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Morgen trauert Oxford

Morgen trauert Oxford

Titel: Morgen trauert Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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mehr lang ein Problem darstellen«, gab Olivia zurück.
    »Gut. Also …«
    Er gab sich wirklich Mühe, verständnisvoll zu sein und ihren Standpunkt gutzuheißen, aber Olivia machte es ihm nicht leicht. Sie äußerte weiter Gehässigkeiten, und Kate hörte Liams Füße auf dem Teppich scharren und das Rascheln von Papier, als er ein Buch aufhob und darin blätterte. Es waren die ersten Anzeichen dafür, dass er unruhig wurde und dem Gespräch ein Ende bereiten wollte. Kate fragte sich, ob Olivia ihn bereits durchschaute. »Bist du fertig, Olivia?« Gleich würde er sich davonmachen.
    »Noch lange nicht. Und ich denke, du weißt sehr genau, warum ich dich hergebeten habe.« Ihre Stimme hatte einen hysterischen Beiklang.
    »Nicht schon wieder, Olivia. Bitte. Ich weiß, dass du mich für das verantwortlich machst, was passiert ist, aber wir haben damals alles durchgesprochen. Wir haben die Entscheidung gemeinsam getroffen.«
    »Gefühlskalter Scheißkerl.« Kate hatte nicht den Eindruck, dass sie noch über die Ternan-Briefe sprachen. »Du hast geredet. Ich musste zuhören. Du hast die Entscheidung getroffen. Ich musste mich fügen.«
    »Und was soll ich jetzt tun? Kann ich überhaupt etwas tun?«
    »Meiner Meinung nach liegt das klar auf der Hand.«
    »Findest du nicht, dass du ein wenig voreilig bist? Hast du schon einmal mit jemandem darüber gesprochen? Vielleicht brauchst du ja professionelle Hilfe.«
    »Wen schlägst du vor? Einen Berater? Meinen Arzt? Wie wäre es mit dem Rektor?«
    »Mach dich nicht lächerlich, Olivia. Ich sehe zwar, dass du ein Problem hast, aber ich glaube, das hat längst nichts mehr mit mir zu tun.« Recht hat sie, dachte Kate. Liam ist wirklich ein gefühlskalter Scheißkerl. Aber vielleicht stellte Olivia auch nur unmögliche Forderungen.
    »So kommst du mir nicht davon, Liam.«
    »Mag schon sein, aber ich muss jetzt trotzdem gehen. Ich muss noch eine Vorlesung vorbereiten und ein Essay lesen …«
    »Du versuchst nur wieder, dich aus der Affäre zu ziehen, Liam. Du denkst, du kannst einfach gehen, wenn es mal ein bisschen schwieriger wird. Aber in diesem Fall hast du dich getäuscht.«
    Kate hörte Liam seufzen. Sein Stuhl knarrte. Olivia hat nicht den richtigen Ton getroffen, dachte sie. Gleich verschwindet er. Wenn sie etwas mit ihm besprechen wollte, war sie jetzt auf der Verliererseite.
    »Hör zu, Olivia, das haben wir alles schon zigmal durchgekaut. Ich glaube kaum, dass dem noch etwas hinzuzufügen ist.« Liam stand auf und ging zur Tür. »Ich muss jetzt wirklich zurück ins Büro.« Kate konnte sich vorstellen, wie er mit der Hand auf der Klinke dastand. Interessiert fragte sie sich, was Olivia jetzt tun würde. Hatte sie bereits das Stadium erreicht, in dem sie mit Sachen um sich warf?
    »Oh nein, so leicht kommst du hier nicht raus.« Olivias Stimme war schrill geworden.
    Kate hörte, wie Liam die Tür öffnete und dann Olivias hastige Schritte. Sie folgte ihm nach draußen.
    »Auf Wiedersehen, Olivia. Ich muss jetzt wirklich weg.« Diese Litanei kannte Kate nur allzu gut.
    »Du kannst doch nicht einfach so gehen!« Jetzt schrie Olivia wirklich. Beider Schritte verschwanden die Treppe hinunter. Beinahe hoffte Kate, dass Olivia Liam etwas an den Kopf werfen würde.
    »Hör auf, mir eine Szene zu machen!« Liam hasste Szenen.
    »Wir müssen reden. Wir müssen eine Entscheidung treffen.«
    »Du hast dich doch längst entschieden. Du willst nur, dass ich zustimme«, antwortete Liams sich entfernende Stimme. Olivias Antwort konnte Kate nicht mehr verstehen, aber sie hörte die Wut heraus. Das war ihre Chance! Sie kroch hinter dem Aktenschrank hervor, lief zum Schreibtisch, nahm Blatt Nummer sechzehn heraus und war im Handumdrehen draußen.
    Olivia und Liam konnte sie nicht mehr hören. Nachdem sich ihr Herzklopfen ein wenig beruhigt hatte, stieg sie langsam die Treppe hinunter, trat aus dem Gebäude in den Hof und ging Richtung Freiheit.
    Als sie durch den Torbogen zum Clifford-Hof kam, blieb sie plötzlich stehen. Eine vertraute Gestalt kam ihr entgegen. Genau genommen waren es zwei vertraute Gestalten: Brendan Adams und Ludo. Kate verschmolz mit der Mauer. Dem Hund Ludo misstraute sie zutiefst.
    »Ah, meine nette junge Freundin Kate!«
    »Hallo Professor.«
    »Sagen Sie doch bitte Brendan. Ludo, Platz!« Der Hund zeigte sich in keiner Weise beeindruckt. Kate fiel ein, dass Ludo ausschließlich auf Olivia hörte. »Haben Sie unserer energischen Frau Dr. Blacket einen Besuch

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