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Morgen wirst Du frei sein (German Edition)

Morgen wirst Du frei sein (German Edition)

Titel: Morgen wirst Du frei sein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Martini
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nicht auskannte, wollte ich sicherheitshalber ein Backup der Datei bei einem kostenlosen Webdienst anlegen. Ich registrierte mich, lud die Daten hoch und löschte sie auf meinem Rechner. Keine Spuren mehr hinterlassen!, ermahnte ich mich und kontrollierte, ob die Route im Aufzeichnungsmodul noch vorhanden war. Der Speicher war leer, der Menüpunkt verschwunden.
    Ich fuhr den Computer herunter und ging ins Bett. Morgen würde ich Theas Fährte aufnehmen. Aus dem Gejagten war ein Jäger geworden.
     

30. Kapitel
     
    Ich saß im Auto und beobachtete das Haus. Es unterschied sich nicht von denen, die in Kleinspornach verfielen. Einst ein kleines, durchaus aber stattliches Bauernhaus, lag es jetzt hinter Schutt und Schrott fast verborgen in einer Senke. Die Fenster blind, die Läden schräg in den Angeln, der Putz bröckelnd. Das Dach bog sich bedrohlich durch, mehrere Ziegel fehlten.
    Es bestand kein Zweifel, das, was vor mir lag, war Theas Ziel gewesen. Wenn sie hier gelebt hatte, war ihr Wunsch nach einem neuen, einem besseren Zuhause nachvollziehbar. Meines musste für sie ein Paradies sein. Einen Moment spürte ich Mitleid, doch dann erinnerte ich mich daran, was sie mir angetan hatte. Nein, diese Frau verdiente mein Mitgefühl nicht.
    Obwohl das Gebäude einsam und leer wirkte und die nächstgelegenen Häuser außer Hörweite waren, traute ich mich nicht, den Wagen zu verlassen und das Gelände zu erkunden. Würde ich ertappt, während ich hier herumschnüffelte, hätte ich meinen besten, nein, meinen einzigen Trumpf verspielt.
    Ich überlegte kurz und beschloss dann, es riskieren zu können, mich als Spaziergänger auszugeben. Ich parkte den Wagen an der Bushaltestelle in der Dorfmitte, dort, wo sich die beiden Straßen trafen, die diese Bezeichnung verdienten. Alle anderen Wege waren unbefestigt, wenngleich sie so aussahen, als würden sie häufig befahren.
    Ich entschied mich bewusst dafür, mein Auto nicht zu verstecken. Offenheit sei die beste Tarnung, hatte ich in irgendeiner Reportage gelesen, in der es um Verbrecher ging, die mitten unter uns leben und doch niemals als Täter identifiziert werden.
    Kein Mensch war zu sehen, als ich die Straße entlang schlenderte, die Kapuze meines Sweaters tief ins Gesicht gezogen, den Kragen meiner Jacke aufgestellt, die Hände in den Hosentaschen vergraben. In München, selbst in einer Kleinstadt, wäre ich nicht aufgefallen, hier aber, wo sich kaum jemals Fremde blicken ließen, musste man mir geradezu mit Argwohn begegnen. Doch niemand interessierte sich für mich.
    Ich bog ab und kam einige hundert Meter weiter vor dem Haus an, in dem, wie ich vermutete, Thea gelebt hatte. Mein Handy hatte ich griffbereit in der Tasche. Ich holte es heraus und begann so unauffällig wie möglich Fotos zu machen, während ich vorbeispazierte.
    Auf der Rückseite stapelte sich Sperrmüll, es stank nach Sickergrube. Ein eingestürzter Hühnerstall und ein verrotteter Zaun, aus dem ein Baum wuchs, boten einen traurigen Anblick. Niemand hatte sich je die Mühe gemacht, das Anwesen zu erhalten. Wie konnte man hier leben?
    Ich marschierte weiter bis zu einer Weggabelung, an der ein Kreuz stand. Dort schaute ich mich um, blickte über Felder und Wiesen. Leere und Trostlosigkeit hatten sich über das Land gelegt.
    Ich kehrte um und machte weitere Fotos. Dann beschloss ich, mein Glück nicht weiter herauszufordern und an einem anderen Tag wiederzukommen.
     
    »Gut«, nickte Zecke. »Gut, dass du so vernünftig warst, erstmal die Lage zu sondieren.«
    »Nachts ist es ungeschickt, weil man das Licht der Taschenlampe sehen würde«, dachte ich laut nach. »In dieser düsteren Bude ist es sicher ab Einbruch der Dämmerung stockdunkel. Also muss ich tagsüber da rein.«
    »Aber nicht allein!«
    Er hatte recht. Nicht nur bedeutete es ein geringeres Risiko, das Haus zu zweit zu durchsuchen, es nähme auch weniger Zeit in Anspruch.
    »Wo versteckt man Beweismittel in Form eines Blattes Papier?«, grübelte ich. »Die Rechnung kann überall in dieser uralten Bude sein. Da sind bestimmt Holzböden, da bieten sich ohne Ende Versteckmöglichkeiten. Lockere Dielenbretter und so.«
    »Glaubst du wirklich, sie denkt daran, dass sie ein Versteck braucht? Ich meine, sie hat keine Veranlassung zu vermuten, dass du weißt, wo sie wohnt«, gab Zecke zu bedenken.
    Ich trank mein Bier aus und winkte dem Wirt. »Noch zwei!«
    Wir hatten uns nach der Arbeit in unserer Kneipe in der Nähe der Uni getroffen. Das

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