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Morgen wirst du sterben

Morgen wirst du sterben

Titel: Morgen wirst du sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina Mayer
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mich. Und scheidest mich aus. Dann bin ich nur noch ein Haufen Scheiße.«
    Sie sprang ebenfalls auf. »Sag mal, spinnst du? Was ist das denn für ein Schwachsinn?«
    »Das ist kein Schwachsinn«, sagte er ernst. »Das sind meine Gefühle.«
    »Dein Gefühl sagt dir, dass du mir nicht vertrauen kannst?«
    Er betrachtete sie nachdenklich. Dann zuckte er mit den Schultern. »Mein Gefühl sagt: Sei vorsichtig. Das Risiko ist zu groß.«
    »Welches Risiko?«
    »Dass du mir das Herz brichst.«
    In dieser Nacht schlief Christian in seiner Wohnung und Julie in ihrer. Bevor sie schlafen ging, drehte sie den Schlüssel zweimal um und legte das Vorhängeschloss vor. Sie machte alle Fenster zu, obwohl es eine warme Sommernacht war und die Wahrscheinlichkeit eher gering, dass jemand im vierten Stock durchs Fenster kletterte.
    Sie ließ in allen Räumen das Licht brennen, sogar im Bad. Nur im Schlafzimmer machte sie es aus.
    Eine Stunde später schaltete sie es wieder an. Sie konnte einfach nicht einschlafen. Weil ihr Christians Worte nicht aus dem Kopf gingen. Wenn ich die ganze Zeit hier bei dir bleibe, dann bin ich verloren.Mein Gefühl sagt mir: Sei vorsichtig.
    Recht hat er, dachte Julie. Ich würde mir ja selbst auch nicht trauen. So wie ich ihn bisher behandelt habe. Und nach allem, was ich ihm über mich und Valerie erzählt habe.
    Sie überlegte, ob sie zu ihm nach unten gehen sollte. Wie schön es jetzt wäre, sich an ihn zu schmiegen! Bestimmt wartete er nur darauf, dass sie zu ihm kam. Aber zwischen Christian und ihr lag das dunkle Treppenhaus. Vielleicht lauerte der Einbrecher da draußen. Julie erschauderte. Dann piepste ihr Smartphone, das auf dem Nachttisch lag. Und Julie lächelte. Eine SMS . Das war Christian, der es genauso wenig ohne sie aushielt wie sie ohne ihn.
    »Na, endlich«, murmelte sie, während sie nach dem Telefon griff.
    Sie klappte es auf und rief die Nachricht ab. Die SMS kam aber nicht von Christian. Der Absender hatte seine Nummer unterdrückt.
    Gott spart das Unglück des Gottlosen auf für dessen Kinder. Er vergelte es ihm selbst, dass er’s spüre, stand da. Darunter als Unterschrift ein einziger Buchstabe: V.

A ls ich aus dem Hort komme, wartet Dad auf mich. Wie wär’s mit einem Eis?, fragt er. Chocolate-Chip oder hast du jetzt eine andere Lieblingssorte?
    Ich bin so froh, dass er endlich da ist, dass ich auch Pistazie essen würde, obwohl ich davon immer fast kotzen muss.
    Wir essen Eis und er fragt: Wie geht es dir?
    Gut, sage ich. Jetzt geht es mir ja gut.
    Und Mama?, fragt er. Besuchst du sie manchmal?
    In der Klapse darf man keine Besuche kriegen. Papa will auch nicht, dass ich von ihr rede. Darf ich jetzt wieder nach Hause?, frage ich Dad.
    Erst muss Mama wieder gesund werden, sagt er. So lange musst du bei deinem Papa wohnen.
    Kann ich nicht mit zu dir kommen?, frage ich.
    Das geht nicht, sagt Dad. Ich muss oft verreisen. Da kann ich dich leider nicht mitnehmen.
    Mir macht es nichts aus, wenn ich mal allein bin, sage ich.
    Er isst sein Eis. Er hat mich nicht gehört. Mal sehen, sagt er dann. Mal sehen heißt Nein.
    Ich bring dich nach Hause, sagt er. Er meint in Wirklichkeit: zu Papa.
    Vor dem Haus, in dem ich jetzt wohne, gibt er mir einen Kuss.
    Komm doch mit, ich zeig dir mein Zimmer, sage ich. Ich hab jetzt neues Lego. Wir können was bauen.
    Das geht nicht, sagt Dad. Dein Papa und ich verstehen uns nicht so gut. Ist vielleicht besser, wenn du ihm nicht sagst, dass ich da war. Dann sagt er noch: Ich schreib dir. Wir sehen uns bald. Versprochen.
    Ehrenwort?
    Du kannst dich auf mich verlassen, sagt er.

10
    Philipp war schweißgebadet, als sie in der Germersheimer Straße aus dem Auto stiegen. Dabei hatte sein Renault eine Klimaanlage. Nicht die Hitze war daran schuld, dass er so schwitzte. Es war die Angst, die pure Panik.
    »Cool bleiben«, sagte Marcel, der leicht reden hatte. Es ging ja nicht um seine Zukunft und um seinen Kragen.
    »Vielleicht hätte ich doch lieber vorher anrufen sollen«, murmelte Philipp.
    »Quatsch. Du willst sie doch überrumpeln, oder?«
    »Und wenn sie nicht zu Hause ist?«
    »Dann kommen wir später wieder. Mann, Philipp, reiß dich zusammen! Wir haben unseren Plan jetzt doch oft genug durchgekaut: Du stellst sie zur Rede und nagelst sie fest. Gib ihr keine Gelegenheit, sich rauszureden oder dich irgendwie einzuwickeln! Wenn du sie hart genug angehst, ist sie nach ein paar Minuten fällig und gesteht alles.«
    »Ich werd sie nicht anzeigen«, sagte

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