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Morgen wirst du sterben

Morgen wirst du sterben

Titel: Morgen wirst du sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina Mayer
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Wohnungstür war nämlich schon offen. Sie musste vergessen haben abzuschließen, als sie mit Christian zum Essen gegangen war. Dachte sie. Aber dann erinnerte sie sich ganz genau, dass sie die Tür zugezogen hatte.
    Und nun war sie auf. Aufgebrochen. Jemand hatte ein Stemmeisen zwischen Türrahmen und Tür geschoben.
    Julie schloss die Augen und hörte, wie das Blut in ihren Ohren rauschte, und spürte das Hämmern in ihrem Kopf. Nein. Nicht heute, nicht jetzt.
    Aus der Wohnung drang ein lautes Rascheln. War der Dieb etwa noch in der Wohnung? Sollte sie die Polizei rufen?
    Christian, dachte sie. Und rannte los, stürmte die Treppen wieder nach unten und drückte mit der linken Hand seine Klingel und hämmerte mit der rechten gegen seine Tür.
    Es dauerte eine ganze Weile, bis er aufmachte. Er wirkte verschlafen, aber als er ihr Gesicht sah, war er sofort hellwach. »Ist was passiert?«
    »Bei mir … oben in der Wohnung … da ist jemand drin.«
    »Was? Wer?«
    »Einbrecher.«
    »Bei dir ist jemand eingebrochen?«
    »Ich glaube, sie sind noch da. Kannst du die Polizei rufen?«
    Er starrte sie ungläubig an. »Bist du dir sicher?«
    »Die Tür ist offen. Aufgebrochen. Und ich habe was gehört.«
    »Warte hier.«
    Bevor sie noch etwas sagen konnte, war er an ihr vorbeigerannt und stürmte die Treppen nach oben.
    »Bist du bescheuert?« Sie rannte ihm nach, aber er war viel schneller.
    »Christian, warte auf mich, verdammt noch mal!«
    Er hörte sie nicht oder wollte sie nicht hören. »Hallo?«
    Jetzt war er oben angekommen. Seine Stimme schallte durchs Treppenhaus, sie klang laut und vollkommen furchtlos. Aber das würde ihm nichts nützen. Die Taktik funktionierte vielleicht in Bonn, aber nicht hier in Hamburg.
    »Mach keinen Mist!« Sie flog jetzt die Treppen hinauf.
    Die Tür zu ihrer Wohnung stand sperrangelweit offen. Drinnen war alles still. »Christian?«
    »Scheiße.«
    Sie atmete tief durch und trat ein.
    »Bleib draußen!«, rief Christian.
    Zu spät. Sie stand schon neben ihm. Und sah, was er ihr hatte ersparen wollen: die Verwüstung. Die Einbrecher hatten ihre Bücher aus dem Regal gerissen und die Blumen aus den Kästen vor dem Küchenfenster. Abgerissenene Blüten und Erde waren überall verteilt: in der Küche, im Flur, auf dem hellgelben Teppich im Wohnzimmer. Alle Fenster standen offen. Der Durchzug hatte die Blätter und Zettel von ihrem Schreibtisch geweht, das war das Rascheln gewesen, das sie vorhin gehört hatte.
    »Diese Schweine«, sagte Christian. »Diese Stadt ist echt das Letzte.«
    Sie starrte an die Wand. Auf die Unterschrift, die der Eindringling dort hinterlassen hatte.
    »Ich ruf die Polizei.« Christian zog sein Handy aus der Tasche. »Wo bewahrst du denn deine Wertsachen auf? Bargeld, Kreditkarte, Schmuck? Du musst nachsehen, was die geklaut haben.«
    »Die haben nichts geklaut.«
    »Bitte?« Er tippte die Nummer des Notrufs in sein Handy.
    »Lass das«, sagte Julie scharf.
    Er sah sie überrascht an. »Was ist denn jetzt los?«
    »Keine Polizei«, sagte Julie.
    »Ich verstehe kein Wort.«
    »Ich weiß, wer das getan hat.«
    Valerie hatte das getan.
    Valerie hatte die Tür aufgebrochen, Valerie hatte Julies Blumen aus den Kästen gerissen und die Wohnung verwüstet. Valerie hatte ein rotes V an die Wand über ihrem Sofa gesprüht.
    Ich hätte wissen müssen, dass so was passiert, dachte Julie. Und dachte daran, wie Valerie sich im letzten Sommer an Dennis gerächt hatte, nachdem sie ihn mit Jackie erwischt hatte. Valerie hatte die beiden zufällig auf dem Sommerdom gesehen, eng umschlungen in der Achterbahn. Danach war die Beziehung mit Dennis zu Ende gewesen, aber erledigt war das Ganze für Valerie noch lange nicht.
    Sie hatte sich sein Auto vorgenommen, ein fast neues Audi Cabriolet, das ihm mehr bedeutete als jedes Mädchen auf dieser Welt. Julie hatte Schmiere gestanden, während Valerie die Reifen aufstach, die Seitentür aufbrach und mit Sprühsahne einen Totenkopf auf die Rückbank sprühte. Weil die Sahne sofort danach in sich zusammenfiel und Valerie auch keinerlei Übung im Sprayen hatte, sah das Ganze hinterher aus wie ein nasses Smiley. Ein stinkendes Smiley, denn es war ein heißer Sommer und die Sahne wurde sofort schlecht. Wahrscheinlich würde Dennis beim Geruch von verdorbener Milch sein Leben lang an Valerie denken.
    »Ich muss echt aufpassen, dass ich dich nie wütend mache«, hatte Julie später zu Valerie gesagt. Daran erinnerte sie sich jetzt. Und an das,

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