ant. »Im Gegensatz zu uns.«
    »Er hat nicht den richtigen Standort«, sagte Dime weise.
    Sie folgten Ant durch eine Seitenstraße und fanden sich plötzlich im mittelalterlichen Oxford wieder. Steinmauern in einem warmen Grauton säumten die Straßen, schwarze Eisenlampen baumelten in ihren Halterungen.
    »Mir ist langweilig«, beschwerte sich Angel. »Ich will nach Leicester.«
    »Jetzt besichtigen wir erst einmal die Colleges«, sagte Ant. »Und natürlich auch das Theater und das runde Ding mit der Kuppel, das auf allen Postkarten ist.«
    »Ich dachte, wir halten Ausschau nach guten Plätzen für Straßenmusik«, motzte Angel.
    »Ich habe euch doch gesagt: Heute machen wir einen Familienspaziergang.«
    Ant führte sie durch ein schmales Gässchen, das einen Biergarten durchquerte. Dime genoss die Bier- und Essensdüfte mit sichtlichem Vergnügen. Ant und Coffin mussten ihn mit sanfter Gewalt an der offenen Kneipentür vorbeilotsen. Weiter ging es durch ein schmales, gewundenes Sträßchen entlang der Stadtmauer. Schließlich erreichten sie einen weiten, mit rundlichen Steinen gepflasterten Platz, auf dem sich ein rundes Kuppelgebäude erhob, das einem überdimensionalen Pfefferstreuer glich. Links von ihnen lugte ein aus fast golden wirkendem Stein erbautes und wie ein doppelstöckiger Hochzeitskuchen geschmücktes College hinter einem reich verzierten Eisengitter hervor. Coffin steckte neugierig seine Nase durch die Streben.
    »Was mag das sein?«, fragte er.
    »Sieht ziemlich alt aus, finde ich«, antwortete Ant. »Wahrscheinlich eines der Colleges.«
    »Und das runde Ding da auf dem Platz?«, wollte Coffin wissen.
    »Auch ein College«, gab Ant selbstbewusst zurück. Das Pfefferstreuer-Gebäude hatte Ähnlichkeit mit der St. Pauls Cathedral, war aber deutlich kleiner. »Vielleicht auch eine Kirche«, lenkte Ant ein.
    Hinter ihnen befand sich ein weiteres altes Gemäuer mit einem Turm und Zinnen.
    »Und das da drüben?« Angel wies mit dem Finger auf den Turm. Noch nie hatte sie so viel alte Architektur auf so engem Raum zusammengepfercht gesehen.
    »Wahrscheinlich sind das hier alles Colleges. Oder eben Kirchen«, sagte Ant. »Und jetzt aufgepasst. Das hier ist wichtig.«
    »He«, ließ sich Angel vernehmen, die sich ein Stück von den anderen entfernt hatte, »da vorne ist eine richtige Stadtführung.«
    »Vergiss sie. Eure Führung findet hier statt«, mahnte Ant streng. Doch Angel und Coffin hatten sich bereits zu der Gruppe um den Stadtführer gesellt. Ant und Dime blieb nichts anderes übrig, als sich anzuschließen, wenn sie beisammenbleiben wollten. Die Gruppe wurde von einem jungen Mann in Streifenblazer und Strohhut geführt, der mit einem zusammengerollten Regenschirm über seinem Kopf herumfuhrwerkte, um die Aufmerksamkeit seiner Zuhörer auf sich zu lenken. Er begann, die Sehenswürdigkeiten aufzuzählen.
    »Wir stehen jetzt vor der Radcliffe Camera«, fing er an und warf dem Neuzugang seiner Truppe einen argwöhnischen Blick zu. Gerade wollte er sich erkundigen, ob die Neuen ein Ticket vorweisen konnten, da gewahrte er den wütenden Ausdruck auf Ants Gesicht und besann sich anders. »Sie ist die älteste in Rundbauweise errichtete Bibliothek des Landes. Der Name des Architekten war James Gibbs.«
    »Da sitzen tatsächlich jede Menge Leute drin und lesen«, stellte Coffin ungläubig fest, nachdem er durch ein Fenster gespäht hatte.
    »Das Besondere an diesem Platz ist, dass er

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