Morgen wirst Du frei sein (German Edition)
dass sie Jessica umgebracht hat.«
»Du willst jetzt aber nicht sagen, dass du sie verständnisvoll eingeladen hättest, bei dir wohnen zu bleiben, Mama zu spielen und das Konto deiner Mutter zu plündern?« Zecke lachte laut auf. Mittlerweile war er betrunken.
»Ich weiß es nicht«, antwortete ich leise. »Was wäre wenn. Das alte Lied.«
»Na, und jetzt?«, lallte Zecke.
»Gehe ich ins Bett.«
Am Sonntag fuhr ich nach Kleinspornach. Ungeachtet der Selbstsicherheit, die mir der Fund in Theas Haus verliehen hatte, war ich nervös. Wie sollte ich mit der veränderten, mir einen klaren Vorteil verschaffenden Situation umgehen? Taugte Offensive als Strategie? Sollte ich Thea die Rechnungen präsentieren und sie bitten, ihre Sachen zu packen? Oder wäre es besser abzuwarten? Worauf wollte ich warten? Würde Thea überhaupt bemerken, dass jemand ihr Haus betreten hatte? Wahrscheinlich nicht, wir hatten keine Spuren hinterlassen.
Doch! Da fehlten die Schriftstücke, was ihr nicht entgehen würde. Fiele ihr Verdacht auf mich? Fraglos. Was hätte das für Folgen? Würde sie mich zur Rede stellen? Wozu? Was änderte das? Würde sie mich töten?
Sie tötete mich nicht, sie überrumpelte mich.
»Na, was habt ihr Helden jetzt wieder ausgetüftelt?«, fragte sie, kaum dass ich meine Tasche ausgepackt und es mir mit einer Tasse Kaffee gemütlich gemacht hatte. »Ich seh´s dir an der Nasenspitze an, also raus mit der Sprache!« Sie setzte sich mit gegenüber.
Ich wurde unruhig, stand auf und stellte mich ans Wohnzimmerfenster. Pokerspieler würde ich in diesem Leben sicher nicht mehr werden, zumindest kein erfolgreicher. Thea hatte sich zu mir umgedreht, ließ mich nicht aus den Augen.
»Ich hab die Quittungen«, murmelte ich in meinen Kaffee und trank einen Schluck, um Thea nicht ansehen zu müssen.
»Ach?« Sie schien überrascht, aber eher neugierig. »Erzähl!«, forderte sie mich auf.
»Ich weiß, wo du wohnst, wie du heißt, dass Dein Haus abgerissen werden soll.« Schweiß trat mir aus allen Poren, die Hand mit der Tasse zitterte.
Sie schwieg. Dann klatschte sie in die Hände. Ich starrte sie an. Sie lächelte, applaudierte und nickte mir zu.
»Glückwunsch. Du wirst besser. Allmählich muss ich mich vorsehen.« Sie zwinkerte mir zu. »So wirklich glücklich aber wirkst du nicht. Was ist das Problem? Du hast jetzt die Beweise, die du brauchst, um mir Einhalt zu gebieten. Allerdings weißt du nicht, ob ich Kopien habe, stimmt´s? Ich kann dich beruhigen, ich besitze keine.«
Ich wartete.
»Du bist unsicher, weil diese Zettel dir letztlich kaum einen Vorteil bringen. Ein Anruf bei der Polizei reicht, um sie die Spur aufnehmen zu lassen. Sie werden den Autovermieter befragen, der wird sich erinnern. Sie werden deine Mutter suchen. Sie werden im Baumarkt nachfragen. Sie werden Blutreste finden, auch wenn ich noch so gründlich geputzt habe. Aber das alles hatten wir schon mal, erinnerst du dich? Dein Freund war dabei.«
Sie schüttelte den Kopf, wirkte ernsthaft betrübt. »Allein die Frage, wo eigentlich deine Mutter ist, bringt dich in Erklärungsnot. Du bist ein kleiner, naiver Bub, Christian. Wie abgebrüht müsstest du sein, um dir eine tolle Geschichte auszudenken?«
Sie hatte recht. Ich hatte die Beweise, doch sie brachten mich keinen Schritt weiter. Ich versuchte es dennoch. »du hängst mit drin!«, sagte ich trotzig. »Du weißt alles, hast die Identität meiner Mutter angenommen, bist also Mittäterin.«
Thea lachte. »Ich wohne mit deinem Einverständnis hier. Du hättest mich von Anfang an rauswerfen und die Polizei verständigen müssen, wenn du nicht gewollt hättest, dass ich hier lebe. Und wieso Identität? Ich heiße Thea. Die Namensähnlichkeit mit deiner Mutter ist schlicht Zufall. Ich habe weder den Namen deiner Mutter angenommen, noch trete ich unter diesem auf. Ich bin hier die Haushälterin, mehr nicht. Woher soll ich wissen, dass du deine Mutter getötet hast?«
»Du hast Jessica ...« Ich brach ab. Es gab keinen Beweis, kein Indiz. Nicht einmal einen Verdacht.
Thea lächelte nachsichtig.
32. Kapitel
»Leute, ich bin Scheidungsanwalt, kein Strafrechtler«, wehrte er ab.
»Aber du hast Jura studiert. Und du kennst dich mit psychischen Störungen aus«, appellierte Zecke.
Der Mann im grauen Jogginganzug lachte. »Und du kannst Auto fahren. Deiner Argumentation folgend, müsstest du einen Motor zerlegen können, oder?«
Er zwinkerte mir zu. »Lasst uns ernsthaft
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